Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
aus Staub, der zwischen den Zähnen knirschte, Wasser, Sand und Zement hineinzuschütten. In praller Sonne mit nacktem Oberkörper überwachte er den Mischvorgang, bis sein Körper weiß gepudert war, weiß mit Furchen vom Schweiß, doch er biss die Zähne zusammen und sagte nichts, er stieß nur ab und zu einen Seufzer aus, man konnte den Eindruck haben, dass ihm diese Arbeit guttat. Die Thai trugen den Beton in Eimern zu einer Bretterverschalung. Sie errichteten auf einem der hölzernen, mit Lehm verfugten Ecktürme ein kleines, mit Schießscharten versehenes Viereck aus Beton. Sie rüsteten ihn mit einem schweren amerikanischen Maschinengewehr auf Lafette aus. Darüber errichteten sie ein steiles Dach aus Wellblechplatten, die die Lastwagen ihnen mitgebracht hatten.
»Das sieht doch echt nach was aus, oder?«, rief Mariani. »Daraus können wir schießen, ohne einen nassen Pelz zu bekommen. Ratatatata! Wir können die Gräben beharken, und keiner kann sich nähern. Jetzt legen die sich bestimmt nicht mehr mit uns an.«
»Angesichts der schlechten Qualität des Betons hält das keinem Volltreffer stand«, sagte Moreau, der keinen einzigen Eimer getragen und nur aus der Ferne zugesehen hatte.
»Einen Volltreffer wovon? Die Vietminh haben keine Artillerie. Und wenn sie chinesische Geschütze hätten, glaubst du, die könnten sie durch den Wald ziehen? Geschütze auf Rädern kann man hier nicht einsetzen. Was meinst du dazu, Salagnon?«
»Ich weiß nicht. Aber das war bestimmt nicht verkehrt. Durch schwere Arbeit wird Gascard wenigstens wieder nüchtern. Außerdem sitzen wir da wenigstens im Trockenen, besser als in einem Lehmbau.«
»Ich geh da nicht rein«, sagte Moreau.
Alle blickten ihn an. Die Maschinenpistole in Reichweite und gut gescheitelt roch er in der Hitze des Nachmittags so, als käme er gerade vom Frisör.
»Wie du willst«, sagte Salagnon schließlich.
Die Regenfälle kamen nach langer Vorbereitungszeit. Die Wolken häuften sich über dem Südchinesischen Meer, bauchig wie Kriegsdschunken. Sie wiegten langsam ihre schwarz lackierten Flanken, näherten sich wie große Schiffe und warfen einen dichten Schatten auf den Boden. Wenn sie über die Hügel zogen, nahmen diese eine noch dunklere smaragdgrüne Färbung an, wie flüssiges, immer zäher fließendes Glas. Die Wolken gaben grollende Salven ab, um auf ihrem Weg Entsetzen zu verbreiten oder vielleicht auch nur, weil sie gegeneinanderstießen. Donnernde Paukenschläge hallten von Tal zu Tal, immer stärker, immer näher, und mit einem Schlag rissen die Wolken auf, und ein heftiger Regen ging nieder, ungeheure Massen von lauwarmem Wasser prallten von den Wänden aus geflochtenem Holz ab, rannen über die Blätterdächer, wuschen den lehmhaltigen Boden aus, auf dem sich Tausende von rötlichen Bächen bildeten, die in die Täler strömten. Salagnon und Moreau hatten gehört, wie ihnen der Donner folgte, und den Regen gesehen, der auf die Bäume niederging; sie rannten den schlammigen Weg entlang, verfolgt von dem Lärm, der schneller war als sie, vom Trommelfeuer auf die Äste, vom Donner des Himmels, sie rannten bis ins Dorf, das am Hang erbaut war. »Erbaut« war etwas zu viel gesagt für diese Bambushütten mit Dächern aus trockenen Blättern; man sollte besser »errichtet« oder »angepflanzt« sagen; wie Büsche oder Pflanzen aus dem Gemüsegarten, in denen man sich häuslich niedergelassen hatte. Auf einer Lichtung im Wald sprossen große Pflanzen-Hütten in wildem Durcheinander aus dem mageren, von totem Laub übersäten Boden. Weiter unten zogen sich in Terrassen angelegte Reisfelder bis zu einem Bach hin, der zwischen großen Steinen hinabsprudelte. Die Kolonialstraße führte an dem Dorf vorbei, drei Tagesmärsche vom braunen Fluss entfernt.
In diesem Bergdorf wirkte alles ungewiss und vorläufig, der Mensch war hier nur auf der Durchreise, der Wald wartete, der Himmel ließ sich durch nichts stören; die Dorfbewohner waren gleichsam die Schauspieler einer Wanderbühne, die für einen Abend dort gastierte, sie gingen sehr aufrecht, waren sehr sauber, sprachen wenig, und ihre Kleider wirkten auf dieser Waldlichtung erstaunlich prächtig.
Salagnon und Moreau rannten den Weg entlang, die Bergspitzen wurden schon vom Regen verschluckt, die Wolken erfüllten den Himmel, das Wasser floss schneller den Hang hinab, als sie laufen konnten, es legte runde Kiesel frei, riss rötlichen Schlamm mit sich, der nach unten strömte, der Weg floh mit
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