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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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noch heute Nacht von Arkansas kommen, denn Jones hat es uns fest versprochen, und nachher dürfen wir sie keinen Augenblick hier behalten. Drei von euch sollen sie sofort nach Vicksburg schaffen. Das übrige werdet ihr dort vom Konstabler Brooks erfahren.«
    »'s ist doch putzig«, lachte der eine der Männer, »wie wir die wohllöblichen Gerichtsbarkeiten an der Nase herumführen. Kaum eine Stadt gibt es hier im ganzen Westen, wo nicht entweder Konstabler oder Gefängniswärter, Advokaten oder selbst Postmeister und Friedensrichter unsere Verbündeten und Kameraden sind. Einen Mann in Mississippi oder Arkansas für ein begangenes Verbrechen ins Zuchthaus zu stecken, ist, wenn er zu uns gehört, geradesogut, als ob man ihn begnadigte. Denkt Euch nur, Kapitän, vor acht Tagen haben sie in Sinkville drüben den Tobi, den Einäugigen, sogar zum Staatsanwalt gemacht. Wenn ich nur einmal eine seiner Reden hören könnte!«
    Des Kapitäns Züge überflog ein leichtes Lächeln; dann aber wandte er sich plötzlich an den Sprecher und sagte: »Kommt, Blackfoot, ich habe etwas mit Euch zu bereden.« Und ohne eine Antwort abzuwarten, schritt er rasch voran, dem freien, jetzt vom Mondlicht beschienenen Raume zu, der sich zwischen den Gebäuden ausdehnte und nur von wenigen niederen Bäumen beschattet wurde.
    »Ja, Blackfoot«, sagte Kelly und blieb hier stehen, »unsere Geschäfte gehen gut, aber wir sind noch nicht genug auf einen letzten Fall vorbereitet. Zu viele kennen unser Geheimnis, und wenn auch Verrat schwierig und gefährlich sein mag, so ist er doch nicht unmöglich.«
    »Ei, zum Henker, was wollen sie uns denn eigentlich anhaben?« hohnlachte der andere. – »Und wenn sie wirklich das ganze Nest entdeckt hätten, den möchte ich sehen, der uns lebendig finge.«
    »Ist das alles, was uns bedroht?« fragte der Führer. – »Und wäre das nicht etwa schon Verlust genug? – Ja, ein unersetzlicher Verlust, wenn wir unseres Schlupfwinkels und mit ihm eines Zufluchtsortes beraubt würden, wie ihn die Vereinigten Staaten gar nicht wieder aufweisen können. Das träfe uns schlimmer als Gefangenschaft. Der könnte man sich allenfalls wieder entziehen, aber nie aufs neue die Blicke der Nachbarn von dieser Insel ablenken, wenn sie einmal erst mit dem Innern derselben vertraut geworden wären. Doch wie dem auch sei, es ist unsere Pflicht, den schlimmsten Fall im voraus zu bedenken und jede Vorkehrung zu treffen, die von uns getroffen werden kann.«
    »Nun, haben wir nicht die Boote, – nicht die kleine Insel dort unten, – nicht die Hütte im Sumpf drüben, wohin uns sogar niemand folgen kann, wenn er nicht den ganz genauen und fast stets unter Wasser stehenden Pfad kennt?«
    »Und dennoch genügt das alles noch nicht«, sagte Kelly, nahm bei diesen Worten den großen, breitrandigen Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durch das lange, vom Nachttau feuchte Haar.
    Er war eine stattliche Gestalt, dieser Kapitän der Flußpiraten. Die dunklen Locken umflatterten ihm wild die fein und hoch geformte Stirn; die großen schwarzen Augen, jetzt noch von einem kühnen Gedanken belebt, blitzten hell und feurig, und die Oberlippe warf er in Trotz und Hohn empor, während er, fast mehr mit sich selbst redend, als zu dem Gefährten gewandt, nur halblaut vor sich hin murmelte: »Sie sollen die trüben Augen vor Verwunderung aufreißen, sie sollen starren und staunen, wenn sie uns einmal recht fest und sicher zu haben glauben, und nun – hahaha – ich sehe schon die dummen, verblüfften Gesichter – wie sie am Ufer stehen und uns nachstarren und dann alle nur möglichen und erdenklichen Schlußfolgerungen ziehen, wie es hätte werden können, wenn sie nicht ganz so albern und kurzsichtig wie jetzt oder doch überhaupt nur ein klein wenig anders, das heißt gescheiter gehandelt hätten.«
    »Aber was für einen Plan habt Ihr? Darf man ihn nicht erfahren?« fragte Blackfoot, ein grobknochiger Kerl, der dem Führer treu ergeben war. »Ich kann mir gar nicht denken, was Euch auf einmal so merkwürdig im Kopfe herumgeht.«
    »Was ich habe?« sagte er nach kurzer Pause. »Ihr sollt es wissen: Ich fange an, für unsere Sicherheit besorgt zu werden.«
    »Was? – Ist ein Verräter unter uns? – Habt Ihr Verdacht, Kapitän? – Heraus damit! – Wer ist die Kanaille?«
    »Nicht doch – nicht doch!« sagte Kelly und blickte lächelnd auf das wilde und doch jetzt so ängstlich zu ihm aufgehobene Antlitz. – »Die Gefahr ist vorüber, aber so

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