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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Bringt den zähesten, den ihr finden könnt, und setzt nachher, was ihr wollt, ich wette, daß Bolivars Eisbrecher ebenso leicht hineinfährt, als ob's eine New Yorker Damenhutschachtel wäre. Hurra, Bolivar, nicht wahr, wir sind die beiden, die es der Bande zeigen können?«
    »Hurra!« schluckte Bolivar, dessen Augen schon anfingen, gläsern und stier zu werden. – »Hurra, – bringt einen von euren verdammten Hosierkäsen! Her damit, sage ich; – hier ist das Kind, das ihn vernichten und bis in die Mitte nächster Woche hineinstoßen kann! – Wo ist der Hosierkäse?«
    »Hier, Herzchen!« sagte der kleine Indiana-Mann, während er einen neuen Käse brachte und auf eine flache, dicht an der Wand lehnende Kiste stellte. – »So, den versuche mal, und wenn du in den auch hineinfährst, dann nenne mich einen Dutchman.«
    »Hussa – hier kommt Bolivar!« jubelte der Neger und wollte sich schon wie ein Widder auf das neue Ziel stürzen; hieran aber verhinderte ihn für den Augenblick Corny und rief: »Halt, mein Schneekönig! – Den Käse habe ich eben für teures Geld gekauft, und ich möchte nicht gern einen Teil deiner Wollperücke, als Andenken darin aufbewahrt, nachher zwischen die Zähne bekommen; – denn daß du mitten durchfährst, ist gewiß. So laß mich nur erst das Handtuch hier darüber decken; nachher magst du wie Gottes Gericht zwischen die Maden fahren.«
    »Deckt ein Tuch darüber!« schrie der Neger, während sich die übrigen um ihn sammelten und seine Aufmerksamkeit ablenkten. Corny aber warf den Käse schnell beiseite und hob einen ebensogroßen Schleifstein rasch an seine Stelle, den er mit dem breiten Handtuch bedeckte.
    »Aber er darf ihn auch nicht mit den Händen anfassen!« schrie der kleine Hosier. – »Hol ihn der Teufel, er drückt ihn an der Seite ein! Kein Wunder, wenn er in der Mitte platzt.«
    »Hohoho«, brüllte der Neger und schlug eine wilde Lache auf, – »hohoho – meiner Mutter Sohn wird's euch zeigen, wie man westlichen Käse anschneidet, Platz da, ihr Buckras, Platz!
Wenn ich dann am Sonntag zu der Liebsten geh',
Bring' ich bunten Kaliko und Kaffee ihr und Tee,
Küsse sie dann auf den Mund, und mach' es g'rade so,
Und jedesmal nach jedem Kuß, da tanze ich Jim Crow.
Hurra für Alt-Virginy!«
    Und mit zurückgezogenen Ellbogen, den Kopf vorn niedergebogen, die Augen geschlossen, sprang er in die Höhe und flog im nächsten Augenblick, während ihn die übrigen in erwartungsvollem Schweigen umstanden, mit fürchterlicher Gewalt gegen den verhüllten Stein.
    Der Schlag hätte einen Ochsen zu Boden werfen müssen, und Bolivar stürzte denn auch, wie von der Kanonenkugel getroffen, hinterrücks auf die Erde nieder, wo er mehrere Sekunden lang, von keinem unterstützt, wie tot liegenblieb. Endlich aber, von dem lauten Jubeln der Schar wieder einigermaßen zum Bewußtsein gebracht, richtete er sich langsam empor und schien im Anfang nicht recht zu begreifen, was das Ganze bedeute, auf wessen Kosten dieses brüllende Gelächter der anderen den Raum erschüttere, und was eigentlich mit ihm selbst vorgegangen sei. Der Kopf mochte ihm aber wohl wirbeln und dröhnen; denn er drückte seine kräftigen Fäuste fest gegen die Schläfe an und schloß eine Weile die Augen. Dann aber, als er die Augen wieder aufschlug, fiel sein Blick gerade auf den noch an der Wand lehnenden Schleifstein, von dem das Tuch durch den Stoß herabgerissen war, und überrascht und verstört sah Bolivar die Männer im Kreise an. Das hatte jedoch auf die wilde Schar eine noch viel komischere Wirkung, und betäubendes Gelächter schallte ihm von allen Seiten entgegen.
    Der Neger, der sich hier allein verachtet und verspottet sah und jetzt leicht begriff, welcher Streich ihm gespielt worden war, stand mehrere Sekunden lang mit zornblitzenden Augen und fest aufeinandergebissenen Zähnen da, bis ihm Corny noch spottend in den Weg trat und ihn fragte, ob er nicht glaube, die Hosierkäse seien zu sehr in der Sonne getrocknet. Da wurde es ihm klar, wer der Anstifter des ganzen Streiches sei, und ehe nur einer an Gefahr dachte oder sie verhindern konnte, fuhr er wie ein abgeschossener Pfeil auf den Matrosen zu und hatte den überrascht Zurückprallenden im Nu und wie der Panther seiner Wüsten mit den Zähnen an der Kehle gepackt. Wohl sprangen die Nächststehenden hinzu, um den Rasenden von seinem Opfer hinwegzureißen. Fest, fest hielt er es umklammert, und als es ihnen endlich gelang, stürzte Corny blutend in

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