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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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äußerst hübsche Frau an, die nur Porträts von schönen Frauen malt. Alle gleichen ihr, im Verlauf der Jahre kleidet sie sich immer eleganter, wird aber allmählich welk, die Frauen dagegen, die sie malt, sind von immer auffälligerer Schönheit. Auf fast vorhersehbare Weise signiert sie mit dem Namen »Doriane«.
    Sehen Sie sich diesen schüchternen Chinesen an, der äußerst rohe Gemälde anbietet, großformatige, mit brutalen Pinselstrichen verformte Gesichter. Er weiß nie, wohin mit seinen riesigen Händen und entschuldigt sich mit einem charmanten Lächeln dafür.
    Sehen Sie sich diesen Mann an, der gewachste Miniaturen auf Holzbrettchen malt. Er trägt einen Topfschnitt, so wie man ihn nur auf den Rändern alter Handschriften findet, er hat einen wächsernen Teint, und seine Gestik reduziert sich immer mehr auf die der mittelalterlichen Bildhauerkunst.
    Sehen Sie sich diese hochgewachsene Frau mit schwarz gefärbtem Haar an, die bessere Jahre gekannt hat und allmählich verdorrt, deren Haltung aber kerzengerade und deren Blick strahlend geblieben ist. Sie malt mit flexiblen Tuschestrichen miteinander verschmelzende Körper, von denen stets etwas dezidiert Erotisches ausgeht, das aber nie gewisse Grenzen überschreitet.
    Sehen Sie sich diese Chinesin an, die inmitten ihrer dekorativen Gemälde sitzt. Ihr Haar formt um ihre Schultern einen Vorhang aus schwarzer Seide, der den schmückenden Rahmen für ihren schimmernd roten Mund abgibt. Ihre kitschigen Bilder sind ziemlich uninteressant, aber wenn sie sich inmitten ihrer Gemälde hinsetzt, werden diese zum perfekten Hintergrund für ihre purpurfarbenen Lippen.
    Ich ging ein Stück weiter und erkannte ihn, ich erkannte seine steife Haltung und seine hochgewachsene Statur. Sein schmaler, ebenmäßiger Kopf ragte in die Höhe, als sei er aufgespießt. Ich erkannte schon aus der Ferne sein feines Profil, sein weißes Haar in kurzem Bürstenschnitt, seine kerzengerade Nase. Seine Nase drückte eine solche Tatkraft aus, dass seine blassen Augen zögernd wirkten, als hätten sie Verspätung. Sein Knochenbau verriet rasche Reaktionen, aber in seinen Augen lag etwas Kontemplatives.
    Wir nickten uns zu, da wir nicht wussten, wie weit wir außerhalb der Theken-Routine mit Worten oder Gesten gehen sollten. Wir waren gewissermaßen in Zivil: Wir standen dort, die Hände in den Taschen, und unterhielten uns maßvoll, ohne etwas getrunken zu haben, ohne bald ein Glas zu trinken, außerhalb des gewohnten Rahmens. Er sah mich fest an. In seinen durchsichtigen Augen sah ich nur die Durchsichtigkeit und hatte den Eindruck, als könne ich bis in sein Herz vordringen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Daher blätterte ich die vor ihm liegenden Aquarelle durch.
    »Sie sehen gar nicht wie ein Maler aus«, sagte ich mechanisch.
    »Dazu fehlt mir der Bart. Aber Pinsel habe ich.«
    »Sehr schön, sehr schön«, sagte ich höflich, während ich weiterblätterte, und stellte plötzlich fest, dass es wirklich zutraf. Ich sah mir die Blätter genauer an. Ich hatte sie für Aquarelle gehalten, aber sie waren mit Tusche gemalt. Technisch gesprochen handelte es sich um einfarbige Lavierungen mit verdünnter Tusche. Aus dem Tiefschwarz reiner Tusche gewann er eine solche Vielfalt von Nuancen, so unterschiedliche, so durchsichtige, so leuchtende Grautöne, dass alles da war, einschließlich der Farben, obwohl es keine gab. Mit Schwarz schuf er Licht, und aus dem Licht ergab sich alles andere. Ich hob den Kopf und bewunderte ihn für sein Können.
    Als ich auf seinen Stand zugegangen war, hatte ich mit Gemälden gerechnet, wie sie jene malen, die sich erst spät der Malerei zuwenden, mehr oder weniger, um sich zu beschäftigen. Ich hatte Landschaftsbilder und Porträts von wohl bemessener Genauigkeit erwartet, Blumen, Tiere, also alles, was man für pittoresk hält und was die große Schar von Amateurmalern mit immer größerer Präzision und zugleich immer weniger Interesse hartnäckig wiedergibt. Dann wandte ich mich den großen, mit Tusche gemalten Blättern zu, nahm sie nacheinander mit großer Vorsicht in die Hand, bis meine Finger allmählich ein sicheres Gefühl für sie entwickelten, ihr Gewicht und ihre Fasern spürten, und als ich sie mir richtig ansah, empfand ich so etwas wie eine Liebkosung. Mit angehaltenem Atem betrachtete ich diese Explosion von Grautönen, diese durchsichtigen Rauchschwaden, diese großen, weiß belassenen Flächen, diese Massen von absolut dunklem

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