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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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der Steigbügel kurz!« sagte er, während er erschreckt auf seine bis fast an die Brust gezogenen Knie blickte. »Und wo hängt denn eigentlich das andere Ding?« Er bog sich etwas rechts hinüber und suchte vorsichtig mit dem Fuße den ziemlich hochhängenden Riemen zu treffen; das Pony aber, das schon durch den schwankenden Sitz des Bootsmanns etwas geängstigt war, warf scheu den Kopf zur Seite.
    »Brrrrr!« rief Mills. – »Brrrrr, mein Tierchen! – No bottom [Fußnote: No bottom! Kein Grund! Der Ruf des Senkbleiwerfers, wenn er mit der Leine keinen Grund gefunden hat. ] ?« Und immer noch fühlte er mit dem rechten Bein vergebens nach dem weiter oben hin- und herschlenkernden Bügel. Da kam dieser unter den Bauch des Ponys, was einen raschen und kurzen Seitensprung verursachte. Mills' ›Hinterläufe‹, wie sie der alte Lively betitelt haben würde, zuckten schnell und unwillkürlich zusammen und begegneten sich unter dem Rappen; der aber, solcher Behandlung ungewohnt, schlug kräftig hinten aus und warf den Kopf zwischen die Vorderbeine, während der Virginier mit einem »Halt da –« gerade über die Ohren des scheuen Tieres hinweg und mit dem ganzen langen Leibe auf den Hofraum flog.
    »Hallo!« lachte Smart. »Bedeutendes Stück Arbeit, das! War der längste Wurf, den ich in meinem Leben gesehen habe.«
    »Mrs. Smarts Sattel, – Sip!« – rief Adele und zitterte vor Angst und Aufregung. – »Mrs. Smarts Sattel –«
    »Meinen Sattel?« rief, während Scipio rasch dem Befehle gehorchte, Rosalie Smart etwas erstaunt. »Meinen Sattel, Kind? Ich denke gar nicht daran zu reiten.«
    »Nicht wahr, Sie borgen ihn mir auf wenige Stunden?« bat Adele und ergriff dabei den Zügel des ihr willig gehorchenden Tieres – »Mr. Smart, bitte, den andern Sattel! –«
    »Aber, beste Miß Adele! –«
    »Mr. Smart«, sagte das schöne Mädchen, und der Ton, mit dem sie diese Worte sprach, klang so weich, so ängstlich, daß Jonathan Smart kein Yankee hätte sein müssen, wenn er dem widerstehen konnte. Mit einem Ruck hatte er den Sattelgurt geöffnet und den Sattel abgehoben, Scipio legte den andern in derselben Minute von der rechten Seite, wo der Damensattel auch geschnallt wurde, auf, und ehe noch Mrs. Smart, die durch die Eile dieses Entschlusses total aus den Wolken zu fallen schien, auch nur imstande war, eine Frage zu tun, ja kaum von Smart selber so weit unterstützt, daß er ihr leise den linken Ellbogen hob, legte das schöne, in seiner Eile jetzt lieblich erglühende Mädchen die rechte Hand auf den Sattel und schwang sich hinauf. Smart reichte ihr auf der einen Seite den kleinen, für den linken Fuß bestimmten Bügel, Scipio eine kurze, gerade dort liegende Weidengerte, und im nächsten Moment, ja, bevor sich Mills ganz von seinem Sturze erholt hatte, warfen schon die rasch über den harten Boden dahinklappernden Hufe des kleinen Ponys den Staub hinter sich auf, die Männer, vor allem aber Mrs. Smart in wirklich unbegrenztem Erstaunen zurücklassend.
    James Lively hatte indessen, sobald Cook davongeritten war, vorsichtig seinen Platz gewechselt und sich, einem Indianer gleich, bis dicht an das Haus geschlichen. Das aber war viel zu gut verwahrt, um ihm auch nur das Geringste zu verraten. Bloß ein dumpfes Stimmengemurmel hörte er, als ob viele Menschen miteinander sprächen, und ein paarmal wurden Türen geöffnet und wieder geschlossen. Da vernahm er aufs neue vom Flusse her Ruderschläge, die näher und näher kamen, und glitt nun so rasch und geräuschlos wie möglich zum Ufer hinunter, wo er den Platz übersehen konnte, der zwischen dem Boot und dem Hause lag. Es waren etwa zwölf bis vierzehn Schritte Zwischenraum; denn der Strom hatte noch lange nicht die Uferhöhe erreicht. Als Versteck fand er aber hier weiter nichts als den Stamm einer angeschwemmten Zypresse, hinter der er sich niederkauerte und mit gespannter Aufmerksamkeit dem näher und näher kommenden Fahrzeug entgegensah.
    Endlich erkannte er durch den Nebel den dunklen Schein des Bootes. – Es legte an, und acht Männer, einige in der Tracht der Bootsleute, andere wie Städter gekleidet, stiegen aus.
    »He, Thorby«, sagte eine große, grobknochige Gestalt, als ihr ein anderer – der Wirt der Schenke – entgegenkam, »war Kelly schon da? Was gibt's denn eigentlich? Waterford hat uns weiter nichts gesagt.«
    »Weiß auch nicht recht«, brummte der, »werdet's schon erfahren. – Donnerwetter, es geht jetzt wild in der Stadt zu;

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