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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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doch lieber wieder fahrenlassen und versuchen sollte, irgendeinen schwimmenden Stamm zu erreichen. Da vernahm er dicht hinter sich das Rudern des Bootes; er wußte, es waren seine Verfolger, und in Angst und Entsetzen klammerte er sich fester an das Holz, das ihn jetzt noch hielt und vielleicht allein retten konnte. Eben dieses feste Anklammern ließ aber das freihängende Ruder auch knarren und bewog Bob Roy, es festzuhalten. Der Ire fürchtete indessen immer noch, in Feindes Hände zu geraten, wenn er sich denen an Bord zu erkennen gäbe, und erst das gewaltsame Eintauchen des Ruders, bei dem er, hätte Bob seine Drohung wahr gemacht, ersticken mußte, zwang ihn, sich auf Gnade oder Ungnade zu ergeben. – Seine Kräfte waren erschöpft; – er konnte nicht mehr.
    Aufmerksam lauschten jetzt die Männer dem Bericht über das, was O'Toole gesehen und erlebt hatte, und Edgeworth schauderte zusammen, als er an die Gefahr dachte, der sie so glücklich und fast wunderbar entgangen waren. Großer Gott, wie weitverzweigt mußte diese Bande sein, der er selbst, aus dem Norden Indianas kommend, durch einen ihrer Helfershelfer hatte in die Hände gespielt werden sollen. Was aber jetzt tun? In der nächsten Stadt die Anzeige machen und die Bewohner aufrufen, um den Platz zu zerstören? War es wahrscheinlich, daß sich gleich Männer genug zusammenfanden, um einen solchen sicherlich wohlbefestigten Ort mit Erfolg anzugreifen? Und mußten sie nicht im entgegengesetzten Falle jene selbst vor der Gefahr warnen, daß sie sich ihr durch die Flucht entziehen konnten? Ja, war das nicht vielleicht jetzt schon durch all das Vorhergegangene geschehen, und welches Elend konnte über das Land gebracht werden, wenn sich eine solche Verbrecherbande nach allen Richtungen hin zerstreute?
    Rasch trieben sie indessen mit der Strömung hinab; – sie mochten, seit sie die gefährliche Insel verlassen hatten, vielleicht zehn bis zwölf englische Meilen gemacht haben. Da rief der Mann, der vorn als Wache auf dem Boot saß, ein Licht an, neben dem sie rechts vorbeitrieben und das, wie sie bald fanden, von einem dort gelandeten Dampfboot herrührte. Die Ofentüren waren geöffnet, und so nahe strichen sie daran vorüber, daß sie deutlich zwei vor den halb niedergebrannten Kesselfeuern lagernde Neger erkennen konnten. »Greift zu den Finnen, meine Burschen!« rief Edgeworth. »Rasch, Boys; das Ufer kann hier kaum fünfzig Schritte entfernt sein! – Komm, Bob, laß den Bug anluven! Halt, ruhig noch mit den Backbordfinnen! – So, nun greift zusammen aus! – Ein bißchen mehr hinauf, Bob; wir kommen sonst zu weit von dem Dampfer ab! So ist's recht! –«
    Und mit raschen, kräftigen Ruderschlägen trieben die Leute das schwere Boot dem Lande zu, warfen um den ersten Baum, den sie erreichen konnten, das Tau und lagen bald, etwa zweihundert Schritt unter dem Dampfer, ruhig und sicher vor Spring- und Sterntau. O'Toole aber, der sich jetzt wieder vollkommen erholt und erwärmt hatte, sprang mit Edgeworth an Land, um auf der noch trocken gelegenen Uferbank hin das Dampfboot zu erreichen und den Kapitän von den Ereignissen der letzten Nacht in Kenntnis zu setzen. Das Dampfboot war der ›Black Hawk‹ – von Fort Jonesboro am Redriver, für St. Louis bestimmt, und führte die von der indianischen Grenze abgelösten Truppen zur Missouri-Garnison hinauf. Der Nebel hatte es ebenfalls gestern abend gezwungen, hier beizulegen, und es mußte sich ohnedies als altes, schon ziemlich mitgenommenes Boot gar sehr in acht nehmen und schonen, um nicht durch ein zufälliges Aufrennen der größten Gefahr ausgesetzt zu werden.
    Kaum vernahm übrigens Kapitän Colburn, selbst ein alter Soldat und früher Kapitän der texanischen Aufständischen, das Nähere jener von O'Toole beschriebenen Verbrecherkolonie, als er erklärte, unter jeder Bedingung dort landen und den Ort untersuchen zu wollen. Lag ein Irrtum zugrunde, so konnten ihm die Ansiedler nur Dank wissen, daß er wenigstens den Willen gezeigt habe, ihnen beizustehen, und erwies sich die Sache als begründet, so war es vielleicht nur durch augenblickliche und nachdrückliche Maßregeln zu ermöglichen, die Flußpiraten zu überraschen und gefangenzunehmen.
    O'Toole warf zwar hiergegen ein, daß er ebensowenig eine Idee habe, wo jene Bande hause, noch wo er sich selber gegenwärtig befinde, da er im Nebel förmlich blind umhergefahren sei. Edgeworth dagegen bezeichnete Kapitän Colburn ziemlich genau den Platz,

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