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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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ebenfalls nach New Orleans geschafft werden. – Hier ist die Adresse des Kaufmanns, der die Spedition der Güter besorgt.«
    »Wer geht da von unseren Leuten mit?«
    »Schickt, wen Ihr wollt, nur den Neger nicht, den können wir hier besser gebrauchen, und halt – noch eins, – in Helena ist gestern ein Mann angekommen, der nach Little Rock will, um das Land zu kaufen, was uns hier gerade gegenüber in Arkansas liegt. Er wird morgen früh von Helena aufbrechen und reitet einen Schimmel –«
    »Ist er allein?«
    »Nein, – der Mailrider ist bei ihm und wird das übrige besorgen. Bis Strongs Postoffice müssen die beiden aber zusammen reiten. – Der Fremde wird dort nicht übernachten, weil es ihm zu teuer ist; er will noch das drei Meilen von Strongs entfernte Haus erreichen. – Etwa zwei Meilen von Strongs auf der rechten Seite könnte er vielleicht ein Licht sehen. – Ihr versteht mich?«
    »Schon gut; ich glaube nicht, daß wir auf dem Lande drüben belästigt werden. – Was soll aber mit dem Mädchen geschehen, das die Burschen gestern eingebracht haben. – Es ist wie von Sinnen. Ich glaube, das Ding ist verrückt geworden.«
    »Die Pest! – Wer befahl Euch, die Dirne an Land zu nehmen?« rief Kelly, unwillig dabei mit dem Fuße stampfend. »Gab ich nicht dem Kentuckier ganz bestimmte Befehle, sie beiseite zu schaffen? Der Bursche wird mir zu eigenwillig; ich fürchte –«
    »Ich traue ihm auch nicht recht!« flüsterte Blackfoot. »Bolivar hat mich neulich auf ein paar Sachen aufmerksam gemacht, die mir gar nicht recht gefallen – «
    »Der Neger hat ein gutes Auge. Er soll schärfer auf ihn acht haben. – Sind die beiden entladenen Boote versenkt?«
    »Ja, ich habe sie ein paar Meilen stromab geschickt; es werden sonst zu viel hier in der Nähe.«
    »Recht so! – Gut wär es vielleicht, die Trümmer von einem oder zweien dicht an der kleinen Insel hier unten zu zeigen; das schreckt andere vom Landen ab.«
    »Von dem Dampfboot sagen wir auf der Insel noch nichts?«
    »Wir werden es nicht verheimlichen können«, meinte Kelly nach kurzer Pause. »Es muß gemeinschaftlich bezahlt werden, und da wollen wir uns auch gemeinschaftlich darüber beraten. Wo ist denn das eingebrachte Mädchen jetzt?«
    »Es war in Nr. 2, gleich hier oben«, brummte Blackfoot; »aber Mrs. Kelly hatte Mitleid mit dem armen Ding und nahm es zu sich.«
    »Was? Georgine hat die Dirne ins Haus genommen?« zürnte der Kapitän. »Ei, Hölle und Teufel! – Sie weiß doch, daß ich das nicht leiden kann. – Sie muß fort, sie muß augenblicklich fort, Blackfoot! Du wirst mir Bolivar herschicken. – Es sind übrigens zu viele Frauen hier. Gibt es etwas, was mich um unsere Sicherheit beben macht, so ist es das. Unsere Gesetze bestimmen sogar, daß nur zwölf Weiber auf der Insel bleiben sollen, und die Gefangene ist die achtzehnte.«
    Der Kapitän ging mit festverschlungenen Armen und zusammengebissenen Lippen schnellen Schrittes vor der Tür der Halle hin und her, aus der jetzt die leisen Töne der Violine herausschallten. Seine Aufmerksamkeit wurde aber bald auf die von Helena kommenden Bootsleute gelenkt, die in diesem Augenblick, einer hinter dem andern, den schmalen Pfad herankamen und ihren Führer begrüßten. Der aber, ohne den Gruß mit Wort oder Blick zu erwidern, fragte nur ernst und fast unwillig: »Wo sind die Briefe?«
    »Hier, Kapitän«, sagte Peter oder der Narbige, »den Brief hier gab mir der Postmeister noch zwei Minuten bevor wir abfuhren.« Kelly nahm die Papiere an sich und schritt auf seine eigene, dicht am Warenhause liegende Wohnung zu; ehe er sie aber erreichte, blieb er noch einmal stehen und sagte, zu Blackfoot gewandt: »Den Neger schickt Ihr mir, und sollten von Arkansas die Pferde noch in dieser Nacht eintreffen, so laßt sie die Nacht ruhen. Morgen früh aber, sobald sie Kräfte genug haben, eine neue Reise anzutreten, müssen zwei von euch in das Innere gen Osten aufbrechen. Ist Sander nicht mitgekommen?«
    Ein junger, schlanker Mann mit langen blonden Haaren und blauen Augen, der, wenn ihn nicht jetzt der schwerfällige, trunkene Blick entstellt hätte, für schön gegolten haben könnte, schwankte vor und sagte lallend: »Kapitän Kelly – jai l'honneur – ich – ich habe die – habe die Ehre –«
    »Schon gut, Sander, – leg dich hin und schlaf aus, ich brauche dich morgen früh notwendig – also gute Nacht!« – Und ohne eine Erwiderung seiner Worte abzuwarten, schritt er zum Hause,

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