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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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herunterkam, – Ihr wart gerade in Vicksburg, – da konnte man den Nebel mit dem Messer schneiden, und ich fand die Insel, als ob es im hellsten Sonnenschein gewesen wäre. Treffe ich die Sandbank wirklich nicht oben an der Insel, nun, so nimmt mich die Strömung gerade auf die Zwischenbank, und das wäre auch weiter kein Unglück, als daß wir nachher ein bißchen Arbeit hätten, das Boot wieder flott und stromab zu bekommen. – Die Fracht können wir so nicht ganz gebrauchen.«
    »Von wo fahren wir denn da ab?« fragte Blackfoot. »Denn einen Anhaltspunkt müssen wir doch auf jeden Fall haben.«
    »Ei, jawohl; – gerade etwa zwei Meilen unter der Weideninsel liegt das Treibholz, das du kennen wirst. Wenn wir nicht imstande sind, das zu sehen, hören wir sein Rauschen eine halbe Stunde weit, und von dort an kann man nur durch unausgesetztes Rudern Nr. Einundsechzig, oder vielmehr unseren künstlich aufgeworfenen Damm vermeiden. Im neuen ›Navigator‹ steht er sogar schon angegeben als eine erst kürzlich durch sich selbst entstandene Sandbank.«
    »Gut! – Danach kommen wir also etwa gleich nach Dunkelwerden an die Insel; desto besser, dann ist die Geschichte bald abgemacht, und wir können ordentlich ausschlafen. Aber höre, Bill, wird uns der Laffe, der vorausgerudert ist, nicht etwa Verdrießlichkeiten machen? Wenn der das Boot findet, schlägt er auf jeden Fall Lärm.
    »Dafür ist gesorgt«, lachte Bill, »ich habe schon meine Maßregeln dafür getroffen. Aber jetzt Ruhe, der Alte scheint aufmerksam auf uns zu werden. – Geh ein wenig nach vorn und höre, was er so viel mit dem Weibe zu schwatzen hat; später wollen wir unseren Plan noch besser bereden. – Der Augenblick muß freilich zuletzt immer noch den Ausschlag geben.«
    Und damit wandte er sich ab von ihm und arbeitete mit dem Steuer, um den Bug ein klein wenig mehr gegen den Strom anzubringen.
    Inmitten des Bootes, mehr jedoch nach vorn zu, stand das Gepäck der jungen Frau, und sie selbst saß, der letzten Szene noch immer mit unheimlicher Angst gedenkend, auf dem einen Koffer, während ihre Sachen unordentlich, wie sie die Ruderleute an Bord geworfen hatten, um sie her lagen. Seit dem letzten Streit der rohen Bootsmänner, der das Interesse aller erregt zu haben schien, bekümmerte sich auch niemand weiter um sie. Nur Wolf, des alten Edgeworth' treuer Schweißhund, hatte sich, mitten zwischen das Gepäck hinein, neben Mrs. Everett gelegt, und zwar seinen Kopf so auf ihren Fuß, als ob sie ganz alte, liebe Bekannte wären; diese ließ das auch gern geschehen, hatte doch selbst eines Hundes Annäherung unter all den fremden, wilden Männern etwas Wohltuendes und Beruhigendes für sie.
    Edgeworth schritt endlich auf sie zu, setzte sich auf die neben ihr stehende große Kiste und sagte freundlich: »Ängstigen Sie sich nicht, Madame; – Bootsleute sind fast stets roh und derb, und einige der unseren ganz besonders; Ihre Fahrt wird aber bald beendet sein. – Wenn dieser Nebel nicht gar zu bösartig werden sollte, hoffe ich Viktoria bald nach Abend zu erreichen. Wird es dunkel, so lasse ich Ihnen hier oben aus meinen Decken ein kleines Zelt aufschlagen, und da können Sie dann ganz ungestört schlafen, bis wir an Ort und Stelle die Taue auswerfen.«
    »Sind Sie in Viktoria bekannt, Sir?« fragte Mrs. Everett jetzt und heftete ihre großen, tränenfeuchten Augen auf den alten Mann.
    »Nein, Madame«, sagte der Greis und streichelte den Kopf seines wackeren Hundes, der sich jetzt an ihm aufrichtete; »ich war nie in Viktoria, habe aber von dem Ort oft reden hören.«
    »So sind Sie ganz fremd in dieser Gegend?« fragte die Frau besorgt. – »Mit dem Wasser und seinen tückischen Gefahren unbekannt? Fürchten Sie sich nicht, in diesem Nebel auf eine Sandbank oder Drift aufzulaufen?«
    »Die Gefahr ist wohl nicht so groß, wie Sie glauben«, erwiderte Edgeworth. »Wir haben einen sehr guten Steuermann, der den Fluß genau kennt, und nicht mehr weit zu fahren; der Mann, der meine Ladung gekauft hat, befindet sich ebenfalls an Bord und ist mit dem Strome vertraut. Da glaube ich wirklich nicht, daß da viel zu fürchten ist.«
    »Ach Gott, es verunglücken so viele Menschen auf diesem bösen Wasser!« seufzte die arme Frau.
    »Jawohl, Madame, jawohl«, stimmte ihr mit wehmütigem Kopfnicken der Alte bei, – »an diesem und den anderen westlichen Strömen Tausende; aber es gibt auch böse Menschen. Nicht der Strom allein reißt die zahlreichen Opfer

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