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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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wurden mit jedem Augenblick lauter und kratzten jetzt schon an der Pforte und an der Seite des Gebäudes, an welcher der Schrank stand. Einer – wahrscheinlich Bohs, der sich auskannte – hatte sich sogar durch irgendein lockeres Brett durchgearbeitet und heulte nun hier auf schauderhafte Art. »Nein!« schrie Cook endlich, indem er wieder aufsprang. »Das ist zum Rasendwerden. Wenn die Kanaillen jetzt nicht augenblicklich ruhig sind, so begehe ich einen Mord. Sie müssen aber doch wahrhaftig etwas wittern, sonst könnten sie sich ja gar nicht so toll und wunderlich anstellen.«
    »Wittern?« brummte Sander, der durch den Lärm ebenfalls wieder munter geworden war. – »Was wollen sie denn hier wittern? – Ich hatte, als ich in der Tür stand, die Büchse in der Hand, und nun glaubt das dumme Viehzeug wahrscheinlich, wir wollten Waschbären jagen gehen. – Mir wär's jetzt gerade so.« Cook stolperte indessen mit halb verbissenem Fluchen zur Tür, riß sie auf und begrüßte hier die ihn fröhlich anbellenden Köter mit einem Hagel von Schimpfwörtern wie auch noch anderen, derberen Gegenständen, die ihm gerade in die Hand fielen.
    »Da!« rief er dabei, als er etwas nach dem ihm zunächststehenden schleuderte. »Da, du Kanaille, – und da du Biest, du und da, das für dich, du feinpiepige Quietscheule, du, und das für dich, du nichtsnutzige, heulende Hundeseele! Und nun rührt euch wieder, ihr Racker, muckst euch, wenn ihr es wagt. Und du, Bohs, kommst unter dem Hause vor hierher, Sir – hol dich dieser und jener; rühr' dich aber noch einmal, dann weißt du, wie wenig ich Spaß verstehe. Fort mit euch, ans Fleisch, wo ihr hingehört – du, Bohs – zurück da, daß du dich unterstehst!« Die Hunde gehorchten endlich, wenn auch mit vielem Widerstreben, und Cook schloß die Tür zum zweiten Mal.
    »'s ist doch eine Finsternis hier«, sagte er jetzt, während er sich umdrehte, um zu seinem Bett zurückzutappen, »man kann die Hand nicht vor Augen sehen; wo bin ich denn hier eigentlich hingeraten? – Wetter noch einmal, das hier ist der Schrank – da muß ich ja rechts hinüber.«
    »Hier liege ich«, sagte Sander, der sein Lager mit ihm teilte.
    »Komme gleich!« erwiderte Cook und stand in diesem Augenblick unter dem gezückten Jagdmesser des Mulatten, der sich, so dicht es gehen wollte, an die Wand gedrängt hatte. Ein einziger Schritt, ein einziges Ausstrecken der Hand mußte ihn mit dem Eindringling in Berührung bringen, und daß der zum Äußersten getriebene Mulatte sich dann auch nicht bedenken würde, den Feind unschädlich zu machen, der für den Augenblick seiner Flucht hemmend im Wege stand, war vorauszusehen. Cooks guter Geist lenkte jedoch seine Schritte, daß er sich dicht vor der dunklen Gestalt umwandte und quer über Bills Bett, über diesen und James hinweg seinem eigenen Lager zukroch, auf das er sich ermüdet warf, um auch bald wieder einzuschlafen.
    Grabesschweigen herrschte aufs neue in der kleinen Wohnung. Das regelmäßige Atmen brach allein wieder die Stille, und vorsichtig hob der Mulatte jetzt noch einmal die Schale, trank auch den letzten Rest Milch und schlich nun so geräuschlos wie möglich zur Tür zurück. Da stieß er mit dem Fuß an einen von Cook in den Weg geschobenen Stuhl, und zwei Menschen atmeten nicht mehr hörbar. Er wußte, sie waren erwacht oder wenigstens gestört. Bewegungslos blieb er an seiner Stelle und fand bald, daß glücklich für ihn nur das letzte der Fall gewesen sein konnte; denn bald darauf fielen sie wieder in den allgemeinen Chor ein, und Dan begann, seinen Weg weiter zu fühlen. Als er aber den Stuhl vorsichtig beiseite schieben wollte, berührte sein Finger an der Stuhllehne einen Ledergurt; rasch fuhr er daran hinunter und fand hier die langersehnte Kugeltasche. Schnell hängte er sie um seinen Nacken und wollte eben den Stuhl verlassen, da fühlte er auf dem Sitz noch eine zweite. Welches war nun die richtige? Einen Moment stand er unschlüssig, aber auch nur einen Moment, denn solche Kleinigkeit konnte ihn nicht lange die gefährliche Lage vergessen machen, in der er sich befand. Um sicher zu gehen, nahm er alle beide, trat geräuschlos an die Tür, fühlte nach der Büchse, die Sander wieder hinaufgelegt hatte, hob sie leise herab und zog jetzt den Pflock heraus, der die Tür verschlossen hielt.
    Waren die Hunde noch auf der Wacht? In diesem Falle wäre er verloren gewesen, denn die Meute, die erst vor wenigen Wochen einen fünfjährigen

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