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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Rufe und führte bald James Livelys Pferd für Adele vor. Das Mädchen wandte sich erst in aller Verlegenheit gegen den Advokaten, als ob sie sich bei ihm entschuldigen wolle; aber sie besann sich bald eines Bessern, stieg rasch auf das Holz, neben dem das ungeduldig scharrende Tier stand, sprang in den Sattel und sprengte unwillig über sich und die ganze Welt in die Stadt zurück.
    Porrel sah ihr mit leise gemurmeltem Fluche nach und ging dann, nachdem er seine Begleiter zu dem nicht mehr weit entfernten Chickenthief gesandt und ihnen aufgetragen hatte, ihn so schnell wie möglich zu dem Flatboote des ›Grauen Bären‹ herunterzubringen, auf den kleinen Gasthof zu, in dessen Tür er bald darauf verschwand.

Kapitel 35
    Waren Mr. und Mrs. Dayton schon über den wilden Ritt Adeles erstaunt gewesen, so beobachteten die gegenwärtigen Insassen des ›Grauen Bären‹ mit kaum geringerem Interesse die sich in ihrer unmittelbaren Nähe ereignenden Vorgänge. Galt diese scheinbare Verfolgung des einen, den sie durch die Büsche nicht erkennen konnten, ihrer Sache, oder hatte die Begegnung so vieler Menschen auf der Countystraße nur zufallig stattgefunden? Ihr böses Gewissen machte sie zittern, und vor allem stand Sander, als er unter den Männern Adele erkannte, mit bleichem Antlitz und ängstlich pochendem Herzen oben an dem kleinen, im zweiten Stock befindlichen Fenster, um von da aus sowohl die Vorgänge auf der Straße zu übersehen, als auch, falls ihm wirklich Gefahr drohte, augenblicklich zu wissen, nach welcher Richtung hin er sich am besten retten könne.
    Was hatte Adele Dunmore hier so allein zwischen die fremden Männer geführt, und wer war es, der dort in tollen Sätzen durch den wildverwachsenen Wald davonsprengte? Einzelne dichtbelaubte Hickories verstatteten ihm nicht, den ganzen Schauplatz zu übersehen, aber nur um so mehr fühlte er sich beunruhigt, da ihm das wenige, das er erkennen konnte, so rätselhaft schien. Da wurde seine Aufmerksamkeit plötzlich von der Straße abgezogen, denn einer der Fremden kam rasch auf das Haus zu. Sander war noch im Zweifel, wer er sein könne, denn die Männer trugen fast alle Strohhüte, und von oben herunter entzog ihm der breite Rand das Gesicht. Da öffnete sich die Haustür und ließ den Klopfenden ein; er gehörte also auf jeden Fall zu den Freunden; Thorby hätte ihm sonst niemals den Eintritt verstattet, und rasch sprang der junge Verbrecher die Stufen hinab, um zu hören, was jener bringe.
    Es war Porrel selbst, der hierherkam, um den Auftrag ihres Führers auszurichten und den Kameraden rasch zu melden, was in Helena geschehen, welcher Gefahr sie ausgesetzt gewesen waren und welche Vorkehrungen man dagegen getroffen, und welchen Plan vor allen Dingen Kelly entworfen habe, um nicht allein ihre Flucht zu sichern, sondern auch zugleich Rache an den Feinden zu nehmen.
    »Aber, beim Teufel«, rief da Sander ärgerlich aus, »weshalb kommt der Kapitän nicht einmal selber hierherauf? Er weiß doch, was er mir versprochen hat und weshalb ich mich jetzt in der Stadt nicht gut sehen lassen darf. Wenn die ganze Sache wirklich auseinanderbricht, was tatsächlich mit jedem Augenblicke geschehen kann, dann sitzen wir nachher fest auf dem Sande, während er sehr behaglich im Trüben fischt und angelt oder doch auf jeden Fall seine eigene wertgeschätzte Person in Sicherheit zu bringen weiß.«
    »Habt keine Angst«, beruhigte ihn lachend Porrel, oder Toby, wie er gewöhnlich der Kürze wegen von den Kameraden genannt wurde, »glaubt ja nicht, daß Ihr, wenn es wirklich an den Kragen ginge, beim letzten Tanze fehlen sollt. Ihr, die ihr euch jetzt noch versteckt halten müßt, bleibt in dem Chickenthief, mit dem ihr nun so schnell wie möglich unter die Helenalandung hinabfahrt, ruhig liegen. Gelingt unser Plan und gehen wir mit den Bewaffneten von Helena wirklich gemeinschaftlich auf das Dampfboot, dann setzt ihr eure Segel, und mit diesen und etwas Rudern könnt ihr, wenn auch nicht mehr zum Kampf, doch auf jeden Fall noch zur Einschiffung kommen. Gelingt er aber nicht, müssen wir, was ich uns übrigens nicht wünschen will, schon in Helena zuschlagen, so sind vier schnell hintereinander abgefeuerte Schüsse das Signal. Dann ist alles entdeckt, und nur Gewalt kann uns befreien; in dem Fall zögert aber auch nicht, wenn ihr nicht abgeschnitten werden wollt. Die Maske haben wir nachher überhaupt abgeworfen, und ihr braucht euch nicht länger zu scheuen, ans Licht zu

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