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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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die Passage an der linken Seite der Insel versuchen wollen und wären auf den Sand gelaufen. Die Bootsleute von Helena haben wohl ihr Fahrzeug gleich unter die Weiden geschafft?« unterbrach er sich plötzlich selbst.
    »Ja, – Bolivar ist mit hinuntergegangen; – sie wollen die Fähre zurückbringen, um die Pferde zu transportieren.«
    »Ich wollte, Peter würde ein wenig vorsichtiger«, sagte der Kapitän düster. »Er ist sonst brav und brauchbar, sollte aber doch bedenken, daß er sich durch seine Tollheiten selbst noch einmal um den Hals und uns andere in kaum geringere Verlegenheit bringen könnte.«
    »Er denkt nicht gern nach«, lachte Blackfoot, »obgleich er Denkzeichen doch wahrhaftig schon genug bekommen hat; der letzte Hieb durchs Gesicht war nicht von Stroh. – Aber um wieder auf unser Dampfboot zu kommen, – wo kaufen wir das am besten, und wird es nicht überhaupt einen zu großen Riß in unsere Kasse machen?«
    »In New Orleans, oder noch besser in Cincinnati, glaube ich. – Geld ist genug da«, erwiderte der Kapitän. – »Nach den Briefen bringt auch Teufels Bill, wie Ihr ihn immer nennt, ein reich beladenes Boot aus dem Wabasch heraus, auf dem sich besonders viel bares Geld befindet, und von Pittsburg, Cincinnati, Louisville, Shawneetown, Paduca, St. Louis und Memphis sind heute Briefe gekommen, die alle das baldige Eintreffen herrlicher Beute verkünden. Wir wollen jetzt den Wachtposten abends doppelt ausstellen, daß wir nicht einmal das Signal versäumen. Die Nächte sind kurz, und vor Tage müssen wir das erbeutete Boot stets am linken Ufer und unter den Weiden haben, sonst könnte doch einmal ein vorbeifahrender Flatbooter Verdacht schöpfen.«
    »Und wer soll den Ankauf eines Dampfbootes besorgen?« fragte Blackfoot. »Wollt Ihr selbst stromauf gehen und es in einer der nördlichen Städte erhandeln, oder soll das einem unserer Kommissionäre überlassen bleiben?«
    »Ich selbst würde gehen«, sagte Kelly, »wenn nicht gerade in diesem Augenblick wichtige Verhältnisse meine Aufmerksamkeit zu sehr in Anspruch nähmen. – Ich werde wahrscheinlich eine kleine Reise in das Innere des Landes machen müssen. Ist von Simrow noch immer keine Antwort eingetroffen?«
    »Nein, – sonderbarerweise läßt er kein Wort von sich hören. In Georgia steckt er noch, soviel ich weiß, und das Zeichen, das er uns kürzlich zukommen ließ, lautet günstig, sonst aber kann niemand Auskunft über ihn geben.«
    »In Georgia scheint er sehr tätig gewesen zu sein«, erwiderte Kelly. »Seit der Zeit muß er aber wohl glauben, er habe für sich allein gearbeitet und unsere Hilfe nur so lange benutzt, wie er sie brauchte. Aber dagegen gibt es Mittel. Wartet einmal! Unseren kleinen amerikanischen Advokaten Broom kennt er ja wohl noch gar nicht?«
    »Nein, ich glaube nicht. – Er kam erst vier Wochen nachdem Broom uns verließ.«
    »Gut, der soll hinübergehen; – er mag eines von den Pferden reiten und kann es dort verkaufen. Den Brief, den er mitnehmen wird, will ich Euch morgen einhändigen. Halt, daß ich's nicht vergesse, in den Sumpf müßt Ihr, ehe die Pferde abgehen, einen Boten schicken. Waterford hatte andere Arbeit und könnte sonst nicht daheim sein. Sind die Bretter an die Landung geschafft?«
    »Wie Ihr es angabt, – es liegt alles bereit; – aber was ich Euch fragen wollte, wie ist es denn mit dem Verkauf des Grundstücks in Helena gegangen? Ist unser neugebackener Erbe akzeptiert worden?«
    »Vortrefflich«, lächelte Kelly. »Wir können das Stück nächstens wiederholen; der Plan war herrlich; – er hat viel Geld eingebracht.«
    »Und schöpft man keinen Verdacht? Sind die Leute wirklich freundlich genug zu glauben, daß Holk mit Mann und Maus versunken sei und seinen Tod unseren Sündenböcken, den Snags, zu danken habe?«
    »Gewiß denken sie es«, sagte Kelly verächtlich. – »Das Volk drüben wollte ich glauben machen, der Himmel sei nur blau angestrichene Wachsleinwand und die Erde ein Futteral, um darin alte Gebeine aufzubewahren.«
    »Hahaha« – lachte der Gauner – »ein göttlicher Spaß. Es soll mich auch wundern, wie wir die drei letzten Boote in New Orleans verkauft haben. – Wir hätten sie übrigens doch anmalen sollen; der Teufel könnte einmal sein Spiel dabei haben.«
    »Ja, es soll auch künftig geschehen«, sagte Kelly nachdenklich, »Farbe habe ich schon gestern herüberschaffen lassen. Das nächste jedoch, was wir nehmen, mag, ist die Ladung wertvoll genug,

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