Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
Vom Netzwerk:
werden auch Sie sich nicht weigern, mir für ein Betragen Rede zu stehen, das ich in diesem Augenblick nur in Ihrer ungeheuren Frechheit begründet sehen kann.«
    »Genug der Worte«, sagte Tom mürrisch und wandte sich an des jungen Verbrechers Seite rasch zum Gehen, »es sind deren schon zu viel gewechselt. Squire Dayton, ich habe das Vergnügen, Ihnen hier Mr. Hawes vorzustellen.«
    »Oh, wahrhaftig, Sir, – das ist ein glücklicher Zufall, daß Sie jetzt schon eintreffen! Der Brief hat Sie wahrscheinlich unterwegs erreicht. Aber, Mr. Barnwell, ich suchte Sie unten vergebens an Ihrem Boot und wurde erst von ein paar Dampfbootleuten heraufgewiesen.«
    »Ein glücklicher Zufall ließ mich Mr. Hawes treffen«, sagte Tom hier, mit einem ernsten Blick auf den jungen Mann.
    »Das Glückliche ist dann ganz auf Ihrer Seite gewesen, Sir«, entgegnete mürrisch der so wider seinen Willen ans Licht Gezogene; »ich habe Ihre Gesellschaft wahrhaftig nicht gesucht. «
    »Aber Gentlemen«, sagte Dayton erstaunt, »ich begreife nicht «
    »Das ist er, Mr. Nickleton«, rief da plötzlich eine fremde Stimme von der Mitte der Straße aus, und zwei Männer, die eben an ihnen hatten vorbeigehen wollen, wandten sich jetzt, des Richters Rede unterbrechend, scharf gegen diesen und seine beiden Begleiter um.
    »Welcher? Der mit dem Wachshut?« sagte der mit Nickleton Bezeichnete, der Konstabler von Helena.
    »Ja, bei Gott, – das trifft sich prächtig!« – jubelte der andere. »Packen Sie ihn, mein wackerer Haltefest, – bringen Sie ihn auf Numero Sicher!«
    »Sir, Ihr seid mein Gefangener«, sagte der Konstabler und legte seine Hand auf Toms Schulter, – »im Namen des Gesetzes!« Tom blickte ihn erstaunt an, und wirklich kam das Ganze so schnell und unerwartet, und er selbst war mit dem aufgefundenen Gatten Maries so ganz und gar beschäftigt gewesen, daß er die Gegenwart der übrigen erst bemerkte, als sie ihn anredeten. Jetzt aber, mit dem gefürchteten Bannspruch im Ohr, richtete er sich rasch auf und sagte lachend: »Hallo, Sir! – Der Waschbär wird auf dem andern Baume sitzen. – Diesmal habt Ihr Eure Zauberformel wohl an den Unrechten verschwendet; das muß ein Irrtum sein.«
    »Seid Ihr nicht gestern den Fluß hinab und dann ganz plötzlich wieder mit einem Dampfschiff aufwärts gefahren?« sagte der Fremde.
    »Allerdings bin ich das!« erwiderte Tom. »Und was weiter?«
    »Ich wußte es ich wußte es!« rief jener. »Tut Eure Pflicht, Konstabler, und laßt den Burschen nicht wieder entspringen!«
    »Das muß auf jeden Fall ein Irrtum sein, Sir«, unterbrach ihn hier der Richter und legte seine Hand auf den Arm des Konstablers, der Tom noch immer an der Schulter hielt. – »Dieser Gentleman ist ein gewisser Mr. Barnwell aus Indiana, mit meinem Hause befreundet und gewiß nicht der –«
    »Tut mir leid, Squire, – hier hört die Freundschaft auf. Ihr habt mir übrigens selber den Haftbefehl ausgestellt –«
    »Ja, auf den, der bei diesem Manne eingebrochen war und seinen Geldkasten gewaltsam aufgerissen hatte«, sagte Dayton, – »aber nicht auf –«
    »Und das ist der hier!« rief der Kläger und deutete mit grimmigem Blick auf Tom Barnwell. – »Das ist der niederträchtige Bursche, der sich heimlicherweise vom Flußufer aus an einzelngelegene Häuser anschleicht und dort, wenn man draußen im Walde an der Arbeit ist, raubt und plündert. Das ist die Kanaille, und ich bin fest überzeugt, er wird schon gestehen, wohin er meine silberne Uhr gebracht hat, wenn er sie nicht etwa gar bei sich trägt.«
    Der Abend hatte indessen mehr und mehr gedunkelt; dennoch versammelte sich, durch das laute Gespräch herbeigezogen, eine Menge neugieriger Menschen um Konstabler und Richter und umgaben so die kleine Gruppe. Sander, der es jetzt für das beste hielt, sich leise zu entfernen, suchte unbemerkt hinter den Bootsmann zu treten; Tom aber ließ ihn trotz dieser plötzlich gegen ihn auftauchenden Klage keine Sekunde aus den Augen, und jener sah wohl, daß er, wenn er nicht ebenfalls Aufsehen erregen wollte, die Flucht auf gelegenere Zeit verschieben müsse. Tom Barnwell wandte sich jetzt im Bewußtsein seiner Unschuld ruhig an den Richter und sagte lächelnd: »Dem Manne hier ist wahrscheinlich etwas aus seiner Hütte entwendet worden, und er hat nun, Gott weiß aus welchem Irrtum, auf mich einen falschen Verdacht geworfen; ich kann mich auch deshalb nicht durch seine Reden beleidigt fühlen. So unangenehm mir das

Weitere Kostenlose Bücher