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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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ich muß mir meine Büchse wieder instand setzen lassen, in der, weiß der liebe Gott, wie das geschehen konnte, plötzlich und ganz von selber die kleine Feder gebrochen ist. Man kann hier auf dem Mississippi manchmal nicht wissen, wie man die Waffe braucht, und ich möchte überhaupt nicht gern mit einem nutzlosen Schießeisen in der Welt herumfahren.«
    »Die Feder gesprungen?« fragte Tom verwundert. »Nun, da möchte ich doch wahrhaftig wissen, was die gesprengt hat. Ihr habt ja noch oben an den Ironbanks den Truthahn von der Uferbank heruntergeschossen.«
    »Ja – und bei dem Schuß muß sie gebrochen sein, anders kann ich es mir nicht erklären«, erwiderte der Alte. »Doch das macht nichts; es ist ein Büchsenschmied hier im Orte, und der kann mir bald eine neue Feder hineinsetzen. Also halte dich dazu, mein Junge, und sieh zu, daß du gute Geschäfte machst. – Soll ich dir aber nicht lieber ein paar von den Leuten mitgeben? Besser wär's überhaupt, du nähmst einen zum Rudern mit, daß ihr abwechseln könntet.«
    »Bewahre«, lachte Tom, – »die Sonne meint's wohl gut, ich brauche mich ja aber auch nicht zu übereilen. Schickt mir nur Bob, den Tennesseer, herunter, daß er mir ein bißchen hilft, die Jolle mit allem auszurüsten, was ich unterwegs brauchen könnte – die kleine Whiskykruke nicht zu vergessen –, und bleibt nicht so lange, daß ich doch wenigstens noch vor Dunkelwerden ein tüchtiges Stück stromab komme. Halt, noch eins!« rief er, als er sich schon zum Gehen gewandt hatte. »Oberhalb Montgomerys Point, wo nach dem ›Navigator‹ hier Nr. Siebenundsechzig liegen soll, gebt mir ein Zeichen, daß Ihr kommt. Ihr könnt entweder schießen, oder hängt noch besser eines von Euren roten Flanellhemden als Fahne auf, daß ich Euch nicht etwa vergebens ein paar Meilen entgegenfahre.«
    Und leichten Schrittes wanderte der junge Mann zum Ufer hinab, wo er mit Hilfe der beiden dort zurückgebliebenen Bootsleute bald die Jolle herrichtete. Er spannte dann noch ein schmales Sonnensegel darüber aus und stieß darauf, Edgeworth einen freundlichen Gruß zuwinkend, vom Ufer ab und in die Strömung hinaus.
    Der alte Mann stand noch eine Weile am Ufer und sah dem kleiner und kleiner werdenden Boote nach, als er dicht hinter sich Schritte hörte. Als er sich umwandte, erkannte er aber seinen Steuermann, der die Uferböschung herabkam und jetzt neben ihm stehenblieb. »War denn das nicht Tom?« fragte der Bärtige, während er die Augen nicht von dem kleinen Fahrzeug abwandte. »Ich dächte doch, er hätte von oben so ausgesehen.«
    »Ja, das war Tom«, erwiderte Edgeworth kurz und schickte sich an, in die Stadt zurückzugehen.
    »Nun, warum, zum Teufel, fährt denn der voraus?« rief der Steuermann erstaunt. »Ist ihm unsere Gesellschaft nicht mehr gut genug? – Und nimmt dann auch noch die Jolle vom Boot mit. – Wenn wir sie nun brauchen?«
    »Dann werden wir uns ohne sie behelfen müssen«, sagte der Farmer ruhig. – »Wenn es Euch übrigens interessiert, – er ist nach Montgomerys Point vorausgefahren, um die Preise meiner Ladung kennenzulernen. – Morgen früh wollen wir folgen.«
    Ein höhnisches Lächeln durchzuckte die wilden Züge des Bootsmanns, als er die willkommene Kunde hörte, und Edgeworth würde, hätte er den triumphierend frohlockenden Blick gesehen, der aus seinen dunklen Augen blitzte, sicherlich aufmerksam geworden sein. So aber achtete er gar nicht auf den verhaßten Steuermann, der ihn jedoch noch einmal mit den Worten aufhielt: »Es ist ein Kaufmann von Viktoria oben im Union-Hotel, der von Eurer Ladung gehört hat; er fragte mich, ob Ihr auf dem Boot wärt oder vielleicht einmal hinaufkämt; er hat Lust zu kaufen.«
    »Wo liegt Viktoria?« fragte Edgeworth und blieb, gegen seinen Steuermann gewandt, stehen.
    »Viktoria? Ein bißchen oberhalb der Whiteriver-Mündung, auf dem anderen Ufer drüben«, sagte Bill. »Von Montgomerys Point aus kann man es sehen; es ist etwas weiter unten.«
    »Und wie heißt der Mann?«
    »Ich weiß nicht; ich habe ihn nicht gefragt; er sieht auch eigentlich nicht recht aus wie ein ordentlicher Kaufmann. Ihr könnt ja selber mit ihm sprechen.«
    Edgeworth schritt langsam dem Union-Hotel zu, und Bill murmelte mit tückischem Lachen, während er am Ufer hin die Stadt entlangwanderte: »Geh nur, du alter Narr, und sieh zu, ob sich deine Gebeine im Mississippi ebenso gut halten werden wie die deines Sohnes am Wabasch. Geh und handle noch einmal!

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