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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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wird man hartnäckig aufs Korn genommen. Schutzmäntel sind eindrucksvoll, sie spiegeln Macht vor. Doch sie verdicken, bringen Schwerfälligkeit mit sich, werden langsam und sichtbar und rufen von sich aus die Zerstörung herbei. Je mehr sich die Stärke behauptet, desto größer wird die Zielscheibe.
    Euridice und Victorien glitten zwischen die in Reihen geparkten Panzern, durch den schmalen Zwischenraum zwischen zwei Fahrzeugen, und entfernten sich vom Lager über einen von Hecken gesäumten Weg voller Schlaglöcher; als sie im Dunkeln anlangten, nahmen sie sich an die Hand. Sie sahen die ganze Weite des Himmels, an dem die Sterne so hell glitzerten, als habe man sie poliert. Man ahnte Konstellationen, die nicht lange ihre Form behielten, die erst deutlich auftauchten, sich aber in andere verwandelten, sobald man sie nicht mehr fixierte. Die Luft roch nach warmem Pflanzensaft, war lau wie ein Bad, sie hätten ihre Kleider ablegen können, ohne dass ein Schauer über ihre Haut gelaufen wäre. Euridices Hand pochte in der seinen wie ein kleines Herz, er spürte sie nicht als zusätzliche Wärme, sondern als sanftes Beben, wie Atemzüge in seiner Handfläche. Sie gingen, bis sie nicht mehr die Geräusche aus dem Lager hörten, die Motoren, das Knallen von Metall, die Stimmen. Sie betraten eine Wiese und legten sich hin. Das Gras war im Juni gemäht worden, aber es war nachgewachsen, etwas höher als sie, wenn sie auf dem Rücken lagen, und das bildete um ihren Kopf einen Wall aus schmalen Halmen und Blütenständen der Gräser, eine Krone aus sehr feinen, tiefschwarzen Strichen, die sich gegen den nicht ganz so schwarzen Himmel abzeichneten. Sie sahen das Sternenzelt, in dem sich die Konstellationen zu ändern schienen. Sie lagen eine Weile dort, ohne sich zu rühren. Die Grillen ringsumher begannen wieder zu zirpen. Victorien küsste Euridice.
    Zuerst legte er seine Lippen ganz leicht auf die ihren zu einem jener Küsse, von denen man weiß, dass man sie geben muss, da sie den Beginn einer intimen Beziehung bedeuteten. Sie erwiderte diesen Kuss. Dann hatte er Lust, ihre Lippen mit der Zunge zu schmecken. Er verspürte diese Lust, ohne jemals daran gedacht zu haben, und Euridice in seinem Armen empfand das gleiche Verlangen. Sie richteten sich ein wenig im Gras auf, stützten sich auf die Ellbogen, öffneten die Münder und pressten die Lippen aufeinander, ihre gut befeuchteten Zungen schoben sich aneinander. Victorien hätte nie gedacht, dass es so eine sanfte Liebkosung geben könne. Der ganze Himmel begann zu vibrieren, von einem Ende bis zum anderen, und machte ein Geräusch wie eine Blechplatte, die hin und her bewegt wird. Unsichtbare Flugzeuge flogen in großer Höhe über sie hinweg, Hunderte von mit Bomben beladenen Flugzeugen schienen am Himmel über einen Stahlboden zu rollen, so hörte es sich an. Victorien klopfte das Herz bis zum Hals, da wo das Blut in der Schlagader pochte, und Euridice spürte, wie ein Zittern über ihren Bauch rann. Ihr Innerstes kam an die Oberfläche wie Fische, denen man Brot zuwirft; sie hatten sich in den Tiefen des Sees befunden, die Oberfläche war ruhig, und plötzlich kommen sie in Massen hoch, strecken das Maul in die Luft, und die Oberfläche vibriert. Euridices Haut wurde lebendig, und Victorien spürte, wie das Leben unter seinen Fingern pulsierte; und als er sie krümmte und die Hände auf ihre Brüste legte, spürte er, wie Euridice ganz darin lebte, voll und rund, von seinen Handflächen gehalten. Sie atmete schnell, schloss die Augen, war ganz von sich selbst erfüllt. Victorien wurde von seinem Geschlechtsteil stark behindert, es störte ihn bei jeder Bewegung; erst als er seine Hose aufknöpfte, fühlte er sich sehr erleichtert. Dieses Glied, das noch nie so hervorgekommen war, streifte Euridices nackte Schenkel. Es besaß sein eigenes Leben, berührte ihre Haut mit leichten Sprüngen, glitt an ihrem Schenkel hinauf. Es wollte Einlass in sie finden. Euridice seufzte laut und flüsterte: »Victorien, ich möchte, dass du aufhörst. Ich möchte damit noch ein bisschen warten.«
    »Aber es ist doch schön?«
    »Ja, aber das ist zu viel. Ich will mit beiden Beinen auf der Erde bleiben. Und im Moment weiß ich nicht einmal mehr, wo mein Körper ist. Ich möchte ihn erst wiederfinden, bevor ich mich in die Lüfte schwinge.«
    »Wo meiner ist, weiß ich.«
    »Ich werde ihn nehmen, ganz nah bei mir.«
    Mit großem Edelmut ergriff sie sein Glied, ja das ist durchaus das

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