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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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stehenlassen? Der sieht ja grausig aus; die Kinder müssen vor Euch davonlaufen. Nein, geht Bill, den müßt Ihr Euch wieder abrasieren. Ihr seid ohnedies nicht so hübsch, daß Ihr einen Stock zu tragen brauchtet, um die Mädchen abzuwehren. Dabei fällt mir ein, was mein seliger Mann immer sagte, – Luise, sagte er, es gibt Gesichter in der Welt –«
    »Aber, gute Mrs. Breidelford«, unterbrach sie Blackfoot, freundlich ihren Arm ergreifend »Sie wissen, um was ich Sie gebeten habe, und ich sitze nun vergebens eine volle Stunde hier und warte darauf. Ich muß wahrhaftig fort; denn erstlich wird Kelly sonst grimmig böse, und dann haben wir beide hier ein Geschäft miteinander abzumachen, das ebenfalls keinen Aufschub leidet, also wenn es Ihnen irgend möglich wäre –«
    »Hat der Mensch eine Eile«, sagte die Dame und fing an, nach etwas zu suchen, das unter einer Unzahl geheimer Falten und Röcke entweder auf Nimmerwiederfinden versteckt oder verloren war. Mrs. Breidelfords Hirn mußte selbst eine solche Vermutung kreuzen; denn sie fing ganz plötzlich an, sich schnell und ängstlich überall zu betasten und ein erschrecktes »Na, weiter fehlte mir nichts!« teilte ihre Lippen. Der fragliche Gegenstand, was es auch immer war, gab sich aber endlich ihrem Griffe kund; ihre Züge heiterten sich wieder auf; ein tiefer Seufzer – die dem Herzen entnommene Last – hob ihre Brust, und sie brachte, nachdem sie untergetaucht und einen der zahlreichen Röcke beseitigt hatte, eine alte braunlederne Tasche mit Stahlbeschlägen zum Vorschein. Diese öffnete sie mit einem kleinen daranhängenden Schlüssel und nahm eine Anzahl von Banknoten und sorgfältig in Papier gewickelte Geldstücke heraus. »So – hier, Ihr Vampyr, der Ihr einer armen, alleinstehenden Witwe das letzte abnehmt, was sie an barem Gelde besitzt«, sagte sie dabei; »hier, Ihr unersättlicher Einkassierer, der so regelmäßig jeden Monat kommt wie Vollmond und Neumond und noch brummt, daß er nicht genug hätte –«
    »Ja, ja«, lachte Blackfoot, »Euch wäre es schon recht, wir lieferten Euch bloß die Waren und bekümmerten uns weiter nicht darum, was Ihr dafür bekommt. Das glaube ich; Ihr solltet Euch aber wahrhaftig nicht beklagen; denn wenn irgend jemand Nutzen davon hat, so seid Ihr es und sitzt noch dazu warm und sicher in Helena, während wir draußen in Nacht und Gefahr unser Leben verbringen.«
    »Warm und sicher?« rief Mrs. Breidelford scharf. – »Ihr schwatzt, wie Ihr es versteht. Sicher; als ob nicht gestern abend so ein schlechtes Geschöpf versucht hätte, hier, während ich nur in die Nachbarschaft gegangen war, um ein paar Freunde zu besuchen, die mich eingeladen hatten, bei mir mit Nachschlüsseln einzubrechen.«
    »Was? Bei Euch?« rief Blackfoot schnell. – »Sollte das nur um zu stehlen geschehen sein?«
    »Nur um zu stehlen, Mr. Blackfoot? Ich dächte, da wäre für eine arme, alleinstehende Witwe gar kein ›nur‹ weiter dabei. Nur um zu stehlen, jetzt bitte ich Euch um Gottes willen, was verlangt Ihr denn sonst noch von einem Dieb oder Einbrecher, Sir? Aber mein lieber, seliger Mann hat mir das schon immer gesagt, – Luise, sagte er, du hast zuviel Vertrauen, – du bist zu gut, du wirst noch teure Erfahrungen in deinem Leben machen, du wirst noch viel betrogen, noch viel gekränkt werden, – sagte er, das liebe Herz, das jetzt in seinem kalten Grabe liegt. Aber ich kenne das nichtsnutzige Weibsbild, das sich alle mögliche Mühe gibt, in fremder Leute Häuser hineinzukommen. Ich kenne die Landstreicherin, von der niemand weiß, wo sie herkommt und wo sie hingehört. – Wenn sie mir nur einmal unter die Augen kommt, wenn sie nur wieder einmal die Frechheit hat, mit ihrer unschuldigen Schafsmiene zu sagen: ›Guten Morgen, Mrs. Breidelford –‹, dann will ich ihr doch –«
    »Und wer ist es? Wer hätte irgendeine Absicht haben können, Euer Haus zu durchforschen?« fragte Blackfoot.
    »Laßt's nur gut sein«, zürnte die noch immer gereizte Dame, ohne den Fragenden einer weiteren Antwort zu würdigen; »ich weiß schon selbst, wo mich der Schuh drückt. Aber soviel ist gewiß, was ich in meiner Kiste habe, danach braucht niemand zu fragen. – Ich bin eine ehrliche Frau und bezahle alles, was ich kaufe, mit barem Gelde; woher es die haben, von denen ich kaufe, das kann ich als Lady nicht wissen; das geht mich auch nichts an. – Luise, sagte mein Seliger immer, kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten und

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