Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
Vom Netzwerk:
übrigens in diesem Augenblick sein mag, so soll es und darf es doch auf keinen Fal1 die Aufklärung eines gräßlichen Geheimnisses verhindern, die uns Mr. Hawes hier wahrscheinlich zu geben imstande ist. Fürchten die Herren hier, daß ich ihnen entspringe, so mögen sie mit uns gehen; Ihre Gegenwart, Squire, wird hinlängliche Bürgschaft dabei sein. Meine Anklage kann sich nachher bald beseitigen lassen.«
    »Was ist denn vorgefallen?« fragte der Konstabler.
    »Auf jeden Fall etwas, das mich ganz und gar nichts angeht!« rief der Kläger unwillig. – »Ich bin keineswegs gesonnen, mit dem Burschen hier in der Stadt herumzulaufen, bis er irgendeine Gelegenheit findet zu entspringen. Konstabler, tut Eure Schuldigkeit! Richter Dayton, Ihr müßt mir in dieser Sache beistehen; – wenn der Mann entkommt, halte ich mich wegen allem, was mir abhanden gekommen ist, an Euch!«
    »Könnt Ihr denn aber beweisen, daß dieser Mann auch wirklich der ist, für den Ihr ihn haltet?« fragte der Richter.
    »Kommt nur mit zum Flusse hinunter«, erwiderte jener; »zwei von meinen Leuten haben ihn gesehen und wollen auf ihn schwören!«
    Tom Barnwell, dem das, was er erst für ein tolles Mißverständnis gehalten hatte, doch jetzt anfing zu ernst zu werden, noch dazu, da es wirklich drohte, ihn in seinen freien Bewegungen zu hindern, tat jetzt ernsthaften Einspruch und rief den Richter zum Beistande an. Dieser aber zuckte mit den Schultern und erklärte, »nicht selber gegen das Gesetz handeln zu können«; Mr. Nickleton wisse hier ebensogut wie er, was er zu tun habe, und eine Einrede von ihm würde nicht einmal von Nutzen sein. Tom sah bald, daß er sich den Umständen fügen müsse; denn ein dichter Menschenhaufen umstand schon die Redenden, aus dem ein Entrinnen zur Unmöglichkeit wurde. Nichtsdestoweniger ließ er Sander nicht aus den Augen und bat nun den Richter, da er selber nicht imstande sei, es zu tun, jenen Mr. Hawes mit sich nach Hause zu nehmen und dort Aufklärung über das Geschehene zu verlangen. Mr. Dayton versprach ihm das auch und schritt gleich darauf durch die ihm Bahn machende Menge, mit Sander an seiner Seite, dem eigenen Hause zu, während der Konstabler, von einem großen Teile Müßiggänger gefolgt, den jungen Bootsmann in das County Gefängnis brachte und ihn dort seinen eigenen Betrachtungen überließ.

Kapitel 24
    »Hebt die Finnen! – Munter, meine braven Burschen!« rief der alte Edgeworth, während er mitten auf dem gebogenen Deck seines breitspurigen Fahrzeuges stand und mit dem Blick die Entfernung maß, die sie wohl noch zwischen sich und den letzten an der Landung liegenden Booten zu fürchten hatten. – »Greift aus, daß wir hinüber in die Strömung kommen; – die Boote drüben halten sich ja ganz dicht am anderen Ufer.«
    »Das sieht nur in dem Nebel so aus; sie müssen, wie wir, im Fahrwasser bleiben«, meinte Blackfoot, der sich neben ihn stellte, aber noch immer zurück ans Ufer blickte, wo die Gestalt der empörten Mrs. Breidelford auf- und abflog. Diese schien sich nämlich keineswegs in das Unabänderliche – die Flucht ihres Opfers – gefügt zu haben, sondern durch rachedrohende Gesten irgendeinen wohltätigen Snag zu beschwören, seinen scharfen Zahn in dieses nichtswürdige Fahrzeug zu bohren und es mit Mann und Maus zu versenken.
    Der Steuermann, der indessen stromauf zu mit den Augen die dunstige Atmosphäre zu durchdringen suchte, ob vielleicht den vorangegangenen Fahrzeugen noch andere folgten, schien jedoch mit dem Befehl des alten Mannes ganz zufrieden. Er gehorchte ihm wenigstens schnell und willig und hielt den Bug gerade über den Strom hinüber, während die Ruderleute die vorgelegten Schultern gegen die langen, über das Verdeck ragenden Finnen preßten und jedesmal, ehe sie das unten angebrachte Schaufelbrett wieder aus der Flut hoben, diesem noch mit einem letzten Ruck den stärksten Nachdruck zu geben suchten. Dann drückten sie die Stange an Deck nieder, liefen rasch damit zu ihrem Ausgangspunkt zurück und begannen ihr mühseliges Geschäft von neuem.
    Das Flatboot, schon an und für sich ein ungelenker, schwerer Kasten, ist auch eigentlich nur auf die Strömung angewiesen und hat die Finnen einzig und allein dazu, um vorstehenden Landspitzen und drohenden Snags auszuweichen oder vielleicht mit den Rudern einen nicht gerade durch bloßes Treiben zu gewinnenden Landungsplatz zu erreichen.
    Die auf solchen Fahrzeugen angestellten Ruderleute tun auch nichts

Weitere Kostenlose Bücher