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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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zustande.
    »Jetzt halten«, befahl Nightingale.
    Es war eine Art Balanceakt auf der Handfläche, theoretisch einfach, aber in der Praxis dauerte es nicht mal fünf Sekunden. Meine wunderbare Lichtkugel zerplatzte wie eine Seifenblase.
    »Gut«, kommentierte Nightingale. »Ich sage Ihnen jetzt ein Wort, das Sie jedes Mal wiederholen, wenn Sie den Zauber durchführen. Es ist sehr wichtig, dass der Zauber beständig wirkt.«
    »Warum?«
    »Erkläre ich gleich. Das Wort lautet
Lux

    Ich wandte den Zauber erneut an, Schlüssel, Motor. Beim Öffnen sagte ich das Wort. Die Kugel blieb länger erhalten   – die Sache fiel mir definitiv immer leichter.
    »Ich möchte, dass Sie den Zauber weiter üben«, sagte Nightingale. »Und nur diesen Zauber, mindestens eine ganze Woche lang. Sie werden den Drang verspüren, ein wenig zu experimentieren, etwa das Licht heller scheinen oder die Kugel herumfliegen zu lassen   …«
    »Man kann die Kugel herumfliegen lassen?«, fragte ich.
    Nightingale seufzte. »Nicht während der nächsten Woche. Üben Sie, bis das Wort der Zauber wird und der Zauber zum Wort wird. Bis Sie sagen können, ›
Lux ‹
, und es wird Licht.«
    »
Lux
– aus welcher Sprache kommt das eigentlich?«
    Nightingale blickte mich überrascht an. »Das ist Latein und bedeutet Licht. Bringt man euch denn in der Oberschule kein Latein mehr bei?«
    »Nicht in meiner Oberschule«, murmelte ich.
    »Machen Sie sich nichts draus. Ich kann Ihnen auch Latein beibringen.«
    Was hab ich doch für ein Glück, dachte ich.
    »Und warum muss es lateinisch sein?«, wollte ich wissen. »Warum benutzen Sie nicht einfach englische Wörter oder erfinden welche?«
    »
Lux
, also der Zauber, den Sie gewirkt haben, ist etwas, das wir
Forma
nennen«, erklärte er. »Jede der Grundformen, die man lernt, hat einen Namen   –
Lux, Impello, scindere
und so weiter. Hat man sich diese Formen erst einmal angeeignet, kann man sie kombinieren, um komplexere Zaubersprüche zu bilden, so ähnlich, wie man mit Wörtern ganze Sätze formen kann.«
    »Wie Musiknoten?«, fragte ich.
    Nightingale grinste erfreut. »Genau wie Musiknoten.«
    »Aha   – und warum benutzt man dann nicht einfach Musiknoten?«
    »Weil in der Hauptbibliothek Tausende Bücher stehen, in denen Zaubersprüche genau beschrieben werden, und alle benutzen die Standardformen des Lateinischen.«
    »Vermutlich wurde das alles von Sir Isaac erfunden?«, fragte ich.
    »Die ursprünglichen Formen werden in den
Principia Artes Magicae
beschrieben«, erklärte Nightingale. »Aber im Laufe der Jahre gab es gewisse Veränderungen.«
    »Und wer hat die Veränderungen eingeführt?«
    »Leute, die es nicht lassen können, an allen möglichen Dingen herumzufummeln«, antwortete Nightingale. »Leute wie Sie, Peter.«
    Newton schrieb, wie alle anständigen Intellektuellen des 17.   Jahrhunderts, natürlich in Latein, denn das war damals die internationale Sprache der Wissenschaft, Philosophie und, wie ich erst später herausfand, auch der Luxuspornographie. Ich fragte, ob es auch eine Übersetzung gebe.
    »Nicht von den
Artes Magicae
«, antwortete er.
    »Damit nicht womöglich auch noch das gemeine Volk die Zauberei erlernt, stimmt’s?«
    »Genau«, nickte Nightingale.
    »Und   – eigentlich will ich’s gar nicht wissen   – auch alle anderen wichtigen Bücher sind vermutlich in Latein geschrieben?«
    »Nicht alle. Manche sind auch auf Arabisch oder Griechisch«, erklärte Nightingale.
    »Wie lange braucht man, um alle Formen zu erlernen?«, wollte ich wissen.
    »Zehn Jahre«, antwortete er, »wenn Sie hart dranbleiben.«
    »Dann wird’s wohl besser sein, ich mache gleich weiter.«
    »Üben Sie noch zwei Stunden, dann sollten Sie aufhören und eine mindestens sechs Stunden lange Pause einlegen.«
    »Ich bin nicht müde«, wandte ich ein. »Ich könnte noch den ganzen Tag so weitermachen.«
    »Wenn Sie es übertreiben, hat das Konsequenzen.«
    Das klang gar nicht gut, daher fragte ich: »Welche Art von Konsequenzen?«
    »Hirnschlag, Herzanfall, Aneurysma   …«
    »Und wie merke ich, dass ich es übertrieben habe?«
    »Wenn Sie einen Hirnschlag, Herzanfall oder ein Aneurysma bekommen«, antwortete Nightingale.
    Mir fiel wieder Brandon Coopertowns verschrumpeltes Blumenkohlgehirn ein. Und Dr.   Walids Worte: »So sieht Ihr Gehirn unter dem Einfluss von Magie aus.«
    »Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Zaubermeister«, murmelte ich.
    Nightingale stand bereits an der

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