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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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Dienst!«
    »Ich bin immer im Dienst!« Paul prustete.
    Widerwillig erzählte sie ihm alles. Wenigstens unterbrach er sie nicht.
    »Und was soll ausgerechnet ich dabei?«
    »Hast du was anderes zu tun?« Er hatte gerade ein Buch abgeschlossen, Anne hatte ihm den Urlaub verhagelt, also konnte ihm gar nichts Besseres passieren, als in Karens Gesellschaft nach Frankreich zu fahren. Fand Karen. Aber Paul zierte sich.
    »Gib mir einen guten Grund.«
    »Du hast das größere Auto.«
    »Stimmt. Aber das ist kein Argument.«
    »Zick nicht rum, Paul.«
    »Das ist erst recht keins.« Sie hörte seiner Stimme an, daß es ihm Spaß machte, sie zappeln zu lassen.
    »Soll ich auf den Knien rutschen?«
    »Du sollst dich um ein einleuchtendes Argument bemühen, das ist alles.«
    »Ich kann kein Französisch.«
    Er stöhnte auf. »Das laß ich gelten. Also gut. Und wann?«
    »Kannst du in einer Stunde hier sein?«
    »In siebzig Minuten.«
    Karen legte den Hörer auf und strich sich die Haare hinter die Ohren. Paul war ein Freund, der beste, den man haben konnte.
    Und trotzdem sehnte sie sich einen Moment lang danach, mit Frank Euler in den Urlaub fahren zu können. Oder, besser noch, mit jemandem, der kein guter Freund war.

8
    Beaulieu
    A lexa lief durch St. Julien, ohne nach rechts oder links zu sehen. Sie hatte kein Auge für das romantische Stadtschloß, die barocke Kirche, die Straßencafés, den Gitarrespieler am Brunnen, die blühenden Kletterrosen vor der Buchhandlung. Sie hatte den Film abholen wollen, er mußte längst entwickelt sein, sie konnte jederzeit beim Fotoladen vorbeigehen. Statt dessen umkreiste sie ihn in weitem Bogen.
    Sie blieb vor der Epicerie stehen und sah im Schaufensterglas vor einer Kulisse von Flaschen mit exotischen Etiketten und Gläsern mit Eingemachtem ihr blasses Gesicht. Ihr war unbehaglich beim Gedanken an den Film. Es war, als ob man einige ihrer letzten Augenblicke mit der Toten teilen würde. Und plötzlich erinnerte sie alles an damals, an die abgestürzte Piper und an Kriminalkommissar Walter.
    »Wir haben das Flugzeug Ihrer Eltern geborgen.« Der Mann von der Polizei stand vor der Haustür und sah verlegen aus. Sie wußte, daß sie ihn eigentlich hereinbitten sollte.
    »Warum habt ihr sie nicht in Ruhe gelassen?« fragte sie statt dessen. Der Gedanke an das Wrack der Piper und die nassen leblosen Körper ihrer Mutter und von Edwin Schwarz machte sie mit einem Mal beinahe wütend.
    »Fräulein Senger…« Er machte eine Geste, die sie, wenn auch immer noch unwillig, beiseite treten ließ, um ihn einzulassen.
    » Frau Senger, bitte.« Sie konnte sich diesen unnötigen Akt der Emanzipation nicht verkneifen.
    »Verzeihen Sie, aber wir müssen die Opfer eines solchen Unfalls bergen. Auch ist die Nordsee an dieser Stelle nicht tief, es wäre gefährlich, wenn das Wrack dort liegen bliebe. Und Sie wollen doch sicherlich ein richtiges Grab für Ihre Eltern…«
    Nein, wollte sie nicht. Sie wollte kein Grab und keine Trauerfeier und keinen Rechtsanwaltstermin und kein Erbe. Sie wollte die beiden zurück – lebend.
    »Sie müssen sie nicht identifizieren.« Er glaubte offenbar, sie würde sich davor fürchten.
    Alexa schüttelte stumm den Kopf. Das war es nicht. Aber das würde er nicht verstehen.
    Am übernächsten Tag stand er wieder vor der Tür. Walter hieß er – mit Nachnamen, nicht mit Vornamen.
    »Ihre Eltern werden nach der Obduktion überführt. Die technische Überprüfung des Flugzeugs wird noch dauern. Das Reisegepäck können wir Ihnen zustellen lassen.«
    Es war ihr völlig egal.
    »Ach ja – der Fotoapparat. Wir haben den Fotoapparat Ihrer Eltern gefunden, eine Nikonos, Sie wissen ja, die ist wasserdicht. Das Gehäuse sieht unbeschädigt aus, aber garantieren kann ich natürlich für nichts.«
    Auch darauf legte sie keinen Wert – auch wenn das Ding wahrscheinlich die teuerste Kamera war, die man kaufen konnte. Edwin Schwarz sparte an so was nicht.
    »… der Film ist überwiegend belichtet, es besteht die Möglichkeit – aber machen Sie sich keine falschen Hoffnungen…«
    Er war ein netter Mann mit sandfarbenem Haar und einem weichen Schnauzer unter der Boxernase, ein Vatertyp, und für einen kurzen Moment dachte Alexa daran, sich an seine Brust zu werfen und endlich wieder zu weinen.
    »Unser Labor könnte versuchen, ihn zu entwickeln.«
    Da erst verstand sie, worum es ging. Ihr entsetztes »Nein!« ließ Kriminalkommissar Walter einen Schritt nach hinten tun.
    »Fräulein

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