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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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abging.
    »Was ist mit deinem Handy passiert?«, fragte sie sofort.»Ich hab den ganzen Vormittag versucht, dich anzurufen.«
    »Es ist bei einem Zauberversuch draufgegangen«, erklärte ich. »Gut, dass du mich daran erinnerst   – kannst du mir ein Airwave besorgen?« Airwaves waren die supermodernen digitalen Handfunkgeräte der Polizei.
    »Warum beantragst du nicht eins bei deinem Boss?«
    »Du machst wohl Witze«, gab ich zurück. »Ich glaube nicht, dass Nightingale auch nur weiß, was ein Airwave ist. Oder überhaupt ein Funkgerät. Ich bin mir nicht mal sicher, was Telefone betrifft.«
    Lesley sagte zu, uns in der Neal Street zu treffen.
    Es regnete in Strömen, als wir den verkehrsberuhigten Teil der Earlham Street entlangkrochen. Ich hielt an der Ecke an, von wo aus wir einen freien Blick auf den Pub und den Treffpunkt der Fahrradkuriere hatten. Beverley blieb im Auto, während ich hinüberlief, um im Pub nachzuschauen, ob der Arzt schon eingetroffen war. Das war nicht der Fall; der Pub war praktisch leer.
    Mein Haar war klatschnass, als ich wieder ins Auto stieg, aber ich hatte immer ein Handtuch in meiner Observationstasche und drückte damit das Wasser aus meinen Haaren. Aus irgendeinem Grund fand Beverley das ausgesprochen komisch.
    »Lass mich das machen«, sagte sie.
    Ich gab ihr das Handtuch. Sie beugte sich herüber und fing an, mir den Kopf trocken zu rubbeln, wobei sich eine ihrer Brüste an meine Schulter drückte und ich einen schier übermächtigen Zwang unterdrücken musste, den Arm um ihre Taille zu legen. Ihre Finger gruben sich in meinen Skalp.
    »Kämmst du dich eigentlich jemals?«, fragte sie.
    »Zu viel Mühe«, antwortete ich. »Ich trimme es nur jedes Frühjahr sehr kurz.«
    Sie fuhr mit der Handfläche über meinen Hinterkopf und ließ sie dann leicht auf meinem Nacken liegen. Ich spürte ihren Atem an meinem Ohr.
    »Du hast wirklich nicht viel von deinem Dad abgekriegt, was?« Beverley setzte sich wieder auf ihren Sitz zurück und warf das Handtuch auf den Rücksitz. »Deine Mum muss ziemlich enttäuscht gewesen sein, bestimmt dachte sie, du würdest schöne platte Haare von ihm erben.«
    »Es hätte auch noch schlimmer kommen können«, sagte ich. »Zum Beispiel, wenn ich ein Mädchen geworden wäre.«
    Unwillkürlich fasste sie an ihre eigenen Haare   – geglättet und seitlich zu Rattenschwänzen zusammengebunden, die ihr bis auf die Schultern reichten. »Du hast ja keine Ahnung«, sagte sie. »Und das ist auch der Grund, warum du mich hier nicht aus dem Auto bekommst.« Sie nickte in Richtung der regennassen Straßen.
    »Aber wenn du doch angeblich eine Göttin bist   …«
    »Orisa«, korrigierte mich Beverley. »Wir sind Orisa. Keine Geister oder
Genii locorum
– sondern Orisa.«
    »Warum kannst du dann nicht was gegen das Wetter tun?«
    »Erstens«, sagte sie übertrieben langsam und geduldig, »mischen wir uns nicht in das Wetter ein und zweitens sind wir hier in Nordlondon und dieser Bezirk gehört meinen älteren Schwestern.«
    Ich hatte im Folly einen Stadtplan mit den Flüssen vonLondon aus dem 17.   Jahrhundert gesehen. »Das wären dann wohl Fleet und Tyburn?«, fragte ich.
    »Du kannst sie Tyburn nennen, wenn du den Rest deiner Tage aufgehängt an einem Haken verbringen willst«, sagte Beverley. »Ansonsten sag lieber Lady Ty zu ihr, solltest du sie jemals kennenlernen. Du wirst sie allerdings nicht kennenlernen wollen. Und sie wird dich auch nicht kennenlernen wollen.«
    »Ich folgere daraus, dass du mit ihnen nicht besonders gut auskommst?«, fragte ich.
    »Fleet ist okay, nur ziemlich neugierig. Ty ist wahnsinnig eingebildet, wohnt in Mayfair, geht dauernd zu smarten Schickeria-Partys, kennt nur ›wichtige Leute‹.«
    »Und ist Mamas Liebling?«
    »Nur weil sie alles Mögliche mit den Politikern auskungelt«, erklärte Beverley. »Mit denen trinkt sie Tee auf der Terrasse des Parlaments. Während ich mit Nightingales Laufbursche in einem rostigen Vehikel hocke.«
    »Ich hab dunkel in Erinnerung, dass du es warst, die nicht nach Hause gehen wollte.«
    Im Rückspiegel sah ich Lesleys Auto, das hinter uns anhielt. Sie blendete mehrmals auf und stieg aus. Ich beugte mich schnell über die Sitzlehne und öffnete ihr die Hintertür. Der Regen klatschte mir so hart ins Gesicht, dass ich prusten musste, und Lesley warf sich praktisch auf den Rücksitz.
    »Ich glaube, das gibt eine Überschwemmung«, sagte sie, griff nach meinem Handtuch und trocknete sich das

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