Die Foundation Trilogie
über die nächste Seldon-Krise hinweg?« offensichtlich totlief; und nur so erklären sich die zahlreichen Inkohärenzen â wie viele Menschen leben eigentlich wirklich auf Trantor? â, die später für einiges an Verwirrung sorgen sollten.
Die damaligen Leser störte das alles allerdings nicht, ganz im Gegenteil, und auch John W. Campbell haderte nicht länger mit Asimovs Unvermögen, das gesamte Panorama seiner Future History
vorab zu skizzieren, denn die Foundation-Geschichten passten perfekt in die Campbellâsche Vision von einer literarischen Form, die wie ein flacher Stein, der über das Wasser springt, Geschichte um Geschichte weiter in die Zukunft reichte und damit die Leser nicht nur unterhielt, sondern ihnen auch den Glauben daran vermittelte, dass es so etwas wie »Zukunft« im positiven Sinne überhaupt noch gab. Dieser Glaube war Anfang der 1940er durchaus nicht mehrheitsfähig, befand sich die westliche Welt doch in einer fundamentalen Krise: Die »GroÃe Depression« wirkte noch nach, Europa versank im Krieg, mit dem Kommunismus sowjetischer Prägung und dem deutschen Nationalsozialismus waren zwei massenwirksame Ideologien angetreten, die Menschheit vom Pfad der Demokratie zu locken, und in den USA führte FBI-Chef J. Edgar Hoover einen mehr als fragwürdigen Kampf gegen alles, was ihm »unamerikanisch« erschien.
Und so fand diese »bedenkliche Epoche« (Thomas Mann) ihre Entsprechung im »Goldenen Zeitalter« der Science Fiction: In den Astounding -Jahren entstand nicht nur das meiste, was man bis heute mit dem Genre assoziiert â all die Superhelden- und Frontierabenteuer, die Star Wars und Star Trek später so erfolgreich plünderten â, sondern damals wurde die amerikanische Science Fiction auch erstmals politisch. Gegen jene ideologischen Strömungen, die das von Augustinus ins Jenseits verlegte Tausendjährige Reich der Johannesoffenbarung in die Geschichte zurückverlagern und damit jeglichen historischen Prozess zum Stillstand bringen wollten, stellte sie eine chronologisch sortierte Kette von Erzählungen, die nie zu einem wirklichen Ende kam, und so dem Leser Monat für Monat mitteilte, dass »Zukunft« möglich war. Die Welt machte einen tiefgreifenden Wandel durch, und die Science-Fiction-Autoren entdeckten, dass sie das literarische Werkzeug zum Beschreiben, ja vielleicht sogar Erklären dieses Wandels in Händen hielten, und begannen sich für die Zukunft weniger als Ort, an dem alles mögliche geschehen kann, sondern als Prozess zu interessieren.
(In seiner berühmten Rede auf der Science Fiction World Convention 1941 erklärte Robert A. Heinlein die Veränderung zum zentralen Merkmal des Genres, nicht die akkurate Vorhersage.)
Mit anderen Worten: Die Zukunftsautoren entdeckten die Vergangenheit. Sie schüttelten die starren Utopien des 19. Jahrhunderts ab, legten die überhitzten Ingenieursträumereien der Jahrhundertwende ad acta und begannen von einer Zukunft zu erzählen, die bereits zu Beginn der jeweiligen Geschichte Vergangenheit ist. Die Einträge in der Encyclopaedia Galactica , die Sternenreiche, die wenige Seiten später nur noch Ruinen sind, die Helden, von denen man kurz darauf en passant erfährt, dass sie ein gänzlich unheldenhaftes Schicksal erlitten haben â den damaligen Lesern der Foundation-Reihe muss es vorgekommen sein, als sähen sie dabei zu, wie im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben wird.
Aber auch ein »Goldenes Zeitalter« der Science Fiction kommt einmal an sein Ende: In den 1950er und 1960er Jahren wurden immer weniger Future Historys geschrieben â auch Isaac Asimov hatte sich längst anderen Themen zugewandt, die ihn für eine Weile sogar ganz aus dem Genre herausführen sollten â, und die Foundation-Geschichten stünden längst neben all den anderen »Geschichten der Zukunft« im Museum und wären nur noch von akademischem Interesse, wäre da nicht etwas gewesen, was keiner der anderen Autoren zu denken gewagt hatte: die »Psychohistorik«.
Die Science Fiction hat viele Worte geprägt, die, wie etwa »Roboter« oder »Beamen« (Asimov selbst zeichnet unter anderem für das Wort »positronisch« verantwortlich), Einzug in die Wissenschafts- und Alltagssprache gehalten haben, aber sie hat nur ganz wenige Metaphern hervorgebracht, die
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