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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Leute nächtlicherweile des Stromaufruderns unterzögen, um nur nicht entdeckt zu werden und in Strafe zu verfallen.«
    »Sonderbar bleibt das«, sagte Smart; – »das Flußvolk – Ihr nehmt mir die Benennung nicht übel – ist doch sonst gerade nicht so entsetzlich furchtsam vor den Gesetzen, die sie wahrhaftig am allerwenigsten genieren.«
    »Smart«, – rief jetzt der Ire plötzlich, »ich habe mein Wort gegeben, dem Boot nachzuspüren, und ich will es halten. Vorerst lande ich einmal bei Bredschaw und lasse mir von dem sagen, was er weiß, und dann untersuche ich die Weideninsel und die darauffolgenden Nummern, eine nach der anderen. Finde ich verdächtige Spuren, so hole ich Hilfe und spüre die Sümpfe ab. Bei St. Patrick, ich will doch sehen, ob ich so auf den Kopf gefallen bin, daß ich am hellichten Tage Gespenster sehe, wenn keine da sind.«
    »Wann fahrt Ihr ab?« fragte Tom.
    »Gleich; – das verschiebe ich keinen Augenblick länger«, lautete die Antwort; »wollt Ihr mit?«
    »Ich gehe allerdings auch stromab, aber jetzt noch nicht. Ich darf jenes unglückliche Mädchen wenigstens heute noch nicht aus den Augen lassen und kann morgen immer noch zeitig genug in Viktoria eintreffen, ehe Edgeworth sein Boot ausgeladen hat, noch dazu, da er Mr. Smarts Versicherung nach auf mich warten will, bis ich ihm nachkomme. Ein solcher Fall wird sicherlich mein etwas längeres Zögern entschuldigen.«
    »Gut, mir auch recht«, sagte O'Toole, »desto ungestörter und vielleicht auch unbemerkter kann ich meine Nachforschungen beginnen, aber – etwas an Lebensmitteln sollte ich mitnehmen.«
    »Die mögt Ihr bei mir zu Hause einpacken. Geht zu meiner Frau, bittet sie darum und sagt nur, Ihr hättet –«
    »Die gibt sie mir im Leben nicht«, rief O'Toole – »Acushla machree, Smartchen, kennt Ihr Eure Alte so wenig, daß Ihr noch glauben könnt, die gehorchte einem solchen Befehl? Sie hat mich ganz gern und weiß, daß ich ihr, wo ich nur kann, gefällig bin, heute ist sie aber in so bitterböse Laune, daß ich ihr nicht gern wieder zu nahe kommen möchte. Ich sprach vorher einen Augenblick mit ihr.«
    »– mich schon darum gebeten; ich aber habe Euch grob angefahren und Euch geheißen, zum Teufel zu gehen.«
    »Hahahaha«, lachte O'Toole, – »Smart spielt wieder einmal den Herrn im Hause. – Nun, meinetwegen, versuchen kann ich das, und auf jeden Fall ist's besser, als wenn ich sagte, Ihr schicktet mich deshalb. Good bye, Gentlemen, Good bye, die Zeit vergeht, und bei Gott, wir bekommen auch einen echten Mississippi-Nebel. Nun wahrhaftig, wenn das nur nicht ärger wird, und ich habe noch dazu neulich meinen Kompaß verloren. Da gehe ich lieber zum Richter und borge mir da einen, der führt ihn immer in der Tasche. – Der Henker mag das Rudern holen, wenn man nicht weiß, wo Nord und Süd ist.«
    »Und soll ich jetzt mit zu Euch gehen?« fragte Tom, als O'Toole des Richters Wohnung zuschritt. »Ich hätte gern Gewißheit über ihr Schicksal, denn zu lange darf ich mein Boot nicht verlassen.«
    »Nein, jetzt noch nicht«, sagte Smart – »bleibt meiner Frau lieber noch ein bißchen unter den Augen weg. Sie ist herzensgut, will aber immer gern ihren eigenen Willen haben, und solange mir der nicht geradezu in die Quere läuft, laß ich ihr auch die Freude. Ihr habt übrigens keine Eile, daß Flatboot erreicht heute Viktoria nicht, ja liegt vielleicht jetzt schon irgendwo an einer Sykomore festgebunden, denn bei dem Nebel, der gerade den Fluß heraufkommt, also weiter unten schon ärger ist als hier, dürfte der beste Lotse nicht wagen, mit einem Flatboot unterwegs zu sein. Es würde auf irgendeine Sandbank laufen und das Steigen des Wassers abwarten müssen oder gar, was noch viel schlimmer wäre, auf irgendeinen Snag rennen, und dann sänke er so tief, daß ihm nicht einmal das Steigen weiter etwas hülfe. Also geduldet Euch; – die Nach bleibt Ihr bei mir, und morgen früh wollen wir schon sehen, wie es weitergeht.«
    Tom Barnwell, der wohl einsah, daß er dem Rat des gutmütigen Yankee folgen müsse, schlenderte langsam am Ufer hin, um zu sehen, ob er nicht auf einem der anderen Flatboote vielleicht einen Bekannten finde. Das war jedoch nicht der Fall, und er wollte eben in die Stadt zurückgehen, als er Pferdegetrappel hinter sich hörte. Gleich darauf sah er zwei Damen die Straße hinabsprengen, die, aus dem Innern des Landes kommend, den Fluß gleich oberhalb Helena berührte und etwa in hundert

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