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Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)

Titel: Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexis Jenni
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Verdächtigen bevölkert.«
    Salagnon schenkte ihm nach. Er trank ein halbes Glas in einem Zug und blickte nachdenklich ins Leere.
    »Übrigens, was die Konvois angeht, wissen Sie, dass die Vietminh das MFB angegriffen haben?«
    »Das Feldbordell?«
    »Ja, das Mobile Feldbordell. Sie werden mir sagen, das ist normal. Die verbringen ganze Monate im Wald. Sie unterstehen verwaltungsmäßig ein paar tonkinesischen Beamten, die mit Sex nichts am Hut haben. Und daher platzt ihnen zwangsläufig irgendwann der Kragen. Und einer macht schließlich einen konkreten Vorschlag: ›He, Leute!‹ (Er imitiert den vietnamesischen Akzent) ›Bordell kommt vorbei. Wir locken sie in Hinterhalt und dann wir schießen.‹
    Das wäre natürlich witzig gewesen, aber so hat sich das nicht abgespielt. Das MFB besteht aus fünf großen Bussen mit Nutten, die von Garnison zu Garnison fahren, kleine Annamitinnen, ein paar Französinnen und eine Puffmutter mit dem Dienstgrad eines Oberst. Die Busse sind mit kleinen Betten eingerichtet, gehäkelten Vorhängen, einem Eingang an einem Ende und einem Ausgang am anderen, damit sie wie am Fließband bumsen können, ohne Zeitverlust und ohne sich gegenseitig zu behindern. Vier Mannschaftswagen mit Senegalesen bilden die Eskorte für sie. Es ist nicht einfach, eine Eskorte für das MFB zu finden. Die Marokkaner finden das schockierend, Sex wird bei ihnen nur im Verborgenen praktiziert, außer bei einem Überfall in der Wüste, einem rezzou ; aber dabei schneidet man der Frau anschließend die Kehle durch oder man nimmt sie mit und heiratet sie. Die Annamiten finden das ebenfalls schockierend, sie sind traditionelle Romantiker, die gern stumm Händchen halten. Und ihre Landsleute in dieser Situation zu sehen, verletzt obendrein ihre nationale Ehre, die noch ganz jung und daher sehr empfindlich ist. Die paras der Fremdenlegion interessiert das nicht, sie treten wie eine Phalanx auf, unter Männern, eine Stoßtruppe. Dann ist da noch die Kolonialarmee, aber die bilden sich etwas ein, schäkern mit den Nutten und spucken große Töne, und daher sind sie nicht ideal, um ihre Sicherheit zu garantieren. Bleiben noch die Senegalesen: Sie verstehen sich gut mit den Nutten, sie lächeln ihnen immer zu, und die kleinen Annamitinnen sind nicht ihr Kaliber. Und so verteilt man diese bunt gemischte Schar auf Busse, die die Garnisonen im Dschungel abklappern. Aber diesmal ist es in die Hose gegangen. Die Vietminh haben sie mit einem ganzen Regiment überfallen, sie waren ausgerüstet, als wollten sie Hanoi einnehmen.«
    »Um ein Bordell zu stürmen?«
    »Ja, ja. Darauf hatten sie es abgesehen, da gibt es keinen Zweifel. Als Erstes eine Rakete mit Hohlladung in das Fahrerhaus, sodass von den Fahrern nichts mehr übrig bleibt; dann Salven mit Granatwerfern auf die Halbketten-Schützenpanzer der Eskorte und Maschinengewehrbeschuss auf alle, die aus den Fahrzeugen springen und zu fliehen versuchen. Innerhalb weniger Minuten waren alle erledigt.«
    »Sogar die Nutten?«
    »Vor allem die Nutten. Als eine Rettungskolonne eintraf, haben sie die in Brand gesetzten Fahrzeuge mitten auf der Straße gefunden, und alle Toten waren am Straßenrand aufgereiht. Die Senegalesen, ihre Offiziere, die Nutten, die Puffmutter, alle schön parallel aufgereiht. Sie hatten sie in derselben Richtung hingelegt, die Arme am Körper, alle zehn Meter eine Leiche. Sie haben die Entfernung vermutlich abgemessen, denn das sind sehr gewissenhafte Leute, die Abstände waren völlig regelmäßig. Es hatte etwa hundert Tote gegeben, das ergab eine Strecke von einem Kilometer mit Leichen in regelmäßigen Abständen. Können Sie sich das vorstellen? Ein Kilometer mit Leichen, die wie in einem Bett liegen, das ist endlos. Und rings um die rauchenden Fahrzeugwracks rosafarbene Überreste, Kinkerlitzchen, Kopfkissen, Damenkleider, Unterwäsche, Vorhänge der Spezialkabinen.«
    »Haben sie sich … bedient, ehe sie wieder abgezogen sind?«
    »Kontakte sexueller Art hat es nicht gegeben. Der Arzt hat sie untersucht und war sich in diesem Punkt ganz sicher. Aber sie haben die annamitischen Nutten enthauptet und ihnen den Kopf auf den Bauch gelegt; dieser Anblick muss entsetzlich gewesen sein. Zwanzig Mädchen mit durchgeschnittenem Hals, denen man den Kopf mit offenen Augen, rot bemalten Lippen und einwandfreiem Make-up auf den Bauch gelegt hatte. Und neben ihnen hatten sie eine nagelneue Vietminh-Fahne aufgepflanzt. Das war ein Zeichen: Man fickt nicht mit

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