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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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schneller vorankommen als ein Konvoi von zwanzig Lastwagen, sie kämen billiger, würden mit größerer Gewissheit ihr Ziel erreichen und wären nicht so anfällig. Die wahre Kriegsmaschine ist der Mensch. Das wissen die Kommunisten und die asiatischen Kommunisten noch besser.

»Abladen!« Der Hauptmann, der die Eskorte von Nordafrikanern befehligte, ein von seiner Dienstzeit in Marokko ausgedörrter Offizier der Kolonialarmee, der vom indochinesischen Wald aufgeweicht und durchnässt war, ging auf Salagnon zu, grüßte ihn unzeremoniell und stellte sich mit in die Hüften gestemmten Fäusten neben ihn, um seinen ziemlich angeschlagenen Konvoi zu betrachten.
    »Wenn Sie wüssten, wie leid ich es bin, mit meinen Jungs an die Front zu fahren, um drei Kisten irgendwo im Dschungel abzuliefern, Oberleutnant. Für Posten, die dem ersten ernsthaften Angriff nicht standhalten.« Er seufzte. »Damit meine ich nicht Sie persönlich, aber trotzdem. So, entladen Sie schnell, damit wir wieder wegfahren können.«
    »Darf ich Sie zum Aperitif einladen, Herr Hauptmann?«
    Der Hauptmann blickte Salagnon mit zusammengekniffenen Augen an, sodass sich rings um sie herum schlaffe Falten bildeten, seine Haut wirkte wie feuchte Pappe, die bei der geringsten Anstrengung zu zerreißen drohte.
    »Warum nicht?«
    Die Männer bildeten eine Kette, um die Kisten zu entladen. Salagnon nahm den Hauptmann in die Kasematte mit und schenkte ihm einen Pastis ein, der nur ein klein wenig kühler war als die Außentemperatur, besser ging es nicht.
    »Wenn ich Ihnen gesagt habe, dass ich es leid bin, dann liegt das daran, dass wir die ganze Zeit etwas anderes tun als zu fahren und zu eskortieren. Wir müssen immer wieder die Schaufel, die Spitzhacke und die Seilwinde einsetzen. Wir tun ständig die Arbeit eines Straßenwärters, um Stück für Stück die Straße auszubessern, die wir befahren. Die Vietminh heben Gräben aus, um uns am Weiterfahren zu hindern. Gräben quer über die Straße, die sie nachts überraschend ausheben, unmöglich das vorherzusehen. Die Straße führt durch den Wald, und zack! Ein Graben, der quer über die Straße läuft. Sehr gut angelegt, im Übrigen, rechtwinklig zur Straße, mit schnurgeraden Rändern und flachem Boden, denn das sind sehr gewissenhafte Leute, keine Wilden. Und wir schaufeln den Graben wieder zu. Sobald wir damit fertig sind, fahren wir los. Ein paar Kilometer weiter versperren sauber abgesägte Bäume die Straße. Die ziehen wir mit der Seilwinde weg, schieben sie an die Seite und fahren weiter. Und dann kommt wieder ein Graben. Wir haben auf den Lastwagen das erforderliche Werkzeug und bringen Gefangene mit, die ihn zuschaufeln. Festgenommene Vietnamesen, Milizsoldaten, von denen man nicht so recht weiß, auf welcher Seite sie stehen, verdächtige Bauern, die man in den Dörfern antrifft. Sie haben alle die gleiche schwarze Tracht, senken den Kopf und sagen nie etwas; wir nehmen sie überallhin mit, wo es etwas zu tragen oder Erdarbeiten auszuführen gibt; wir sagen ihnen, was sie zu tun haben, und wenn es nicht zu kompliziert ist, tun sie es. Diesmal hatten wir neue Leute dabei, eine Kolonne von Vietminh, die ein Bataillon von Fallschirmjägern festgenommen hatte, die eigentlich etwas ganz anderes suchten. Daher haben sie uns die Kolonne anvertraut, damit wir sie ins Delta fahren sollten. Aber das bringt nur Ärger, man muss sie ständig im Auge behalten, denn unter ihnen befinden sich Politkommissare, die wir unmöglich identifizieren können, und das ist gefährlich für uns. Den ersten Graben haben sie also wieder zugeschaufelt, aber beim dritten habe ich gespürt, dass das böse enden würde. Gräben, die so nah beieinander waren, das roch nach einem Angriff, und ein Angriff, wenn man Typen im Rücken hat, die man überwachen muss, ist eine ziemlich heikle Sache. Und daher habe ich sie in den Graben hinabsteigen und erschießen lassen, und anschließend haben wir ihn zugeschaufelt. Der Konvoi ist darüber hinweggefahren, und das war’s.« Er trank sein Glas leer und stellte es knallend auf den Tisch. »Die Lastwagen sind leichter geworden, und wir sind allen Scherereien aus dem Weg gegangen. Und was die Zahlen angeht, da gibt es auch keine Probleme: Die wissen nicht einmal, wie viele sie uns anvertraut haben, und die Stelle, wo wir sie hätten abliefern sollen, wusste sowieso von nichts. Außerdem fehlt es hier nicht an Verdächtigen, man weiß nicht mehr, wohin mit ihnen. Ganz Indochina ist mit

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