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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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gut, wie sie an einem Orte auftaucht, kann sie uns auch unter gleichen Umständen an einem andern bedrohen. Ihr wißt, das Rowson in seiner Todesangst unser Geheimnis enthüllen wollte. Ein Glück war es, daß teils die gänzliche Verdachtlosigkeit der Regulatoren, teils des Indianers Eile seinem Vorhaben entgegenarbeitete, aber – er hatte doch den Willen; es waren doch nur einzelne Umstände, die es verhinderten, daß er ihn auch ausführte. Hätte er es getan, unsere schöne Insel läge jetzt in Schutt und Asche, denn wenn wir selbst auch Zeit behalten hätten, unser eigenes Leben in Sicherheit zu bringen, so wäre das auch das einzige gewesen, was wir hätten retten können, und mit unseren Gütern sähen wir zugleich die Früchte dreijähriger harter Arbeit schwinden. Dem müssen wir begegnen; eine solche Gefahr darf uns nicht wieder bedrohen, ohne uns besser gerüstet zu finden.«
    »Aber wie? – Was können wir tun?« fragte Blackfoot sinnend.
    »Viel – sehr viel – alles, was in unseren Kräften steht. So dürfen wir von jetzt an das, was wir in New Orleans für errungene Beute lösen, nicht mehr hier heraufschaffen. Wir sammeln am Ende nur für das Pack, das unser Nest aufstöbert. – Wir haben Verbündete in Houston in Texas. Dorthin müssen wir alle erbeuteten Waren senden. – Trifft uns dann hier Verrat, gut, so haben wir nicht allein einen Ort, wo uns der Lohn unserer Arbeit erwartet, sondern auch ein Kapital, mit dem wir wieder neu beginnen können; unternehmende Köpfe finden stets Arbeit. Aber selbst das genügt noch nicht. Schneidet uns der Feind den südlichen Pfad zu den Booten ab oder entdeckt er sie gar, so ist unser Leben bedroht; denn wenn wir uns wirklich im Fort kurze Zeit halten könnten, so müssen wir dennoch bald einer größeren Macht unterliegen.«
    »Ja, aber – was läßt sich dagegen tun?« brummte Blackfoot. »Die Geschichte spielt schließlich schon drei Jahre, und es ahnt doch noch keine Katze, weder in Arkansas noch Mississippi, welche Gesellschaft hier ihr freundliches Ruheplätzchen hat.«
    »Daß es uns drei Jahre so ruhig hingegangen ist«, sagte der Führer ernst, »sollte uns gerade vorsichtig machen; wir haben die Beispiele an allen anderen Unternehmungen dieser Art erlebt. Außerdem hat unsere Gesellschaft im letzten Jahr eine Verbreitung erhalten, die es fast kaum möglich macht, daß sie noch lange geheim bleiben kann. Unsere Agenten leben in allen Flußstädten der Vereinigten Staaten, und wie viele werden darunter sein, die, wie eben jener Rowson, im äußersten Fall auch zum äußersten Mittel greifen und die eigene Haut zuerst in Sicherheit bringen würden! Dem wollen wir vorbeugen. Noch gibt es eine Art, auf die wir uns jeder etwaigen Verfolgung entziehen, ja sogar spotten können.«
    »Und die wäre?« fragte Blackfoot halb ungläubig, halb gespannt.
    »Ein Dampfboot«, flüsterte der Führer und beobachtete in den Zügen seines Vertrauten den Eindruck, den solch ein Vorschlag auf ihn machen würde.
    »Ein Dampfboot?« wiederholte Blackfoot, von der Kühnheit des Gedankens überrascht. »Ha das wäre nicht so übel! Pulver und Schwefel, da könnte man ja den Mississippi hinauf und direkt in den Golf von Mexiko hineinzischen. Bei Gott, ein Dampfboot wollen wir haben, das ist ein kapitaler Einfall; aber sollen wir es kaufen? Oder auf andere Art an uns bringen? Und wenn wir es haben, wie wird es möglich sein, es stets in unserer Nähe zu halten, was doch mit dem Zwecke seiner Anschaffung unzertrennlich wäre? – Die Sache klingt vortrefflich, aber wenn man sie länger überlegt, weiß ich doch nicht, wie sie ins Werk gesetzt werden kann.«
    »Und dennoch ist es möglich«, lachte Kelly. »Blackfoot, Ihr müßt der Kapitän des Dampfbootes werden, und wir machen ein Paketboot daraus, das zwischen Memphis und Napoleon [Fußnote: Memphis, eine der Hauptstädte in Tennessee, an der Mündung des Wolfriver, hundertunddrei englische Meilen oberhalb Nr. ›Einundsechzig‹ – Napoleon, ein kleines Städtchen an der Mündung des Arkansas, siebenundsechzig Meilen unter der Insel. ] laufen mag. Das gibt uns zugleich Gelegenheit, die Leute in Tätigkeit zu halten und mit den Orten, wo die Unseren wohnen, in genauerer Verbindung zu bleiben. Dann bringt es schon unsere Paket-Linie mit sich, daß wir hier fortwährend in der Nähe sind, ja wir können sogar mehrere Tage und Wochen lang vor Anker liegen bleiben, und die vorbeifahrenden Boote werden glauben, wir hätten

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