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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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nicht um die anderer Leute. Einer Frau ziemt es, häuslich und zurückgezogen zu sein; das ist es, was uns das zarte Geschlecht so lieb macht, sagte mein Seliger, und wenn du die eine Schwäche nicht hättest, und die habe ich, das weiß ich und halte es deshalb auch, weil ich es weiß, für keinen so großen Fehler, so wollte ich dich mancher Frau als Muster aufstellen. Und ich denke, wenn das der eigene Ehemann zu einer Frau sagt, und das noch dazu, wenn sie miteinander allein sind, so muß es wohl wahr sein und nicht bloß geschmeichelt.«
    Blackfoot hatte unterdessen, ohne den Redeschwall der Witwe einer Bemerkung wert zu halten, ruhig das ihm übergebene Geld gezählt und in seine weite Brieftasche gepackt, wahrend Bill aufgestanden und ans Fenster getreten war, von dem er einen Teil des Flusses übersehen konnte.
    »Hol's der Henker, Blackfoot«, rief er jetzt, »wir müssen ans Werk gehen, sonst vertrödeln wir hier die schöne Zeit mit gar nichts. Wenn wir die Sache noch heute abend abmachen wollen, so ist weiter kein Augenblick zu verlieren. Es wäre aber auch vielleicht kein großes Unglück, wenn es morgen früh geschehen müßte. Zwischen der Insel und dem linken Ufer stört uns niemand, noch dazu, wenn Ihr selbst mit an Bord geht. Dann haben wir keine lange Arbeit und können die Sache rasch und geräuschlos genug abmachen. Überhaupt will mir das Schießen bei Nacht nicht sonderlich gefallen. Am Tage kümmert sich niemand darum; nachts fragt aber ein jeder, der es hört: Was war das? Wo kam das her? Also, wie wär's, wenn wir jetzt einmal zu dem alten Hosier hinuntergingen und ihm auf den Zahn fühlten? Es sollte mich schändlich ärgern, wenn er hier einen Käufer fände und uns die ganze schöne Beute so förmlich vor der Nase weggeschnappt würde.«
    »Ich bin dabei«, sagte Blackfoot und stand auf. – »Bei unserem Plan bleibt es also, und, Mrs. Breidelford, was unsere Verabredung betrifft, so führt das Boot, von dem ich vorhin sprach, ein rot-grünes Fähnchen hinten auf dem Steuerruder; das übrige wissen Sie. Guten Morgen!«
    Die würdige Dame schien allerdings keineswegs damit zufrieden, ihre Gäste zu verlieren, ohne vorher genau zu erfahren, was sie eigentlich für Pläne hätten; die beiden Verbündeten bekümmerten sich aber nicht weiter um sie, verließen rasch das Haus und schritten dem Flußrande zu.
     
    Inzwischen waren die Wabasch-Männer langsam in die Stadt hinaufgeschlendert. Während aber die Bootsleute in eine der Groceries – in Helena ziemlich gleichbedeutend mit Schenkläden – eintraten, um die durstigen Kehlen zu erfrischen, erkundigte sich Edgeworth nach den gegenwärtigen Preisen der Produkte und erfuhr bald, daß er hier eigentlich weniger Nutzen zu erwarten habe, als er vielleicht gehofft hatte. Die Kaufleute schienen auch nicht einmal zum Kaufen geneigt. Mit dem Landesinnern standen sie, eine reitende Briefpost abgerechnet, in gar keiner Verbindung, und das, was sie an eigenen Bedürfnissen in der Stadt brauchten, lieferte ihnen zu den billigsten Preisen Mrs. Breidelford. An diese wurde er denn auch gewiesen, falls er seine Waren hier abzusetzen gedenke.
    »Höre, Tom«, sagte jetzt der Alte, als sie zum Boot zurückschritten, »ich habe mir Helena doch anders gedacht, als es wirklich ist; wir werden hier nichts ausrichten können. Dem Burschen, dem Bill, traue ich aber auch nicht recht. Weiß der liebe Gott, was ich gegen den Menschen habe; aber ich kann ihn nicht ansehen, ohne mich zu ärgern, und fühle doch, daß ich unrecht tue, denn er hat uns bis hierher trefflich geführt. Der schwatzt mir da immer soviel von Montgomerys Point vor. Am Ende hat er da Freunde oder Verwandte oder gar ein eigenes Geschäft, für das er billig zu kaufen gedenkt; dem möchte ich auf den Grund kommen. Von hier aus soll es nun bloß fünfzig Meilen bis nach Montgomerys Point und ein wenig weiter bis zur Mündung des Whiteriver sein. Bis dahin möchte ich aber, wenn das irgend anginge, meine Ladung verkauft haben. Setze du dich also in unsere kleine Jolle und fahre sachte am Ufer hinunter voraus. Lebensmittel kannst du dir ja mitnehmen. Am Mississippi liegen mehrere kleine Städtchen, wo du anlegen und dich erkundigen kannst. Findest du aber nichts, bis du nach Montgomerys Point kommst, nun, so hast du dort wenigstens Gelegenheit, an Ort und Stelle vorher genau die Verhältnisse und Preise zu erfragen, ehe ich mit dem Boot hinkomme. Ich will indessen bis morgen früh hierbleiben: denn

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