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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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– das Boot ist nicht bei Weathelhope gelandet.«
    »Das ist ja schlimm«, meinte der Yankee lächelnd, – »aber wo denn sonst?«
    »Das weiß ich eben nicht«, rief der Ire ärgerlich und stampfte mit dem Fuß auf den Boden.
    »Ihr habt mir in der Sache allerdings kein Stillschweigen auferlegt, Mr. O'Toole«, bemerkte Smart feierlich, »ich versichere Euch aber nichtsdestoweniger, und zwar ganz aus freien Stücken, daß ich keiner sterblichen Seele dieses mir anvertraute Geheimnis je – selbst nicht unter peinlicher Tortur – vertrauen oder gestehen werde.«
    »Smart, die Sache ist ernsthafter, als Ihr glaubt«, rief O'Toole ärgerlich. – »Allerdings weiß ich nichts Bestimmtes, ein Geheimnis liegt aber diesen Booten zugrunde. Jenes Fahrzeug ist nicht drüben gelandet, aber auch nicht, weder stromauf noch stromab, am Ufer hingefahren; ich bin eine ganze Strecke hinauf- und hinuntergegangen, und überall haben mir die Leute versichert, es könne kein Ruderboot, außer mit umwickelten Rudern, zu jener Stunde an ihrem Ufer vorbeigefahren sein, ohne daß sie es gehört hätten. Weshalb sind nun die Burschen dahinübergefahren, wenn sie nicht landen wollten? Einfach deshalb, um uns hier glauben zu machen, sie gingen dorthin, während ihr Ziel ganz woanders lag, – und weit kann das Ziel auch nicht von hier sein, sie hätten sich sonst nicht solche unnütze Mühe mit uns gegeben. Ich bin jetzt – und das ist eigentlich die Sache, die ich Euch mitteilen wollte – fest davon überzeugt, daß die Bootsleute irgendwo drüben im Sumpf, ja vielleicht sogar hier auf der Arkansasseite einen Schlupfwinkel haben, wo sie, wenn sie nichts Schlimmeres tun, wenigstens ihre Spielhöllen unterhalten und andere ehrliche Christenmenschen dadurch unglücklich zu machen suchen. Meinen armen Bruder haben sie in solcher Spielspelunke auch einmal bis aufs Hemd ausgezogen und nachher halbnackt vor die Tür geworfen. Es wäre ein Werk der Barmherzigkeit, ein solches Nest zu zerstören und überhaupt eine Bande hier aus der Gegend zu vertreiben, die nichts Gutes, aber unendlich viel Elend über ihre Nachbarn bringen kann. Hier oben das Haus, der Graue Bär, wie sie es nennen, ist auch ein solcher Platz, dem ich von Herzen wünsche, daß ihn der Mississippi einmal bei nächster Gelegenheit mit fortspülte.«
    »Hm – ja«, sagte Smart endlich nach ziemlich langer Pause, während er sich das Kinn strich und gar ernsthaft vor sich niedersah. – Das, was ihm Tom Barnwell an diesem Morgen erzählt hatte, fiel ihm fast unwillkürlich wieder ein, und er blickte sinnend auf den Strom hinaus, den aus Sümpfen kommender leichter Nebel umzog und mit einem dünnen beweglichen Schleier bedeckte. »Und Ihr wißt ganz sicher, daß sie nicht drüben gelandet sind?« fragte er endlich. »Nicht etwa bei Millers unten? Denn von da an führt auch noch ein Weg durch den Sumpf.«
    »Das dachte ich ebenfalls«, rief O'Toole, »und ließ mich deshalb die Mühe nicht verdrießen, hinabzulaufen, aber Gott bewahre! Millers Nigger, Jim, Ihr kennt ihn ja, hat von Dunkelwerden an das Ufer nicht verlassen und schwört Stein und Bein, es sei keine Katze in der Zeit vorbeigeschwommen, viel weniger an Land gestiegen. Und in den Rohrbruch, unten und oben, können sie doch wahrhaftig auch nicht ohne ganz besondere Gründe hineingekrochen sein. Beiläufig gesagt, ich war auch bei dem Deutschen dort unten, Brander heißt er, glaube ich, der neulich hier auf einmal krankgesagt wurde und nach dem der Doktor in Nacht und Nebel fortsprengen mußte. Aber kein Finger tut ihm weh oder hat ihm die letzten acht Tage wehgetan. Ich will gerade nicht be— aber da kommt einer von der Bande; seid ruhig, wir bereden die Sache ein andermal.«
    Smart wandte sich schnell nach dem so Bezeichneten um, erkannte aber niemand anders als unseren alten Freund Tom Barnwell, der nach seinem Boot gesehen hatte und nun am Ufer heraufschlenderte. Als er den Wirt bemerkte, ging er rasch auf ihn zu und rief ihn schon von weitem an:
    »Nun Sir, – wie ist's? Habt Ihr Euch des armen Mädchens erbarmt? Wollt Ihr sie nicht wieder auf die Straße hinausstoßen?«
    »Ei nun«, lächelte Jonathan, »ich hätte das schon gern getan, aber – meine Frau will das nicht. Sie besteht darauf, das arme Kind bei sich zu behalten und es zu pflegen, bis es wieder gesund ist; nachher soll es aber erst recht dableiben und ihr in der Wirtschaft helfen.«
    »Das haben Sie durchgesetzt?« rief der junge Mann

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