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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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's ist fast so, als ob jemand auszöge! Habt ihr Porrel mitgebracht?«
    »Toby? Nein, der kommt mit einem Kielboot, – muß aber auch bald da sein. Kelly zieht ja seine ganze Mannschaft zusammen; es muß uns doch von irgendeiner Seite Gefahr drohen! Wie steht's mit der Insel?«
    »Gut«, sagte Thorby, – »es ist eben ein Boot von dort hier eingetroffen; doch geht hinein, drinnen besprechen wir das alles viel besser. Kommen noch mehr?«
    »Ja, Waterford selbst bringt alle die Sumpfmänner mit. Wie er uns sagt, wollen wir dann gleich von hier aus heute abend zur Versammlung nach Nr. Einundsechzig hinunterfahren.« – Und mit diesen Worten verschwanden die Männer im Innern des Hauses, dessen Tür sich augenblicklich hinter ihnen schloß.
    James Lively blieb noch ein Weilchen in seinem Versteck liegen, bis er ganz sicher war, daß keiner der mit dem Boote Gekommenen mehr in diesem weile, und kroch dann vorsichtig und geräuschlos, wie er gekommen, zum Hause zurück. Obgleich er dort aber deutlich genug hören konnte, wie die Besucher ein lebhaftes Gespräch miteinander führten und hier also keineswegs nur zum Spielen und Trinken zusammengekommen schienen, so war es ihm doch auch nicht möglich, etwas Näheres darüber zu bestimmen. Übrigens fühlte er sich jetzt fest davon überzeugt, der ›Graue Bär‹ stände, wie sie schon heute morgen vermuteten, mit jener Insel, dem Neste der Piraten, in genauer Verbindung, und ungeduldig harrte er der Rückkehr des Schwagers, um die entscheidenden Schritte in dieser Sache zu tun.
    Der Tag dämmerte endlich. Die dem jungen Farmer nächsten Gegenstände ließen sich deutlicher erkennen, und ein leise sich erhebender Luftzug, der die dichtbelaubten Zweige der Niederung durchrauschte, fing an, die schwerfälligen Nebelmassen nach und nach in Bewegung zu setzen. James hielt es für geratener, sich zurückzuziehen, um nicht durch das schnell hereinbrechende Tageslicht überrascht und vielleicht vom Hause aus gesehen zu werden. So leise wie möglich schritt er deshalb an der Wand des kleinen Gebäudes hin, bis er den vorderen Teil und mit diesem die Straße erreichte. Gleich hinüberkreuzen wollte er aber nicht, weil ein neben der Tür angebrachtes Fenster auf den offenen Platz hinausführte; dicht am Wege hin war dagegen eine Anzahl junger Hickories aufgewachsen, die er zwischen sich und das Haus zu bringen suchte, damit sie ihn in ihrem Schatten verbargen.
    Kaum zehn Ellen mochte er langsam darin fortgekrochen sein, als er den Schritt von Männern auf der Straße hörte, die rasch herankamen. Zuerst glaubte er, sie würden an ihm vorbeigehen, und schmiegte sich fest auf die Erde nieder; als sie jedoch am Hause waren, blieben sie stehen, und er konnte deutlich erkennen, wie der eine vorsichtig viermal anklopfte und dann horchte.
    Von innen heraus schien da irgend jemand zu fragen, und die Antwort lautete: »Sander! – Macht auf!«
    Die Stimme kannte er. Das war Hawes; er hatte sich den Mann nur zu gut gemerkt. – Was aber wollte der hier zu so früher Tageszeit? In welcher Verbindung stand er mit diesen Männern? Und was sollte das Zeichen? Er strengte jetzt seine Augen an, um die Gestalt des zweiten zu erkennen; es war aber noch zu dunkel, und ehe er auch nur einen ordentlichen Blick auf den Mann werfen konnte, schloß sich die vorsichtig geöffnete Tür rasch hinter den beiden.
    Was jetzt tun? Sollte er dem Freunde folgen und ihn von dem Gesehenen in Kenntnis setzen? Das hätte ihm nichts genützt; denn Cook war ja schon in der Absicht zum Richter geritten, eine Untersuchung dieser verdächtigen Schenke zu beantragen. Er beschloß also, seine Beobachtungen hier fortzusetzen und Cooks Rückkehr abzuwarten, ehe er selber von der Stelle ging. Zu diesem Zweck aber, und um unentdeckt zu bleiben, brauchte er ein besseres Versteck und verfolgte jetzt in den Hickories seine Bahn, bis er sich dem kleinen, Cook bezeichneten Kiefernanwuchs gerade gegenüber sah. Dieser begann etwa sechzig Schritt vom ›Grauen Bären‹ und lief bis zur Mündung desselben Baches hinauf, an welchem weiter oben Livelys und Cooks Farmen lagen. Hier kreuzte er den Weg und blieb in der spitzen Ecke des Dickichts geduldig stundenlang auf dem Anstand liegen.
    Mehrere Reiter passierten die Straße nach Helena zu, von denen die meisten ebenfalls vor dem geheimnisvollen Hause anhielten, abstiegen und nach kurzem Aufenthalt ihren Ritt fortsetzten. Selbst als es schon vollkommen Tag geworden war, sah James noch

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