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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Bären gestellt und bezwungen hatte, würde den fast wehrlosen Schwarzen augenblicklich in Stücke zerreißen. Sein Herz schlug daher, als er die Tür ein klein wenig öffnete, wie ein Hammer. Glücklicher Zufall; – keiner der Hunde lag vor der Tür. – Der Befehl des Herrn hatte sie alle hinter das Haus gewiesen, und konnte er jetzt nur fünfzig Schritt Vorsprung gewinnen, so war er gerettet. – Geräuschlos öffnete er die Pforte.
    »Seid Ihr es, Mr. Hawes?« fragte jetzt James, der in diesem Augenblick von dem kalten, gerade über ihn hinstreichenden Luftzug erwachte. – »Ja, – wer ist an der Tür?«
    Keine Antwort kam, kein Laut ließ sich hören, und der Fragende glaubte schon geträumt zu haben. Der Dieb aber stand auf der Schwelle im Freien; die kalte Nachtluft kühlte seine in Fieberglut brennenden Wangen, und vorsichtig glitt er in der Dunkelheit dem nahen Dickicht zu, um die schlafenden Wächter nicht zu ermuntern und unentdeckt zu entkommen. Schon hatte er den niedrigen Zaun erreicht, der die Wohnung umgab, als er mit dem linken Fuß den Stiel einer Hacke berührte, die daran lehnte und jetzt umfiel.
    Da schlug Bohs an, – ihm folgte Watch, und im nächsten Augenblick brachen die Hunde um das Haus herum. Mit langen, mächtigen Sätzen floh aber auch jetzt der Mulatte, die gewonnene Büchse hoch emporhaltend, dem Walde zu. Er hatte gerade das Dickicht erreicht, als die Meute auf seiner Fährte heulend anschlug. Da er den Gefährten nicht sehen konnte, rief er: »In's Wasser – in's Wasser!« sprang dann selbst, ohne auch nur eine Sekunde Zeit zu verlieren, in den kleinen Bach und watete, so schnell es ihm möglich war, stromab.
    Noch hatte er sich keine fünfzehn Schritt vom Uferrand entfernt, als auch die Hunde, bellend und kläffend, mit den Nasen am Boden, dort angekommen waren, ohne weiteres hindurchsetzten und auf der andern Seite in der Irre umhersuchten. Da schlug ein junger Bracke an, wahrscheinlich auf einer Kaninchen- oder Waschbärenfährte, und obgleich Bohs und Watch im Anfang gar nicht gesonnen schienen, dem Lärmenden zu glauben, so wurden sie doch zuletzt selbst durch das wilde Toben der Meute verlockt und brachen jetzt in langen Sprüngen hinterher, um die Jagd nicht zu versäumen und in der Verfolgung, wie gewöhnlich, die ersten zu sein.
    »Hahaha«, lachte der Mulatte vor sich hin, als er dem sich weiter und weiter entfernenden Toben lauschte, – »wie sich das Hundezeug jetzt abquälen wird, um etwas zu finden, was gar nicht da ist! Aber die Zeit vergeht; – he, Cotton, wo seid Ihr?«
    »Hier!« flüsterte sein Kumpan, der leise in dem Bache heran schritt. »Alle Wetter, das hätte schlecht ablaufen können. – Und die Büchse hast du wohl auch nicht?«
    »So? Meint Ihr das? – Hier ist sie; – nehmt schnell! – Da – die Taschen auch! Eine von beiden wird wohl die rechte sein. Aber nun fort; hatten wir früher, als die Hunde noch am Hause lagen, vortrefflichen Wind, so wird er jetzt, wenn sie zurückkehren, um so schlechter.«
    »Wir müssen in die Hügel. Dort entgehen wir am leichtesten jeder Verfolgung«, sagte Cotton.
    »Ja, aber den Bach dürfen wir in der ersten halben Stunde noch nicht verlassen, und nachher heißt es erst recht Fersengeld geben. Cook ist ein verdammt guter Spürer, und der andere wird ihm darin auch nicht nachstehen.«
    »Also fort!« flüsterte sein Begleiter, während er mit dem Ladestock untersuchte, ob die Waffe geladen sei. – »Hier wird's mit jeder Sekunde unsicherer, und seit ich das Eisen in der Hand fühle, ist es mir um hundert Prozent leichter ums Herz.«
    Die beiden Männer schritten jetzt schnell in dem seichten Bach hinauf, der mehrere der niederen Hügel voneinander trennte, und sie verließen ihn erst, als er sich zu weit westlich wandte, weil sie doch vor allen Dingen auf den Arkansas zuhalten mußten. Es war eine Stelle, wo sich die Ufer von beiden Seiten ziemlich schroff und felsig emporhoben und nur rechts in eine ebenere, aber auch steinige Fläche ausliefen, während sie links bis zum Gipfel des höchsten Bergkammes aufstiegen. Dieser linken Spur wollten sie folgen; denn sie wußten, daß sie dann Helena oder doch die Umgegend der Stadt erreichen mußten. Hier hofften sie imstande zu sein, sich eine Weile versteckt zu halten. Drohte ihnen aber auch da Gefahr, ei nun, so ließ sich dort leicht ein Boot stehlen, um damit das gegenüberliegende sichere Ufer zu erreichen.
     
    »Ei, so wollte ich denn doch, daß die

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