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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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unseren Füßen von einem doppelten Schlag erschüttert wurde. Als wir aus dem Haus und durch den Vorgarten rannten, quoll bereits weißer Rauch aus dem Keller.
    »Weißer Phosphor«, erklärte Nightingale.
    Ein dünner, schriller Schrei kam von irgendwo aus dem Haus. Nicht menschlich, aber doch recht menschenähnlich.
    »Haben Sie das gehört?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete Nightingale, »und Sie auch nicht.«
    Besorgte Nachbarn kamen aus ihren Häusern gestürzt, um zu sehen, ob ihre Besitztümer in Gefahr waren, aber Nightingale zeigte ihnen seinen Dienstausweis. »Keine Sorge, wir haben überprüft, ob sich jemand im Haus befand«, rief er den Leuten zu. »Ein Glück, dass wir zufällig vorbeikamen.«
    Der erste Löschwagen kam drei Minuten später angerast. Wir wurden vom Haus weggescheucht. Bei einem Brand kennt die Feuerwehr nur zwei Arten von Menschen   – Opfer und Hindernisse   –, und wenn man keins von beiden sein will, sollte man den Feuerwehrmännern tunlichst aus dem Weg gehen.
    Frank Caffrey erschien ebenfalls am Schauplatz, nickte Nightingale kurz zu und marschierte zum Feuerwehrkommandanten, um sich über den Vorfall informieren zu lassen. Nightingale musste mir nicht erst erklären, wie die Sache ablaufen würde: War das Feuer erst einmal gelöscht, würde Frank als Brandermittlungsbeamter den Schauplatz genauer untersuchen, einen plausiblen Grund für den Ausbruch des Feuers feststellen und alles beseitigen, was auf das Gegenteil hindeuten mochte. Zweifellos gab es auch eine ähnlich diskrete Vorgehensweise im Hinblick auf die Überreste der beiden Leichen im Keller. Die ganze Sache würde schließlich als einer der Hausbrände, die auch bei Tag immer wieder ausbrachen, ad acta gelegt werden. Wahrscheinlich ein Kurzschluss, glücklicherweise war gerade niemand zu Hause, vielleicht sollte man sich doch gelegentlich einen Rauchmelder kaufen, nicht wahr?
    Und so, Ladies and Gentlemen, verfahren wir hier im alten London mit Vampiren.
     
    Wie sich Erfolg anfühlt, lässt sich nur schwer beschreiben. Noch bevor es mir tatsächlich gelang, meinen ersten Zauber zustande zu bringen, merkte ich, dass ich der Sache immer näher kam. So ähnlich, wie wenn du versuchst, an einem frostigen Morgen das Auto zu starten. Ungefähr eine Stunde, nachdem ich mit meinen Übungen angefangen hatte, spürte ich, wie etwas in meinen Gedanken »klick« machte. Ich hielt inne, atmete tief durch und öffnete die Hand.
    Und da war sie   – ungefähr so groß wie ein Golfball und so leuchtend hell wie die Morgensonne: eine Lichtkugel.
    Im selben Augenblick wurde mir klar, warum Nightingale darauf bestanden hatte, dass ich meine Übungen immer in der Nähe eines gut gefüllten Waschbeckens durchführen sollte. Im Gegensatz zu seiner Lichtkugel war meine gelb und strahlte Hitze aus   – sehr viel Hitze. Ich schrie auf vor Schmerz und stieß meine Hand ins Wasser. Die Lichtkugel flackerte kurz und erlosch.
    »Hand verbrannt, hm?«, sagte Nightingale. Ich hatte ihn nicht eintreten hören.
    Ich zog die Hand aus dem Wasser und untersuchte die Brandwunde. Auf der Handfläche war ein rosaroter Fleck zu sehen, der aber nicht sehr ernst aussah.
    »Ich hab’s geschafft!«, verkündete ich und konnte es selbst kaum glauben. Ich hatte echte Magie zustande gebracht! Das war kein Theatertrick, den Nightingale veranstaltet hatte.
    »Gleich noch mal«, ordnete er an.
    Dieses Mal hielt ich die Hand direkt über das Waschbecken, konzentrierte mich auf den Schlüsselgedanken und öffnete die Hand.
    Nichts geschah.
    »Sie dürfen nicht an die Schmerzen denken«, sagte Nightingale. »Suchen Sie nach dem Schlüssel und fangen Sie noch mal an.«
    Ich suchte nach dem Schlüssel, spürte, dass gewissermaßen der Motor ansprang, und öffnete die Hand.
    Es verbrannte mich wieder, war aber deutlich weniger heiß als beim ersten Mal. Außerdem hatte ich meine Hand sehr dicht über das Becken gehalten. Trotzdem   – dieses Mal würde ich wohl eine Brandblase bekommen.
    »Noch mal«, befahl Nightingale. »Verringern Sie die Wärme und behalten Sie nur das Licht.«
    Überrascht stellte ich fest, dass es mir jetzt sehr leichtfiel, der Anweisung zu folgen. Schlüssel, Kraft, öffnen   – mehr Licht, weniger Hitze. Dieses Mal war es nur noch Wärme, nicht mehr Hitze, und von gelblicher Farbe, wie eine alte 4 0-Watt -Birne.
    Nightingale musste mich nicht noch einmal auffordern.
    Ich öffnete die Hand und brachte eine perfekte Lichtkugel

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