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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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hinreichend sein müßte, bei einer so liebenswürdigen, entzündlichen Frau auch das größte Interesse für den Eigentümer zu erwecken. Zuerst bitte ich also um Beseitigung der ersten vier, nachher wollen wir über die anderen reden. Mrs. Breidelford, mein Name ist Sander, und ich habe schon früher das Vergnügen gehabt –«
    »Ei, so soll einem doch der liebe Gott in Gnaden beistehen!« rief die Frau in höchstem Erstaunen aus. – »Geht dem nicht das gesegnete Mundwerk wie die Yankee-Dampfmühle am Whiteriver. Was wollt Ihr von mir, Sir? Was kommt Ihr in später Nacht in einzelner und alleinstehender Frauen Häuser und macht zuerst einen Lärm vor der Tür, daß die ganze Nachbarschaft aufmerksam werden muß? Bin ich hier in Helena, um Logis für vagabondierende Landstreicher zu halten? Soll ich jeden hergelaufenen Bootsmann bei mir aufnehmen, jeden nichtsnutzigen Galgenstrick der gerechten Strafe entziehen? Aber das geschieht mir schon recht, mein Seliger, – wenn er jetzt von oben auf mich herabsieht, weiß er, daß ich die Wahrheit rede –, mein Seliger hat mir das schon immer tausendmal gesagt – und tausendmal reichen nicht – Luise, sagte er – halt, was soll's da? Die Tür ist verschlossen; – was wollt Ihr an der Tür?«
    »Nur Einlaß, holde Luise«, sagte lächelnd Sander, »wenn nicht hier, doch oben; – ich höre solche moralischen Bemerkungen des alten seligen Breidelford ungemein gern, aber ich muß ein Glas heißen Grog oder Stew vor mir und einen weichen, behaglichen Sitz unter mir haben. Also, wenn's gefällig wäre –«
    »Die Tür da ist verschlossen, sage ich«, rief Mrs. Breidelford jetzt wirklich ärgerlich; »hol Euch der Henker, Mann, was wollt Ihr? Weshalb kommt Ihr her?«
    »Nachtquartier will ich, teuerste Luise«, erwiderte Sander mit unzerstörbarem Gleichmut, – »Nachtquartier, ehrbare Wittib, und einen guten warmen Imbiß, um dabei mit dir von einigen Geschäftssachen reden zu können.«
    »Das geht nicht; ich beherberge niemanden«, rief Mrs. Breidelford schnell; – »kommt morgen am Tage wieder, wenn Ihr Geschäfte mit mir abzumachen habt!«
    »Mrs. Breidelford!«
    »Geht zum Teufel mit Eurem Unsinn; ich will nichts mehr hören! – Macht, daß Ihr fortkommt, oder ich rufe, so wahr ich selig zu werden hoffe, den Konstabler!«
    »Mrs. Breidelford«, sagte Sander mit sanfter, schmelzender Stimme, – »teure Mrs. Breidelford, wollen Sie einen Unglücklichen von Ihrer Schwelle, wollen Sie mich jetzt in den feuchten Nebel, fast in der Gewißheit eines lebensgefährlichen Schnupfens und Katarrhs, hartherzig hinausstoßen?«
    »Geht gutwillig, Sir, oder ich rufe wahrhaftig den Konstabler!« rief die Frau und schob die beiden Riegel wieder zurück. Sander aber, der jetzt einsah, daß er den Scherz weit genug getrieben hatte, flüsterte ernst und drohend: »Halt, Madame, nicht weiter! Gutwillig wollen Sie mich nicht hören, meine Bitten konnten Sie nicht bewegen, so mag die Furcht Sie dazu zwingen!«
    »Furcht, Sir?« rief Madame, heftig auffahrend.
    »Soll ich Ihnen vielleicht einen Namen nennen, der, nur laut geflüstert, Ihren Hals schon dem Henker überliefern würde?« sagte Sander jetzt mit immer gesteigerter Stimme. – »Soll ich Ihnen einen Nagel nennen, der der Nagel Ihres Sarges werden könnte? – Soll ich Ihnen – doch nein«, brach er plötzlich ruhiger ab, »ich will das nicht tun, ich bitte Sie nur um ein Nachtlager und Speise und Trank, das übrige bereden wir drin. – Ich bin ein Freund, – Sie verstehen, was ich damit meine. Kann ich hierbleiben?«
    Mrs. Breidelford sah ihn verstört an. – Ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen, und seine Augen schienen ihr in nur zu deutlicher Sprache zu sagen: Ich weiß mehr, als ich dir jetzt mitteilen will; – hüte dich. – Ihr Gewissen schlug; – ihr Herz klopfte ängstlich, – und sie sagte mit zitternder Stimme, die sie nur noch durch angenommene Verdrießlichkeit zu verdecken suchte: »Ei, zum Henker! Sir, Ihr gebraucht sonderbare Worte, jemanden um eine Gefälligkeit zu bitten; aber – geht nur hinauf! – 's ist ein häßlicher Abend heute, und – es ist auch noch jemand oben, den Ihr vielleicht kennt. Eigentlich ist mir's sogar lieb, daß ich mit dem – mit dem Herrn nicht ganz allein bleibe. – Nein, hier ist die Treppe! – Ach, Du lieber Gott, ob denn mein Seliger nicht recht hatte, wenn er sagte: Luise – es sind seine eigenen Worte –«
    »Bitte, Madame, wen soll ich oben finden,

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