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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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wegzubringen, der es sich nun einmal in den Kopf gesetzt zu haben scheint, hier zu verkaufen. Die Ladung ist nicht bedeutend, aber er führt wenigstens zehntausend Dollar in barem Gold bei sich und geht, wenn er seinen Kram hier losschlägt, auf das erste beste Dampfboot und schlüpft uns aus dem Netz.«
    »Alle Wetter, das soll er bleibenlassen«, rief Blackfoot; »aber komm herauf! Das besprechen wir oben besser.«
    »Ja, ich weiß nicht, ob ich's wagen darf«, sagte lächelnd der Steuermann und blickte sich nach Mrs. Breidelford um; »unsere liebenswürdige Wirtin –«
    »Ach, geht zum Teufel mit Eurer Liebenswürdigkeit!« zürnte die noch immer nicht ganz Versöhnte. »Hinterher könnt Ihr schöne Worte machen. – Doch geht hinauf; Blackfoot weiß oben Bescheid; er mag Euch bedienen. Ich habe hier unten noch zu tun.«
    »Nun sage mir nur vor allen Dingen, wie es mit der Insel steht«, rief Bill, als sie oben bei einer Flache Rum und einem Körbchen voll braungebackener Crackers beisammen saßen, »noch alles in Ordnung?«
    »In bester, die Sachen stehen vortrefflich«, erwiderte Blackfoot; – »aber es ist gut, daß du heute kamst. Morgen abend haben wir unsere regelmäßige Versammlung, und es sollen wichtige Dinge verhandelt werden. Kelly fürchtet, daß wir über kurz oder lang einmal verraten werden, und will uns dagegen durch den Ankauf eines Dampfbootes gesichert wissen. Es kommen auch noch andere interessante Sachen vor; du wirst übrigens noch eine Stunde wenigstens liegenbleiben müssen, sonst kommst du zu früh an; es dunkelt jetzt spät.«
    »Ich weiß«, sagte ärgerlich der Steuermann, »ich fürchte aber, ich kriege den alten Starrkopf gar nicht mehr von hier fort. – Er glaubt, wunder wie große Geschäfte hier zu machen.«
    »Hm – wie wäre es denn«, fragte Blackfoot sinnend, – »wie wäre es denn da, wenn ich ihm den Bettel abkaufte?«
    »Wer, du? Na, weiter fehlte nichts mehr!« lachte Bill. »Jemanden, der kauft, brauchen wir gar nicht. – Überreden müssen wir ihn, daß er weiter unten einen besseren Markt für seine Ware treffen wird, das übrige findet sich von selbst.«
    »Bill«, sagte Blackfoot und stieß sich mit der Spitze seines ausgestreckten rechten Zeigefingers sehr bedeutsam gegen die eigene Stirn, – »Bill, bist du denn ganz vernagelt? Hältst du mich für so dumm, daß ich einen Sassafras nicht mehr von einer Sassaparilla unterscheiden kann? Wenn ich das Brot oder die Ladung kaufe, so versteht sich's doch von selbst, daß ich nicht hier wohne und daß es notwendigerweise nach Montgomerys Point oder sonstwohin geschafft werden muß.«
    »Bei Gott, ein kapitaler Gedanke!« schrie Bill und schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Gläser gegeneinanderklirrten. – »So soll es sein! Du spielst den Kaufmann, gehst mit uns an Bord, und ich renne uns dann zusammen unterhalb der Insel ganz vergnügt auf den Sand. Halt, da fällt mir aber etwas ein; einen Spaß wollen wir uns noch machen. Du sagst, du wärst von Viktoria; – das gibt mir auch eine Entschuldigung, Nr. Einundsechzig rechts liegen zu lassen anstatt links, wie es im ›Navigator‹ steht, – und dann kannst du meinetwegen auf Montgomerys Point und den jetzigen Handel dort schimpfen. Das wird dem Alten gut tun, dann glaubt er, ich habe unrecht gehabt, und geht desto eher in die Falle. Er hat überdies eine Art Abneigung gegen mich, für die er jedoch keinen Grund weiß; es ist so eine Art Instinkt, glaube ich. Nun, ich bin nicht böse darüber; er hat alle Ursache dazu und wird, ehe zweimal vierundzwanzig Stunden vergehen, noch mehr bekommen.«
    »Was für Ursachen?« fragte Blackfoot.
    »Laß gut sein«, sagte Bill und leerte das vor ihm stehende Glas auf einen Zug. – »Das sind Dinge, von denen ein alter Praktikus nicht gerne spricht. Schweigen über eine Sache hat noch keinem geschadet, plaudern aber schon manchem Unheil gebracht. Doch da kommt Mrs. Breidelford. Nun, Frauchen, noch böse? Ich hatte gerade den Kopf voll, als ich ins Haus trat; Blackfoot hat aber alles wieder in Ordnung gebracht.«
    Mrs. Breidelford war keineswegs die Person, die lange mit jemandem gegrollt hätte, der ihr manchen Nutzen bringen sollte und auch schon manchen gebracht hatte. Sie hielt denn auch die zur Versöhnung abverlangte Hand nicht zurück und sagte nur: »'s ist schon gut, Bill; ich weiß ja, daß Ihr es nicht so böse meint; grob war's freilich immer. Aber was habt Ihr Euch denn da für einen schrecklichen Bart

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