Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
Vom Netzwerk:
wissen: Die Fegyver stammt aus einem Raub von 1978, sie ist eine von insgesamt acht Pistolen und Gewehren, darunter – Moment.« Sie hörte ihn mit Papier rascheln. »Eine Makarov, eine Sig Sauer, eine Smith & Wesson, dann eine CZ 27 – eine tschechische Pistole, nehme ich an. Und…«
    Sie hörte ihn leise lachen.
    »Eine voll funktionsfähige Mauser 0.8 aus dem ersten Weltkrieg.«
    Eine hübsche Sammlung. Aber sie hatte auf mehr gehofft. »Und Steiner?«
    »Steiner hat ein Problem mit der Elektronik. Er hat, wie immer, irgend etwas im Hinterkopf, kann es aber im Computer nicht verifizieren. Ein Rätsel, hat er gesagt, aber wie ich ihn kenne, wird er alles daransetzen, das Rätsel zu lösen.«
    »Weiß er, für wen er das tut?«
    »Na für mich natürlich!« Er lachte.
    »Findest du das vernünftig?« Es reichte, daß sie sich in Dinge einmischte, die sie nichts mehr angingen.
    »Du kennst Steiner. Er hält den Mund.«
    Auch wahr. Und außer ihr interessierte sich sowieso niemand für die Angelegenheit. »War das alles?«
    »Nein.«
    »Nein?« Dann spuck’s aus, Wenzel, verdammt.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, ist eine weitere der Waffen aus dem Raub gefunden worden. Es gab eine Anfrage.«
    »Wo?« Karen merkte, wie ihr Puls sich beschleunigte.
    »Bei einer Frauenleiche. In der französischen Provinz, irgendwo im Süden. Bei einem Kaff namens Beaulieu.«
    »Wer ist die Frau?«
    »Das steht noch nicht mit Sicherheit fest.«
    »Laß mich raten: Die Frau war bei ihrem Tod um die Fünfzig.«
    Wenzel lachte. »Woher weißt du das?«
    »Intuition«, sagte sie mit mühsam unterdrückter Genugtuung. Sie hatte auf den Busch geklopft und ins Schwarze getroffen. Die beiden Fälle hatten miteinander zu tun, es mußte eine Verbindung geben. Beides Frauen, beide etwa gleichaltrig: Das war das Muster, wonach sie gesucht hatte – das und der gemeinsame Ursprung der Tatwaffen.
    »Es gibt da einen Haken.« Sie hörte Wenzel mit Papier rascheln. »Es sieht nicht so aus, als ob die Frau mit der Waffe erschossen worden wäre.«
    Karen dachte nach. Spielte das eine Rolle? Nein.
    »Ich fahre nach Beaulieu.«
    »Aber Karen, es gibt keinen…«
    »Keinen Dienstauftrag, ich weiß. Ich mache Urlaub. Wo ist das Kaff, sagtest du?«
    »Am Fuß der Cevennen. Nächstgrößter Ort: St. Julien.«
    »Sagst du mir, was Steiner herausgefunden hat?«
    » Wenn er etwas herausgefunden hat.« Wenzel hörte sich an, als ob er begann, seine Hilfsbereitschaft zu bereuen.
    »Manfred, bitte.«
    Er seufzte auf. »Okay. Okay.«
    »Du kannst mich jederzeit erreichen, ich nehme mein Mobiltelefon mit, in Ordnung?«
    »Nimm lieber deinen Kopf mit.« Sie hörte Wenzel »Frauen!« murmeln, bevor er auflegte. Karen legte die Beine auf den Schreibtisch und dachte nach. Nach Beaulieu fahren war sicherlich eine prima Idee, zumal alle Welt sie in den Urlaub schicken wollte. Der Haken war nur, daß sie gerade mal wußte, wie man »Puligny Montrachet« aussprach. Schon bei den schlichtesten Fragen ermittlungstechnischer Natur versagte ihr Französisch. Wenn Frank Euler nicht verheiratet wäre… Er reiste mit seiner Familie Jahr um Jahr nach Frankreich, als ob es kein anderes Land auf der Welt gäbe, und vermochte sogar Gedichte von Verlaine vorzutragen. In romantischen Momenten.
    Paul Bremer konnte immerhin ganze Speisekarten entziffern.
    Sie griff zum Telefon. Besetzt.
    Und soweit sie wußte, hatte er einen Urlaub geplant, der daran gescheitert war, daß Anne wieder einmal Wichtigeres zu tun hatte.
    Sie drückte die Wahlwiederholung. Immer noch besetzt. Sie schaltete auf automatischen Rückruf und ließ die Tür auf, damit sie hörte, wenn die Verbindung zustande kam, während sie im Schlafzimmer alles in den Koffer warf, was sie für ein paar Tage in Südfrankreich zu brauchen glaubte. Als sie fertig war, setzte sie sich wieder an den Schreibtisch und versuchte, ihre Ungeduld zu dämpfen. Endlich war er dran.
    »Paul, wir müssen nach Frankreich.«
    »Wer – wir?«
    »Du und ich.« Er lachte.
    »Was ist daran komisch?«
    »Ich dachte, du machst dir nichts aus Urlaub.«
    »Mach ich auch nicht. Es ist nur…« Sie biß sich auf die Lippen. Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, würde er die Stimme der Vernunft erheben, und das konnte dauern.
    »Paul, frag nicht. Es hat sich da was ergeben.«
    Er hielt die Luft an und atmete dann langsam wieder aus. »Verdammt, Karen, wenn es sich um Eva Rauch handelt…«
    »Nicht direkt.«
    »Um was dann? Du bist nicht im

Weitere Kostenlose Bücher