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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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erschreckte ihn doch Cooks Gefangennahme; ein dunkler Verdacht durchzuckte sein Hirn, und als er auch noch die Fremden, wie er jetzt glauben mußte, in feindlicher Absicht, herbeieilen sah, fühlte er, daß er sich wirklich in Gefahr befinde.
    Adele hatte aber schon für ihn gehandelt; schnell löste sie den Sattelgurt des Ponys, das ihr indessen, vor dem herbeigesprungenen Jäger scheuend, die andere Seite zugedreht hatte, und warf den Damensattel ab. – Die Verfolger waren nicht fünfzig Schritte mehr entfernt.
    »Und Sie, Miß Adele, soll ich hier allein zurücklassen?« rief James unschlüssig. – »Das kann ich bei Gott nicht.«
    »Mir droht keine Gefahr!« rief die Jungfrau. »Ich habe nichts – gar nichts zu fürchten; – aber Sie. – Großer Gott, es ist ja jetzt schon zu spät?«
    »Nein, noch nicht«, lachte der junge Hinterwäldler, der bald erkannte, daß die herbeieilenden Männer unbewaffnet waren, während er rasch seine Büchse vom Boden aufgriff. »Den will ich doch sehen, der –«
    »Wenn Ihnen mein Frieden heilig ist«, flehte Adele jetzt in wilder Verzweiflung, denn sie fürchtete das Schlimmste, – »wenn Sie mich lieben, – James, oh, so fliehen Sie!«
    Oh, hätte sie ihn doch mit diesen Worten aufgefordert, sich dem Feind entgegenzuwerfen, James wäre dem Tode mit Freuden in die Arme gestürmt; aber fliehen? Doch ihr flehender Blick traf ihn. Mit der Linken, in der er die Büchse hielt, packte er den Rücken des Pferdes, schwang sich hinauf und griff jetzt in die Zügel.
    »Halt da, Sir!« rief Porrel, der kaum noch zehn Schritt von ihm entfernt war. »Halt! – Wir kommen als Freunde; – Ihr habt nichts zu fürchten!«
    »Fürchte auch nichts«, brummte James und hielt sein Pferd noch immer eingezügelt, – »wenn ich nur –«
    »Glaubt ihnen nicht!« bat Adele in Todesangst. »Fort – zu den Euren, – fort«
    »Squire Dayton schickt mich nach Euch!« rief Porrel, sprang auf ihn zu und griff nach dem Zügel. – Adele, die den jungen Mann verloren glaubte, starrte mit wildem, verzweifeltem Blicke zu ihm empor.
    »James!« hauchte sie und mußte sich an dem Baum, an dem sie stand, aufrecht halten.
    »Ich gehorche«, rief da James und stieß mit dem Kolben seiner Büchse die Hand, die schon fast seinen Zaum berührte, beiseite. – »Zurück da, Sir!« donnerte er dann den Fremden an. »Sei's in Freundschaft oder Feindschaft, in einer Stunde bin ich in Helena!« – Und während er den Zügel locker ließ, bohrten sich seine Hacken in die Flanken des Ponys, das mit flüchtigem Satze nach vorn sprang. – Im nächsten Augenblicke flog es, von der ruhigen Hand des Reiters gelenkt, seitab in die Büsche hinein und war gleich darauf in dem dichten Unterholz der Niederung verschwunden.
    »Miß Dunmore«, sagte Porrel, der sich jetzt gegen das noch immer zitternde und erschöpfte junge Mädchen wandte, »ich begreife wahrlich nicht, was Sie veranlassen konnte, den Burschen da so dringend zur Flucht zu bewegen. Ihm droht keine Gefahr.«
    »Sie wollten ihn verhaften, Sir«, rief Adele noch immer in höchster Aufregung; – »man hat ihn des Mordes angeklagt!«
    »Und sollte das etwa ein Beweis seiner Unschuld werden, wenn er, anstatt sich frei zu stellen, dem Richter entflieht?« fragte der Mann aus Sinkville, und ein spöttisches Lächeln zuckte um seine Lippen. Adele schwieg bestürzt still. »Doch, wie dem auch sei«, fuhr er endlich fort, »der Squire ist, wie er mir versichert, schon auf der Spur der wirklichen Mörder. Ich war eben hierher geschickt, um das dem jungen Mann mitzuteilen und ihn von jeder Besorgnis zu befreien; Sie mögen jetzt selber urteilen, Miß, ob Sie ihm mit dieser Warnung, wenn Sie ihm in der Tat wohlwollen, einen Gefallen getan haben.«
    »Mr. Porrel«, sagte Adele und errötete tief, – »die bestimmte Nachricht, die jener Bootsmann brachte, der selbst hierherkommen wollte, um Mr. Lively aufzusuchen –«
    »Wollen Sie sich überzeugen, mein Fräulein, ob ich die Wahrheit geredet habe«, erwiderte Porrel, »so fragen Sie Squire Dayton selber. Cook, den man, wie ich gehört habe, heute morgen allerdings, nur wegen Ruhestörung, verhaftete, ist jetzt wahrscheinlich auch schon wieder frei; es lastet wenigstens kein Verdacht mehr auf ihm. Bitte, Jim, legt doch einmal der jungen Dame hier den dort heruntergeworfenen Sattel auf; sie wird sicherlich lieber reiten, als in unserer Gesellschaft in die Stadt zurückkehren wollen.«
    Der Mann gehorchte schnell dem

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