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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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als ob er sie da draußen gefunden hätte, während ich hier im Schweiße meines Angesichts arbeiten und unser aller Brot verdienen muß –«
    – »wäre mit der gehabten Mühe keineswegs zu teuer erkauft gewesen«, fuhr Smart ruhig fort, ohne die Unterbrechung seines Weibes auch nur im mindesten zu beachten.
    »Ich sage dir aber, es wäre zu beachten gewesen«, eiferte die hierdurch nur noch mehr erzürnte Frau, »es wäre zu beachten gewesen, wenn du nur so viel Gefühl für dein eigen Fleisch und Blut hättest. Aber Philippchen kann heranwachsen und groß werden, das kümmert dich nicht. Nach deiner Wirtschaft geht alles zugrunde und muß alles zugrunde gehen, und wenn der arme Junge einmal das Alter hat, so wird er wohl nicht einmal eine Stelle haben, wohin er sein Haupt legt. Du Rabenvater.«
    »Der Rabenvater hatte auch keine Stelle, wo er sein Haupt hinlegen konnte, als er heranwuchs«, lächelte Mr. Smart gutmütig und rieb sich dabei die Hände. »Mr. Smart senior gab ihm aber allerlei gute Lehren, und die haben denn auch so gute Früchte getragen, daß sich Smart junior nach mehrmaliger Ernte das schönste Gasthaus in ganz Helena bauen konnte. Smart senior ist nun tot, und Smart junior ist Smart senior geworden; wenn also in natürlicher Folge Smart junior jetzt –«
    »Nun höre einmal auf mit all dem Unsinn von senior und junior! Gehe an dein Geschäft, besorge die Pferde, die draußen im Stalle stehen, schick mir den Neger her und laß ihn Bohnen von dem Feld bringen! Zum Kaufmann muß er auch hinübergehen, um das Faß Zucker zu holen. – Mann, du wirst mich mit deinem Leichtsinn noch in die Grube bringen.«
    »– dem Rate des Smart senior so folgt, wie Smart senior damals dem seines Vaters folgte«, fuhr der unverwüstliche Yankee ruhig und unbekümmert fort, »so ist alle Hoffnung vorhanden, daß auch ohne unser Zutun Smart junior schon seinen Lebensunterhalt auf anständige Weise gewinnen wird.«
    »Scipio soll herkommen«, schrie jetzt Mrs. Smart, wirklich zur äußersten Wut getrieben, während sie mit dem Fuß stampfte und den Stiel des Löffels auf den einzigen kleinen Tisch niederstieß. »Hörst du, Jonathan? Scipio soll herkommen, und nun fort mit dir, Mensch, der du meinen Tod willst, oder ich gebrauche, so wahr mich unser lieber Herr Gott erhören soll, mein Küchenrecht [Fußnote: Das hier gemeinte und in Nordamerika geltende Küchenrecht, was nicht selten, besonders auf Dampfbooten. seine Anwendung findet, besteht darin, einen Kochlöffel voll siedenden Wassers gerade über dem, den man aus der Küche haben will, an die Decke zu schleudern. so daß, wenn er sich nicht rasch durch die Flucht den Folgen entzieht, die heiße Flut auf ihn hinabträufelt. ] .« – Und mit raschem Griff erfaßte sie den langstieligen, kupfernen Schöpfer und fuhr damit in den Kessel voll siedenden Wassers, der über dem Feuer zischte und sprudelte. Nun wußte Mr. Smart allerdings, daß es zwischen ihnen, trotz des von seiten Madames oft hitzig geführten Zungenkampfes, nie zu Tätlichkeiten kam, denn Madame kannte zu gut den ernsten und festen Sinn ihres Mannes, um so etwas je zu wagen. Um aber auch jedem Wortwechsel ein Ende zu machen und die erzürnte Ehehälfte, die ihm sonst eine brave und treue Gattin war, freundlicher zu stimmen, zog er sich ruhig zur Tür zurück und fragte nur hier, die Klinke in der Hand, »ob Mrs. Smart sonst noch etwas zu bestellen habe, da er ein paar Geschäftswege machen müsse.«
    Diesen Rückzug nahm Madame übrigens als ein stillschweigendes Zeichen der Anerkennung ihrer Autorität, und bedeutend milder gestimmt goß sie das kochende Wasser wieder zurück in sein Gefäß, wischte sich mit der Schürze den Schweiß von der geröteten Stirn und sagte in noch halb ärgerlichem, aber doch nicht mehr heftigem Tone: »Nein, Mr. Smart, wenn Sie Ihre Geschäfte außer dem Hause haben, so brauchen Sie sich auch nicht um die meinigen zu kümmern. – So viel sage ich Ihnen aber, die Pferde –«
    »Sind sämtlich gefüttert und besorgt«, bemerkte Smart.
    »Und das Faß Zucker –«
    »Steht in der Bar.«
    »Aber die Bohnen –«
    »Sind von Scipio schon vor einer halben Stunde gepflückt worden.«
    »Und die beiden Zimmer, die noch für die letztgekommenen Gäste geräumt werden sollten –«
    »Können jeden Augenblick bezogen werden«, lächelte Jonathan; – »Mr. Smart und Scipio haben das alles besorgt. Sonst noch etwas?«
    Madame wurde jetzt wirklich ärgerlich, daß

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