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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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ruhig weiterfahren, bis wir einmal in die Nähe von Nr. Dreiundsechzig kommen. – Dort pflegen die Boote gewöhnlich beizulegen.«
    »So? Also ratet Ihr mir selbst, das Boot irgendwo zu befestigen; ich hätte Lust, schon früher anzulegen.«
    »Nein, ja nicht!« rief Blackfoot. – »Wozu die schöne Zeit versäumen, wenn es nicht unumgänglich nötig ist! Habt nur keine Angst, Sir, mir liegt, wie Ihr Euch denken könnt, die Wohlfahrt des Bootes jetzt ebenso am Herzen wie Euch, und ich würde seine Sicherheit gewiß nicht unnütz oder leichtsinnig aufs Spiel setzen. – Ihr habt da eine stattliche Büchse, Kentucky-Fabrikat oder pennsylvanisches?«
    Edgeworth hatte seine Büchse noch zwischen zwei dort stehenden Fässern lehnen und griff jetzt hinüber, um sie an sich zu nehmen; – jeder Jäger hört es gern, wenn seine Waffe gelobt wird.
    »Ja«, sagte er, während er das gute Gewehr vor sich auf den Schoß legte, die Mündung jedoch vorsichtig dabei auf das Wasser richtete; »es gibt wohl schwerlich ein besseres Stück Eisen in Onkel Sams Staaten als dieses alte, unansehnliche Ding hier. Manchen Hirsch habe ich damit umgelegt, ja, und manchen Bären dazu; auch gute Dienste gegen die Rothäute hat sie schon geleistet und manchen heißen, blutigen Tag gesehen.«
    »Ihr möchtet sie wohl nicht gegen irgendein anderes, wenigstens besser und zierlicher aussehendes Gewehr vertauschen?« warf hier der Fremde ein und hielt dem Alten seine eigene Büchse hin, die er noch nicht aus der Hand gelegt hatte. Es war ein herrliches, reich mit graviertem Silber verziertes und beschlagenes Gewehr, mit damasziertem Lauf und wunderlichem Sicherheitsschloß versehen, wie es dem alten Jäger noch gar nicht unter die Augen gekommen war.
    »Hm«, sagte er und nahm die fremde Waffe fast unwillkürlich in Anschlag, – »das ist ein prachtvolles Stück Arbeit, liegt vortrefflich, ganz ausgezeichnet, – gerade wie ich's gern habe, – mit hellem Korn und nicht zu grobem Visier; muß viel Geld gekostet haben in den Staaten, – sehr viel Geld. Schießt es gut?«
    »Ich wette, auf sechzig Schritt aus freier Hand einen Vierteldollar achtmal, auch zehnmal zu treffen.«
    »Ei nun, das wäre aller Ehren wert; – warum wollt Ihr es aber vertauschen?«
    »Aufrichtig gesagt«, – meinte der andere und blickte sinnend dabei vor sich nieder, – »tut mir's weh, von der Büchse zu scheiden; dann aber auch wieder habe ich mich fest dazu entschlossen – Sie kommt aus lieber Hand und erweckt dadurch nur zu oft recht bittere und schmerzliche Erinnerungen. – Ich gebe sie auf jeden Fall weg, und – wenn sie doch einmal in eines Fremden Hand kommen soll, so wäret Ihr gerade der Mann, dem ich sie wünschen könnte. Kommt, Ihr findet mich gerade in der Stimmung und könnt einen guten Handel machen.«
    »Ich wäre der letzte, Vorteil aus der Stimmung eines anderen zu ziehen«, sagte der alte Jäger; »das aber beiseite, so scheinen wir auch in einer andern Sache sehr verschiedener Ansicht zu sein. Was Euch durch schmerzliche Erinnerung peinigt, macht es mir teuer, und ich möchte mich nicht um vieles Geld von dieser alten Waffe trennen. Ich hatte einst einen Sohn, der sie zuerst führte – ich brachte sie ihm aus Kentucky mit –, und der arme Junge – doch einerlei. – Dies ist das einzige Andenken, das ich von ihm habe, und es soll bei mir ausharren in Freude und Leid.«
    »Also, Ihr habt keine Lust zum Tausch?«
    »Nicht die mindeste, und wenn Euer Gewehr so von Gold strotzte wie jetzt von Silber.«
    »Ach, Mr. Edgeworth, das Silber ist das wenigste an einem guten Gewehr«, sagte der Händler, »das wißt Ihr selber wohl besser, als ich es Euch sagen kann; der Wert liegt im Innern, und da habt Ihr denn wohl ganz recht, wenn Euch das Eure, unscheinbare, genügt, – das finde ich auch schon ohne irgendeinen anderen Grund, der es Euch noch werter machen könnte, natürlich. – Bitte, erlaubt mir einmal, Euer Gewehr anzusehen. Steht der Stempel des Fabrikanten nicht daran?«
    »Ich weiß wirklich nicht«, sagte Edgeworth; – »ich habe nie danach gesehen. Es bleibt sich auch ziemlich gleich, ob der Mann John oder Harry geheißen hat, wenn seine Arbeit nur gut war.«
    »Ja, allerdings; aber ich bin mit mehreren Büchsenschmieden in Kentucky befreundet, und es wäre mir interessant, einen bekannten Namen hier zu finden.«
    Er nahm bei diesen Worten die Büchse in die Hand und drehte sie langsam nach allen Seiten hin, betrachtete besonders

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