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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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leise unterdrückte Stimme, die gerade von der Richtung her tönte, wo sein Fahrzeug lag, und in den dichten Büschen und Dornen rauschte und regte es sich.
    »Ja«. sagte der Mann und hielt in seiner Arbeit ein, »was gibt's? Wer ruft da?«
    »Hier liegt bei Gott das fremde Boot«, flüsterte die Stimme wieder. – »Laßt Euer Graben jetzt lieber sein und kommt mit hierher, es gibt vielleicht nachher gleich zwei hineinzuwerfen.«
    O'Tooles Herzblut stockte; nicht allein der Rückweg war ihm abgeschnitten, sondern sein Boot sogar entdeckt. – Er konnte, falls er sich wirklich auf einer Insel befand, den Platz gar nicht wieder verlassen. Seine einzige Hoffnung blieb jetzt nur noch die, daß die Totengräber dem Rufe Folge leisten und ihn allein lassen würden.
    »Wo liegt es denn?« fragte Ben und hielt inne im Erdeauswerfen.
    »Gleich hier, dicht an der äußersten Landspitze, unter der alten Sykomore –«
    »So tut, was Euch Kelly befohlen hat, und haltet die Mäuler«, brummte der Bootsmann; – »wer weiß denn, ob er nicht gerade jetzt hier in der Gegend herumkriecht. Nehmt eure Plätze ein und verhaltet euch ruhig; kommt er zurück, so fertigt ihn ab; – doch ohne Schuß.«
    »Wie wird's aber, wenn Teufelsbill mit dem Flatboot kommen und das Zeichen geben sollte?« fragte jener zurück, aber immer noch mit unterdrückter Stimme.
    »Das geht euch nichts an; – ihr bleibt auf eurem Posten, und wir anderen treiben, wenn das Boot abgefertigt ist, nachher die Insel von unten herauf vor. Finden wir ihn dann nicht, so läuft er euch in die Hände.«
    Wieder fing er an zu graben, und die Gruft mußte bald tief genug sein; denn ein ziemlich hoher Erdhaufen lag schon an ihrer Seite. Des Iren Herz schlug so laut, daß er schon durch dessen Klopfen verraten zu werden fürchtete. – Auch die letzte Stimme hatte er erkannt, es war die jenes Buben, den er in Helena zu Boden geschlagen hatte. Erbarmen hatte er hier nicht zu erhoffen; wurde er entdeckt, so konnte kein Gott ihn retten. Ein Gedanke durchzuckte ihn jetzt. Wenn er nun vielleicht, während jene sich emsig mit ihrer Arbeit beschäftigten, leise in die Büsche kroch, dann, erst einmal im Dickicht, entweder im Sumpf einen Schlupfwinkel suchte, oder auch, sobald er den Fluß erreichte, hinausschwamm in den Nebel? – Es trieb jetzt so viel Holz im Strom, daß er nicht zu fürchten brauchte zu ertrinken, – und das wäre übrigens ja doch noch immer besser gewesen, als sich hier wie ein Hund totschlagen zu lassen.
    Langsam schob er den linken Arm zur Seite, um sich darauf zu stützen und den Körper nachzuziehen; doch das raschelnde Laub machte die größte Vorsicht nötig. Zwar gruben die beiden Männer noch immer eifrig, und das Geräusch der fallenden Erde übertäubte jede nicht zu auffällige Bewegung; auch hatte er sich auf diese Art wohl schon zwei Schritte zurück und dicht zum Rande eines wirren Dornbusches gezogen, hinter dem ihm ein weicher, moosiger Fleck raschere Bewegung möglich machte. Gerade aber, als er sich ein wenig aufrichten wollte, um über einen dort liegenden heruntergebrochenen Ast zu gleiten, drückte er mit der Hand auf einen dürren und morschen Zweig, der mit ziemlich lautem Krachen abbrach.
    O'Toole schrak zusammen und blieb regungslos in der gerade eingenommenen Stellung liegen. Ben aber sprang rasch aus dem fast fertigen Grabe heraus auf den Erdhügel hinauf und blickte überall forschend in die neblige Nacht hinein.
    »Hörtet Ihr nichts, Jones?« fragte er nach einem kleinen Zwischenraum. »Mir war's, als ob irgend jemand auf einen Ast träte.«
    »Ich habe nichts gehört«, brummte der andere, während er mürrisch den Spaten aus der Grube warf und selbst nachkletterte. – »So – das Loch ist jetzt tief genug, hol der Teufel das Maulwurfsgeschäft! Wenn Ihr glaubt, daß ich hier auf die Insel gekommen sei, um Totengräber zu werden, so habt Ihr Euch verdammt geirrt. – Werft das Aas hinein, daß wir fertig werden! – Verwünscht unheimliches Geschäft ohnedies, so in Nacht und Nebel dazustehen und Leichen einzugraben. – Ihr habt wohl manchmal derlei Arbeit hier?«
    »Daß Ihr doch das Maul nicht halten könnt und in einem fort Euer ungewaschenes Zeug schlabbern müßt«, brummte Ben. – »Mir war's, als ob hier jemand auf einen Zweig getreten wäre. – Nun? Donnerwetter, wo ist denn der Leichnam? Ah, hier! – Ich dachte, er läge weiter drüben. Kommt, Jones; der Bursche ist schwer; schleppt ihn mit über den Hügel

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