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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Chaplet
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war von einem erbosten Ehepaar zurückgewiesen worden, die ganz anderes, gewiß nicht »so was« fotografiert hatten.
    »Wenn Sie doch gleich hineingeguckt hätten«, sagte die Frau hinter der Ladentheke mit säuerlichem Lächeln, nahm den einen Umschlag entgegen und wartete, bis Alexa den anderen Umschlag geöffnet hatte.
    Sie war enttäuscht, als sie auf den ersten beiden Fotos abstrakte Muster in Schwarz-, Grau und Weißtönen sah. Auf dem nächsten Bild erkannte sie immerhin eines der von ihr fotografierten Motive wieder: der Schornstein, der ihr wie ein gemütlicher Kahn vorgekommen war, sah auf dem Foto wie ein hochseetauglicher Eisbrecher aus.
    »Das sind die richtigen.« Alexa steckte die restlichen Fotos hastig wieder in den Umschlag, obwohl die Frau hinter der Theke mißbilligend guckte, und ging.
    In Beaulieu war Lucien Crespin damit beschäftigt, die Kletterrosen mit einem übelriechenden Stoff einzunebeln, der Blätter und Hauswand in ein ungesundes Blau tauchte.
    »Sie wollen uns wohl vergiften, Lucien!« Alexa rümpfte die Nase. Der alte Herr grinste und spritzte weiter. »Dann wäre ich schon dreimal tot.«
    Fast hätte sie sich ihm anvertraut. Für einen kurzen Augenblick wünschte sie sich, ganz kindlich, die Fotos nicht allein ansehen zu müssen.
    Crespin stellte den Zerstäuber ab und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. »Sonntag um elf«, sagte er und sah plötzlich müde aus. »Gedenkgottesdienst für Ada.«
    Alexa nickte ihm zu und schloß das Tor auf. Was sollte sie ihn belasten mit den letzten Fotos von Ada – oder gar mit ihren kindischen Ängsten. Vielleicht, nein: gewiß enthielt der Film nichts Aufschlußreiches oder sonst irgendwie Spannendes. Sie hatte sich in etwas hineingesteigert – typisch für jemanden, der an Spukhäuser glaubt und daran, daß der Geist Ada Silbermanns dort umgeht und nicht eher Ruhe findet, als bis ihr Tod endlich gesühnt ist.
    Von den Kellergewölben her strömte ihr kalte Luft entgegen, die nach feuchten Wänden und verschüttetem Wein, nach verrotteten Kartoffelsäcken und Mäusekacke roch. Sie nahm die Treppe im Laufschritt. Felis lag auf der Terrasse, auf Alexas Lieblingsplatz, und gähnte ihr entgegen.
    »Verwöhntes Vieh!« sagte Alexa und tätschelte Felis den Bauch. Das Tier hatte in den letzten Tagen mindestens so zugelegt wie sie selbst. Aufopfernd rückte sie sich den anderen Stuhl an den Terrassentisch heran. Dann ließ sie die Abzüge aus der Fototasche auf den Tisch gleiten.
    Ihre ersten Versuche mit dem Medium fielen, fand sie, enttäuschend aus. Das Moos glich einem Kaffeefleck und gar nicht einem antediluvianischen Wald, wie immer der auch aussehen mochte. Die kristalline Struktur der roten Steinflechten war ebensowenig zu erkennen wie der Tautropfen im grünen Blattkelch. Nur die drei alten Herren auf dem Kirchplatz waren gut getroffen – und Philipp Persson, dessen Profil sich deutlich vom Hintergrund abhob.
    Auf Ada Silbermanns Bilder konnte sie sich keinen Reim machen. Sie sahen aus wie hastig abfotografierte Zeitungsausschnitte, es war schwer zu erkennen, worum es da ging und was sie abbildeten. Alexa konnte ein paar nichtssagende Bildunterschriften entziffern. Das Foto eines behördlichen Dokuments war dabei, dann ein weiterer Zeitungsbericht, noch ein schlecht zu erkennendes Zeitungsfoto, das ihr dennoch seltsam vertraut vorkam.
    Und dann war da noch ein Foto von Philipp Persson, ebenfalls im Profil. Alexa wunderte sich. Hatte sie zweimal abgedrückt? Als sie die beiden Fotos nebeneinander legte, fiel ihr der Unterschied auf. Auf ihrem Bild sah Persson wachsam und angespannt aus. Auf dem anderen, das Ada Silbermann gemacht haben dürfte, sah er weicher aus, entspannter. Voller Hoffnung, dachte Alexa. Sie blätterte durch die restlichen Aufnahmen. Wieder ein Foto von Persson, diesmal en face. Und jetzt war Wut in seinem Gesicht, so, als würde er gleich der Fotografin den Apparat aus der Hand schlagen. So wütend, wie kürzlich, als er mit dem Luftgewehr aufgetreten war. Sie erinnerte sich peinlich berührt an die Panik, mit der sie damals reagiert hatte. Andererseits: War das wirklich so selbstverständlich, daß ein Mensch, der eine Waffe auf jemanden richtet, im Grunde nur in die Luft schießen will?
    Warum wollte Persson partout nicht fotografiert werden? Weil er es nicht mochte? Oder weil er was zu verbergen hatte? Was wußte Ada über ihn? Hatte er etwas mit ihrem Tod zu tun? Ohne nachzudenken, sammelte

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