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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Klemme hatten, und trug dann meine Satteltasche in die Hinterstube. – War denn heute Gerichtstag?«
    »Gerichtstag?« fragte der im blauen Frack. »Nein, das weniger, aber etwas ganz anderes. Holk's Haus und Land wurden verauktioniert.«
    »Holk's? Des reichen Holk Haus?« rief Howitt verwundert. »Ih, das ist ja gar nicht möglich! – Alle Wetter, vor acht Tagen kam ich erst hier durch, und da war ja noch kein Gedanke daran.«
    »Ja, Sachen ändern sich«, lachte der Blaue. »Holk ging, wie ihr wißt, mit einem Flatboot nach New Orleans. Unterwegs muß er aber auf irgendeinen dahintreibenden Baumstamm gelaufen oder sonst zu Unglück gekommen sein, kurz, das ganze Boot ist spurlos verschwunden, und vor fünf Tagen kam Holks Sohn hier an.«
    »Hatte denn Holk einen Sohn?« fragte der Farmer. »Er war ja gar nicht verheiratet?«
    »Aus früherer Ehe«, erwiderte der Blaue; »mehrere Leute hier kannten die Familie. Der junge Holk wäre auch gern hiergeblieben; er bekam aber schon am zweiten Tag das Fieber und damit zugleich einen solchen Widerwillen gegen das Land selbst, daß er schon am dritten Tag die Versteigerung seines gesamten Grundbesitzes anordnete. Die Auktion fand an diesem Morgen statt, und mit demselben Dampfboot, das heute mittag hier landete, ist der junge Holk wieder hinunter nach Baton Rouge gegangen.«
    »Potz Blitz, der hat seine Geschäfte schnell abgemacht! Da ist wohl auch der schöne Besitz um einen Spottpreis weggegangen?« fragte der Mailrider, der ebenfalls erst während des Streites gekommen war.
    »Das nicht!« erwiderte der Advokat. »Die Baustellen sind fast die besten in Helena, und es fanden sich mehrere Bewerber; ich selbst habe geboten; Richter Dayton schien auch große Lust zu dem Handel zu haben. Der Wirt hier hat sie aber zuletzt noch erstanden und – was die Bedingung war – gleich bar bezahlt. – Smart muß einen hübschen Batzen Geld in Helena verdient haben.«
    »Wunderbar, wunderbar!« murmelte der Farmer vor sich hin. – »Mir hat Holk einmal gesagt, er hätte weder Kind noch Kegel in Amerika und wolle alles das, was er sein eigen nenne, verkaufen und wieder nach Deutschland zurückgehen.«
    »Nun ja«, lachte der Blaue, »es war so eine schwache Seite von ihm, noch für einen jungen Mann zu gelten. Er leugnete immer, daß er schon verheiratet gewesen sei. – Ihr kennt doch die junge Witwe drüben – gleich neben Daytons?« Und er verzog dabei, während er mit dem Daumen der Hand über die eigene Schulter deutete, das keineswegs schöne Gesicht zu einem häßlichen, boshaften Lachen.
    »Die arme Frau«, sagte ein junger Kaufmann, der eben zu ihnen getreten war und die letzten Worte gehört hatte. »Sie geht herum wie eine Leiche; – sie soll den Holk so gern gehabt haben.«
    »Sie waren ja auch schon miteinander versprochen«, fiel hier der Advokat ein. »Wenn er wieder von New Orleans zurückkäme, sollte die Hochzeit sein; aber der Mensch denkt, und das Schicksal lenkt. – Jetzt ist der Mississippi sein Hochzeitsbett und das eigene Flatboot sein Sarg. Puh, es muß ein häßliches Gefühl sein, so tief unten auf dem Grunde des Flusses gegen die Planken eines solchen Kastens gedrückt zu liegen und nun immer leichter und leichter zu werden und doch nicht wieder hinauf zu können an den lichten Tag.«
    »Es sind in letzter Zeit recht viel Flatboote verunglückt«, sagte der Farmer nachdenklich. »Ich weiß, daß allein von Little Rock drei abgingen, die nie am Ort ihrer Bestimmung ankamen. Der Staat sollte mehr dafür tun, diese Unmassen von Baumstämmen wenigstens aus der eigentlichen Strömung zu fischen. Guter Gott, was sind nicht schon für Menschen auf solche Art umgekommen, und wie viele Waren hat der unersättliche Mississippi verschlungen!«
    »Ei, die Menschen sind aber auch großenteils selber dran schuld!« rief der Blaue ärgerlich. – »Wenn irgendein Bursche, der im Leben den Stiefel nicht von Gottes festem Erdboden weggebracht hat, einmal Waren verschiffen will, so baut er ein neues Flatboot oder kauft ein altes, packt da seine Siebensachen hinein, stellt sich hinten ans Steuer und denkt: Der Strom wird mich schon dahin führen, wohin ich will – wir schwimmen ja den Fluß hinunter. – Jawohl wir schwimmen hinunter, bis wir irgendwo hängenbleiben, und nachher ist's zu spät. Der Mississippi läßt nicht mit sich spaßen, und um die erbärmlichen vierzig oder fünfzig Dollar für einen tüchtigen Lotsen oder Steuermann zu sparen, hat schon mancher

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