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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Tür sprang, als du ihn anriefst, – denn das habe ich deutlich gehört –, so hat er auch höchstens zweihundert Schritt Vorsprung gehabt, ehe ihm die Hunde auf den Hacken waren, und dann blieb ihm keine Zeit mehr zu entkommen. Hundert Schritt weiter mußten sie ihn eingeholt haben, wären sie wirklich der richtigen Fährte gefolgt. Nein, sie sind ins Blaue hinein getobt, und wer weiß, wann sie wieder zurückkommen.«
    »Wie wär's denn, wenn wir einmal das Horn bliesen, Vater?« sagte Bill. »Vielleicht sind sie nicht so weit fort und können es noch hören.«
    »Wird wenig helfen, wir wollen's aber versuchen. – Tod und Teufel, was für ein Hauptspaß wäre das geworden, wenn die Hunde den Schuft auf frischer Tat erwischt hätten!«
    »Nun, zu spät ist's noch immer nicht!« brummte James. »Ich habe wenigstens eine Kugel im Rohr, und die, hoffe ich, werde ich dem nächtlichen Halunken wohl noch auf den Pelz brennen. Wo zum Donnerwetter ist denn mein zweiter Schuh? – Ich habe doch alle beide hier nebeneinander hingestellt.«
    »Ich kann meine Stiefel auch nicht finden«, sagte Sander.
    »Nun, weiter fehlte nichts, als daß uns die Kanaille auch noch das Schuhwerk mitgenommen hätte.«
    »Die werden draußen liegen«, brummte Cook ärgerlich, während er in die Tür trat; – »ich habe solche Dinger wie Schuhe oder Stiefel nach den verwünschten Kötern geworfen, als sie das Heulen gar nicht lassen wollten.«
    »Sehr schön«, meinte Sander, als er jetzt draußen im Dunkeln mit bloßen Füßen zwischen den Spänen und Holzstücken nach den verlorenen Stiefeln umhersuchte, »das geht sich hier prächtig, barfuß auf den scharfen Splittern; Herr Gott, – ich glaube, – ich habe mir die Zehen aufgestoßen.«
    James kam ihm jetzt mit einem brennenden Kienspan zu Hilfe, und sie fanden bald ihr wild umhergestreutes Schuhwerk, während Cook den Schall des Horns laut und gellend in die stille Nacht hinaustönen ließ. Lange aber mußte der Farmer vergeblich blasen, und schon wollte er das einfache Instrument unmutig beiseite werfen, als ein leises Winseln wenigstens einen der sich nähernden Rüden verkündete. Gleich darauf kam auch Bohs, den langen buschigen Schwanz fest zwischen die Läufe geklemmt, mit dem Bauch fast die Erde streichend, heran und schlich demütig auf seinen Herrn zu. Es war fast, als ob er auf jede nur mögliche Art und Weise dartun wollte, wie tief zerknirscht er sich seines so ganz unwürdigen Betragens wegen fühle und wie leid ihm der begangene Fehler tue.
    Cook war jedoch über die Rückkehr des treuen Tieres viel zu sehr erfreut, als daß er es lange hätte mit Vorwürfen überhäufen wollen. Er schleuderte ihm nur als erste Begrüßungsformel einige Kernflüche entgegen, die Bohs auch ohne weitere Bemerkung einsteckte, und streichelte dann dem durch ein einziges gütiges Wort Beruhigten mit unverkennbarer Freude den Kopf. »So, recht, mein Alter! – Laß die anderen Kanaillen laufen; wir beide wollen dem Burschen schon auf die Spur kommen. Wird es nur erst wieder hell, so müßte er ja mit dem Bösen im Bunde stehen, wenn er nicht wenigstens eine Fährte hinterließe; denn durch die Luft kann er doch wahrhaftig nicht davongesegelt sein.«
    »Wo aber jetzt suchen?« fragte James. – »Ich begreife gar nicht, daß die Hunde, die so dicht hinter ihm gewesen sein mußten, seine Spur verloren haben sollten.«
    »Paßt einmal auf, der hat den Bach genommen«, meinte der Alte. »Der Wind streicht von hier dort hinüber, wittern konnten sie ihn nicht gut, und wenn er von seiner Fährte absprang, so ist nichts wahrscheinlicher, als daß die Hunde dadurch irregeführt wurden.«
    »Dann wird er sich auch stromab dem Mississippi zugewandt haben«, rief James; »wo der Bach wenigstens für ein Kanoe schiffbar wird, hat er das vielleicht angebunden und ist, während wir in den Bergen auf kalter Fährte umherhetzen, schon lange im Strom oder im andern Staat drüben.«
    »Dort hat gestern abend kein Kanoe gelegen«, wandte hiergegen der junge Cook ein, »das weiß ich genau. Noch vor Dunkelwerden war ich mit Turners Henry unten, um ein paar Fische zu fangen, und wir sind in der ganzen Nachbarschaft unter jedem Busch herumgekrochen.«
    »Waren keine Fährten zu sehen?« fragte sein Vater.
    »Nicht eine; denn wir schauten uns auch noch besonders genau nach Otterzeichen um und hätten doch gewiß in dem weichen Boden die Fußstapfen eines Mannes erkennen müssen.«
    »Dann sind sie in den Hügeln!«

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