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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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aufmerksam den Lauf, an dem noch einige, wenngleich undeutliche Zeichen sichtbar waren, und öffnete endlich auch die Pfanne. »Gebt acht, – Ihr werdet mir das Pulver herunterschütten!« rief Edgeworth.
    »Es scheint ohnedies vom Nebel feucht geworden zu sein«, erwiderte Blackfoot, während er sein eigenes Pulverhorn hervorzog; – »wir wollen anderes darauf tun.«
    Mit der linken Hand hielt er die Büchse, und die rechte, mit der er zugleich das Pulverhorn öffnete, bewahrte einen der kleinen, von Bill empfangenen Stifte. Edgeworth wollte aber noch immer nicht den Blick von ihm wenden.
    »Was habt Ihr für Pulver?« fragte er den Fremden.
    »Dumont'sches – natürlich«, erwiderte Blackfoot. – »haltet einmal Eure Hand her! – Nun seht das Korn! Ist das nicht herrliche Ware?«
    Edgeworth prüfte das Pulver mit dem Finger, und in demselben Augenblick saß der Stift im Zündloch seiner eigenen Waffe. – Blackfoot schüttete gleich darauf frisches Pulver auf und schloß die Pfanne wieder.
    »Ja, das Pulver ist gut«, sagte der Alte, während er es noch mit der Zunge kostete, »reinlich und von gutem Geschmack; – man bekommt es selten von der Art in Indiana. Ich will mir auch ein Fäßchen davon mit hinaufnehmen; es steht schon auf meinem Zettel«, – und damit nahm er sein Gewehr wieder aus Blackfoots Hand und stellte es neben sich. Mrs. Everett hatte dabeigesessen und nur manchmal und flüchtig den Blick zu den Männern erhoben.
    »Hallo, Sir!« rief da plötzlich der Händler und zeigte auf die junge Frau. »Was ist denn mit der Lady – die wird ja leichenblaß.«
    »O Gott, Mrs. Everett«, sagte Edgeworth aufspringend, – »fehlt Ihnen etwas? Sie sehen wahrlich ganz aschfarben aus.«
    »Es wird schon vorübergehen«, flüsterte die junge Frau leise und hielt sich einen Augenblick ihr Tuch fest gegen die Augen gedrückt; »es war nur so ein Anfall – die Aufregung in Helena – der schnelle Wechsel – vielleicht auch die feuchte Flußluft.«
    »Ja, ja«, sagte Edgeworth, – »die ist hauptsächlich daran schuld, ich hätte das schon früher bedenken sollen. Aber warten Sie nur, ich hole Ihnen gleich die Decken herauf, und dann wollen wir schon ein ordentliches Lager für Sie herrichten; es gibt nichts Besseres als wollene Decken, um feuchte Luft abzuhalten.« Und der alte Mann ergriff sein Gewehr und schritt, ohne weiter auf die Einwendungen der Frau zu achten, vorn zum Bug und dort eine kleine Treppe hinunter in den unteren Raum. Von dort kehrte er auch bald mit drei großen Makinawdecken zurück und ging nun mit Blackfoots Hilfe emsig daran, eine Art Zelt herzustellen, unter dem sich Mrs. Everett ungesehen und ungestört der Ruhe überlassen konnte. Dies ist eine Art Galanterie und Aufmerksamkeit für das weibliche Geschlecht, wie sie selbst der roheste Hinterwäldler fast instinktartig beweist, und jede Frau kann deshalb auch, ohne fürchten zu müssen, der geringsten Unannehmlichkeit ausgesetzt zu sein, die ganzen Vereinigten Staaten allein durchreisen. Sie wird in jedem Fremden, der durch Zufall ihr Begleiter geworden ist, einen bereitwilligen, aber fast selten oder nie benötigten Schutz finden.
    Mrs. Everett schien übrigens, so herzlich sie auch dem alten Mann für seine Güte dankte, dennoch keinen Gebrauch von dem Lager machen zu wollen, denn sie blieb unruhig an Deck und schien von jetzt an besonders aufmerksam die noch immer sorglos gelagerten Gestalten der Flußleute zu betrachten. Sie befanden sich auch alle oben; nur einer von ihnen war unten im Raume beschäftigt, um auf dem dort befindlichen Rost oder Kochofen das einfache Abendmahl der Mannschaft zu bereiten. Er tauchte von dort manchmal mit glühendrotem Gesicht auf, um sich entweder abzukühlen oder Holz von oben mit hinunterzunehmen.
    »Hallo, was für Land ist das da drüben?« fragte da plötzlich Edgeworth, als er auf einen im Nebel kaum erkennbaren, etwas dunkleren Streifen deutete, den sie zu ihrer Linken liegen ließen. »Kann das wohl das Mississippi-Ufer sein?«
    »O bewahre!« erwiderte ihm Blackfoot. »Das muß ja der Steuermann wissen. Was für Land ist das, Sir?«
    »Runde Weideninsel!« erwiderte Bill lakonisch und drückte den Bug etwas davon ab; denn er fürchtete selbst eine von dieser Insel auslaufende Sandbank, auf welcher ja auch das Dampfschiff ›Van Buren‹ festgesessen hatte.
    »Wie wäre es denn, wenn wir hier eine Weile vor Anker gingen?« meinte Edgeworth. – »Wenigstens so lange, bis sich der Nebel

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