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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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dort das Vergnügen zu haben –« Er lüftete den Hut und wollte sich von dem jungen Mann abwenden.
    »Halt, Sir!« sagte Tom aber und ergriff seinen Arm. – »Ich kann Sie nicht so fortlassen. – Marie, Mrs. Hawes, liegt ihrer Sinne nicht mächtig, nur wenige Straßen von hier entfernt, – und Sie – wie ich jetzt kaum anders glauben kann, Sie wissen darum und wandern in diesen Kleidern, offenbar nicht Ihren eigenen, in einem fremden Teil der Stadt umher.«
    »Sie nennen Ursache und Wirkung in einem Atem, Sir, –« erwiderte Sander mit einiger Ungeduld und jetzt wieder vollkommen gefaßt. »Ich kann Ihnen aber unmöglich hier auf der Straße erzählen, wie ich zu diesen Kleidern gekommen bin oder was mich gezwungen hat, sie anzulegen. – Sollte Sie das interessieren, so können Sie es morgen von Mr. Lively erfahren; – jetzt aber bin ich eben, um diese Lumpen loszuwerden, im Begriff, mir andere zu kaufen, damit ich mich vor den Ladies in Mr. Daytons Hause in anständiger Weise sehen lassen kann. Übrigens fühle ich mich Ihnen für den Anteil, den Sie an Mrs. Hawes nehmen, sehr verpflichtet, möchte aber zugleich bemerken, daß ich jetzt, da ich zurückgekehrt und selber imstande bin, für meine Frau zu sorgen, Sie dieses Dienstes oder dieser Gefälligkeit, wie Sie es nun auch nennen wollen, vollkommen entbinde.« Sander hatte sich nach und nach wieder ganz in seinen alten Trotz hineingearbeitet, und Tom würde wohl auch bei jeder anderen Gelegenheit durch seine jetzige Ruhe und Sicherheit getäuscht worden sein. Seine erste augenscheinliche Verlegenheit aber, die groben Kleider des sonst in dieser Hinsicht förmlich stutzerhaften Gecken, ja, sogar die Worte, die er von ihm, als jener sich unbeobachtet glaubte, vernahm, das alles hatte einen Verdacht in ihm erweckt, den einfache Unbefangenheit von Hawes' Seite nicht allein besiegen konnte. Nur den Arm des Mannes gab er frei, da aus einigen der nächsten Türen die Köpfe Neugieriger hervorsahen, um die Ursache des etwas lebhafter werdenden Gesprächs zu erfahren.
    Auch in Mrs. Breidelfords Hause ließ sich oben mit äußerster Vorsicht die Spitze einer Haube blicken, der dann und wann jedoch rasch niedertauchend, sobald sich einer der beiden Männer gegen ihr Haus wandte, eine rotglänzende Stirn und ein Paar große, graue Augen folgten.
    »Sie haben recht, Sir«, sagte Tom; – »die Straße hier ist nicht der Platz zu langen Erklärungen. Ich begleite Sie aber jetzt zu Daytons Haus, dort werden Sie hoffentlich den Damen Ihrer Frau solche nicht verweigern. Folgen Sie mir! –«
    »Ich sehe nicht ein, Sir, welches Recht Sie haben, mich hier auf öffentlicher Straße aufzugreifen«, sagte jetzt Sander mit ärgerlicher, doch unterdrückter Stimme. »Ihre Gesellschaft ist mir überdies nicht angenehm genug, sie bis dorthin zu beanspruchen. Wie ich Ihnen schon einmal gesagt habe, bin ich eben im Begriff, Toilette zu machen, und ehe das nicht geschehen ist, bringen Sie mich nicht einmal in die Nähe jener Damen, viel weniger in ihre eigene Wohnung. Ich denke, Sie haben mich jetzt verstanden!«
    »Vollkommen!« sagte Tom; seine Züge nahmen aber einen ernsten, finsteren Ausdruck an, und er flüsterte, während er sich zu dem halb von ihm abgewandten Mann niederbog: »Sie wollen nicht mit mir gehen; ich aber schwöre es hier bei meiner rechten Hand – und den Schwur breche ich nicht, Sir –, daß ich Sie zwingen will, mir zu folgen; – ein Geheimnis liegt hier zugrunde, und ich will es enthüllen.«
    »Mein Herr!«
    »Ha, dort kommt der Squire! – So, Sir; Widerstand wäre jetzt nutzlos. Um Ihrer selbst willen vermeiden Sie jedes Aufsehen und folgen Sie uns gutwillig.«
    Sander war in peinlicher Verlegenheit. – Wie sollte er die Umstände jener Nacht erklären, die Marie doch jedenfalls schon entdeckt hatte! Sollte er versuchen, in den Wald zu entkommen? Kaum hundert Schritt von dort, wo sie standen, begannen die Büsche. Er war dabei schnellfüßig wie der Wind und fürchtete kaum, von seinem Feinde eingeholt zu werden. Wenn es aber doch geschah, – dann hatte er alles auf eine Karte gesetzt – und verloren. Nein, noch blieb ihm ein anderer Ausweg; Flucht sollte das letzte sein, denn er wußte recht gut, daß ihn der Kerker von Helena nicht hätte daran hindern können, die Insel wieder zu erreichen.
    »So kommen Sie, Sir«, erwiderte er nach sekundenlangem Nachdenken, »kommen Sie, ich will jetzt Ihrem sonderbaren Willen Folge leisten, später aber

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