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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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ihr, von Alexa.
    »Und dann – als Fremder im Ausland…«
    »Meinen Sie…«
    »Philipp Persson. Der Mann, der seine Musik am liebsten mit allen im Dorf teilt.« Crespin grinste.
    Alexa war entgeistert. Er meinte tatsächlich den Taubenmörder. »Der Mann ist verrückt. Immer, wenn ich mit dem Fotoapparat…«
    Crespin kicherte in sich hinein. »Ada fotografierte alles, was sich nicht wehrte. Ob der Hund die Krätze hatte, ich meine schmutzigen Gartenhosen an oder der Schlachter die Hände und die Schürze blutig – egal, Ada war da. Mit dem Fotoapparat. So wie du – neuerdings…« Er stand auf, räumte ihre Tasse ab und ging damit zum Spülbecken.
    »Pastis?« fragte er sie über die Schulter hinweg.
    Alexa horchte in sich hinein, was ihr Magen dazu sagte. »Gern«, sagte sie.
    »Philipp Persson mochte es gar nicht, wenn sie ihn fotografierte. Dabei steckten sie oft genug die Köpfe zusammen, die beiden.« Der Alte stellte ihr ein Glas mit Wasser auf den Tisch, daneben ein zweites Glas mit einer goldenen Flüssigkeit und schüttelte den Kopf, als ob es viel mehr nicht zu sagen gäbe. »Philipp ist in Ordnung.«
    Aber was machte so einer in einem Dorf am Rande der Cevennen? Alexa traute dem Kerl nicht. »Und wovon lebt er?«
    »Frag Madame Dementier, die Briefträgerin.
    Die kommt regelmäßig einmal im Monat zu ihm.« Crespin hob die Hand und rieb den Daumen an den Zeigefinger, das internationale Zeichen für Geld.

10
    Frankfurt
    A m Ende eines langen Tages, an dem Karen »Zur-Zeit-nicht-im-Dienst« Stark versucht hatte, alles nachzuholen, wozu sie sonst keine Gelegenheit hatte – Schuhe kaufen und eine neue Gesichtscreme mit sensationellen Eigenschaften, im Straßencafé herumsitzen, »Schöner Wohnen« lesen und mit dem Kellner flirten –, kam sie sich vor wie Lydia Herrmann. Sie erinnerte sich mit Grauen an den Abend, an dem sie Buße tun mußte für einen unbedachten Anfall von Geselligkeit: Sie hatte Werner Herrmann samt Gattin eingeladen, dazu den Kollegen Manfred Wenzel mit Freund und Paul Bremer. Die Frauen waren in der Minderzahl, was dem darstellerischen Talent von Lydia Herrmann entschieden zuviel Spielraum ließ.
    Man saß noch beim Aperitif, da machte Lydia Herrmann bereits alle mit dem Plan für den arbeitsfreien Rest ihres Lebens bekannt. Karen hatte das mäßig interessant gefunden – Gartenarbeit und Malen, na ja, sie konnte sich Spannenderes vorstellen, aber wer weiß, auf welche idiotischen Ideen sie in dreißig Jahren kommen würde.
    »Und vor Indien erstmal nach Ägypten, gell, Werner?«
    Werner Herrmann, ein bekannter Strafverteidiger, nickte Ägypten genauso ergeben ab wie Aquarellmalerei und Unkrautzupfen. Karen kannte niemanden, der sich für Hobbys entflammt, solange er seinen Beruf liebt. Werner liebte seinen Beruf. Und sie liebte ihren Beruf. Es waren gottlob…
    »… noch zwölf Jahre bis zur Pensionierung.«
    Karen mußte völlig entgeistert geguckt haben, während sie nachrechnete: wenn Lydia mit 65 in Pension ginge, mußte sie jetzt 53 sein, dafür sah sie verblüffend gut erhalten aus. Irgend etwas stimmte an der Rechnung nicht: War Lydia nicht sogar ein paar Jährchen jünger als ihr Mann, der, das wußte sie genau, gerade mal zwei Jahre älter war als Karen?
    »Zur Frühpensionierung, meine ich natürlich.« Studienrätin Lydia Herrmann mußte gemerkt haben, welche Spekulationen sie ausgelöst hatte.
    Karen begriff immer noch nicht. Das machte Lydia etwa 50 Jahre alt. Auch das konnte nicht stimmen.
    »Wenn alles so klappt, wie ich es mir vorgestellt habe, natürlich«, schob Lydia nach und hatte den Anstand, wenigstens leicht zu erröten bei der Ankündigung eines Vorgangs, den man, wie Karen langsam begriff, bei schlechtem Willen auch als unfaire Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit ansehen konnte.
    Werner Herrmann mußte gemerkt haben, daß nicht nur Karen der Lebensplan seiner Frau gründlich fremd war.
    »So ein Lehrerberuf ist in vieler Hinsicht anstrengender als das, was unsereins tagtäglich treibt, meine Liebe«, sagte er. »Da denkt man schon mal daran, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.« Seiner Frau war das leichte Zucken seiner Unterlippe entgangen, denn sie nickte mit glänzenden Augen.
    Sieht ganz so aus, dachte Karen, als müßte die liebe Lydia erstmal alleine nach Ägypten fahren. Oder zum Gartencenter.
    Der heutige Tag erinnerte sie an den Schrecken, den seit diesem Abend das Wort »Frühpensionierung« in ihr auslöste. Ein Leben ohne Beruf? Ohne

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