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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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wo sie am letzten Abend gelandet waren, und da von dort aus die Strömung gerade auf Nr. Einundsechzig zuführte, so blieb es denn auch nicht langem Zweifel unterworfen, daß diese bis dahin für öde gehaltene Insel der Zufluchtsort der Verbrecher sei.
    Vor allen Dingen wurden einige Matrosen mit der Jolle zu dem Flatboot hinuntergesandt, um den Steuermann Bill an Bord des ›Black Hawk‹ zu bringen; dieser aber verharrte trotz Versprechungen und Drohungen in hartnäckigem Schweigen und ließ nur, als er die fremden Matrosen um sich sah, den Blick von einem zum andern schweifen, ob er nicht doch vielleicht ein ihm freundliches gesinntes Anlitz darunter entdecke. Überall hafteten aber die Augen der Männer mit dunklem Unheil verkündendem Ernst auf seiner gefesselten Gestalt, und er wandte sich endlich mit wildem Unmut ab von der feindlichen, von flammenden Kienholzspänen grell beleuchteten Schar.
    Ehe sich der Nebel zerteilte, war übrigens ein Vordringen unmöglich; denn erstlich hätten sie stromauf die Insel gar nicht aufs Ungewisse hin gefunden, und dann durften sie sich auch nicht der Gefahr aussetzen, auf den Sand zu laufen, da sich sonst die Verbrecher leicht und ungestraft auf Booten gerettet hätten.
    Edgeworth wollte nun allerdings auf seinem Fahrzeug bleiben, um nicht allein seine Ladung stromab zu führen, sondern auch das Mrs. Everett gegebene Versprechen zu halten. Das sah er aber bald durch zwei Umstände unmöglich gemacht, erstlich durch den Kapitän Colburn selbst, der seine Gegenwart unbedingt verlangte, um ihn auch für diese eigentlich willkürliche Handlung bei der nächsten Behörde zu vertreten, mehr aber noch durch die feste und bestimmte Erklärung seiner Leute, lieber den letzten Cent ihres Gehalts im Stiche zu lassen, ehe sie nicht das Räubernest mit aufsuchen und die Schlangen zertreten möchten, die die giftgeschwollenen Fänge auch gegen sie erhoben hätten. Allein konnte Edgeworth das Boot unmöglich stromab führen. Der Kapitän beseitigte aber endlich auch die letzten Einwände, denn als er erst erfahren hatte, welche Ladung jener führe, erklärte er die Waren selber, und zwar für die Garnison am Missouri, ankaufen zu wollen. Über den Preis verständigte er sich leicht mit dem alten Manne, und da er selbst fast gar keine Fracht an Bord hatte, so ließ er sein Dampfboot langsam den Strom hinab bis neben das Flatboot schaffen. Während nun die Mannschaft beider Fahrzeuge, von den Soldaten redlich dabei unterstützt, mit einem Eifer arbeitete, als hinge ihre künftige Glückseligkeit an dem schnellen Überladen der Fracht und als handle es sich hier nicht darum, einem Kampfe mit Verzweifelten, vielleicht dem Tod entgegenzugehen, schlossen die beiden Männer in der Kajüte den Handel ab. Das der Dame gegebene Versprechen durfte den alten Mann jetzt auch nicht länger hindern; denn diese erklärte, nach den Vorfällen der letzten Nacht viel lieber wieder mit dem ›Black Hawk‹ nach Helena zurückkehren und das nächste Dampfboot stromab benutzen zu wollen, als sich noch einmal solcher Gefahr auszusetzen. Überdies konnte man nicht wissen, ob die Verbrecher nicht vielleicht auf ihren Booten flüchtig geworden wären oder noch würden, und dann machten sie gewiß den Strom für die nächste Zeit unsicher.
    Die Zerteilung des Nebels war nun das einzige, was noch abgewartet werden mußte, und ein frischer Morgenwind, der sich gegen Sonnenaufgang erhob, ließ sie in dieser Hinsicht das Beste hoffen. Indessen verträumten sie ihre Zeit nicht unnütz; alle Vorbereitungen waren getroffen, um einem gefährlichen Feinde zu begegnen, die Waffen in Ordnung gebracht und die Leute gemustert. Der Kapitän wollte anfangs Freiwillige auswählen, um die erste Landung mit diesen zu wagen, sah sich aber bald gezwungen, selbst eine Auswahl zu treffen, denn alle traten vor und verlangten, den ersten Fuß an Land setzen zu dürfen. Außer ihren gewöhnlichen Waffen empfingen die Leute noch, um das von O'Toole beschriebene Dickicht zu durchdringen, Beile, Äxte und schwere Messer, so viele sich auftreiben ließen, und ihr erster Angriff sollte sich auf den Platz richten, von dem die Männer auf der Insel gesprochen hatten, die untere Spitze, wo aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Boote versteckt lagen. Gelang es, sich ihrer zu bemächtigen, so schnitten sie den Piraten die Flucht ab, und der Tapferkeit der Angreifenden blieb es in dem Fall allein überlassen, der gerechten Sache den Sieg zu

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