Die Frau an Seiner Seite
kappen. So zumindest verstehen dies diejenigen, die Hannelore Kohl früher nahestanden und weder telefonisch noch persönlich bei Helmut Kohl mehr vorgelassen werden. Briefe und Geschenke bleiben unbeantwortet und ohne Reaktion, Telefonate werden freundlich abgewiesen oder mit fadenscheinigen Gründen vertagt. Dass Maike Richter wertvolle Kostüme der Hannelore Kohl trug und sich mit ihrem Schmuck schmückte und so in der Öffentlichkeit, sogar im Fernsehen, auftrat, registrierten jene Freundinnen mit Entsetzen, die diese Kleidungsstücke einst gemeinsam mit Hannelore gekauft hatten. Nicht wenige halten das für geschmacklos. Als die Wohnung in Berlin, die Hannelore persönlich ausgesucht, aufwändig umgebaut und geschmackvoll eingerichtet hatte, ohne Rücksprache mit den Söhnen verkauft wurde, verschlug es Insidern die Sprache.
Seit Maike Richter Helmut Kohl ehelichte, scheint sie total über ihn zu wachen, was zum Teil auch durch dessen Krankheit erklärbar ist. Sie scheint aber auch darüber zu bestimmen, wer von den noch verbliebenen politischen Weggefährten Zugang zu ihm hat und vor allem, wo und wann er in der Öffentlichkeit auftritt. Kaum vorstellbar und auch nicht belegbar ist jedoch, dass er gegen seinen Willen in die Öffentlichkeit gezerrt werde. Hannelores zahlreiche Freunde, Bekannte und Bewunderer und Verehrer aus den Mainzer und Bonner Jahren, darunter viele aus dem parteipolitischen Milieu, kommen nicht mehr an Helmut heran. Dazu zählen auch enge gemeinsame Freundschaften, die nicht mehr fortgeführt werden. Geht es um die Erinnerung an Hannelore Kohl, die Maike Richter-Kohl nicht fördern will? Die junge Altkanzlergattin gilt einerseits als äußerst fürsorglich. Andererseits wird sie auch als autoritäre und alleinige Entscheidungsträgerin gesehen, die alles, was den schwerkranken Altkanzler betrifft, letztendlich bestimmt. Ein gewichtiges Wörtchen mitzureden dürfte sie an allen Verlautbarungen aus dem Hause Kohl in Ludwigshafen-Oggersheim.
Maike Richter-Kohl entzweite die Familie Kohl, indem sie den Kohl-Söhnen unmissverständlich bedeutete, dass sie ihren Vater alleine besitzen wolle, wie Walter Kohl in seiner Biografie mitteilte. Unterdessen kommuniziert der Vater mit seinen Kindern fast nur noch über Anwälte.
Maike Richter-Kohl sorgte schon sehr früh für die Beendigung der Zusammenarbeit zwischen der langjährigen Bürochefin Juliane Weber mit Helmut Kohl. Aus dem Berliner Büro wurden Mitarbeiter hinausgedrängt, einige zogen es vor, freiwillig zu gehen.
Die Art und Weise wie die brutale Entlassung von Ecki Seeber vorgenommen wurde, der 46 Jahre lang Chauffeur, Butler und Engvertrauter von Helmut Kohl war, ist an Stillosigkeit und Härte kaum zu übertreffen. Dieser Mann, der wie kein anderer sein Leben ganz auf seinen Chef ausgerichtet hatte, wurde von heute auf morgen von seinen Aufgaben und Pflichten ohne Angabe von Gründen entbunden. Hilde und Ecki Seeber gehörten zu den wenigen Menschen, denen Hannelore Kohl voll vertraute, die wie sonst niemand auf der Welt das Drama um ihr Leiden und Sterben ganz nah miterlebten. Für nicht wenige aus Hannelore und Helmut Kohls großem Freundeskreis ein unverantwortliches und skandalöses Vorgehen. Öffentlich ist nicht bekannt, wie krank der Altkanzler wirklich ist. Hatte er das alles wirklich gewollt, zumal die Seebers und vor allem Ecki, zu den größten und stets loyalen Geheimnisträgern des Altkanzlers und seiner ersten Frau zählen?
Zu Helmut Kohls Ehrenrettung fragen sich viele, ob er nicht mehr Herr der Lage sei und deshalb für diese Entwicklung nicht verantwortlich gemacht werden könne. Es gibt allerdings auch die Auffassung, dass er zwar unter starken Sprachstörungen leide, aber sein Kopf, sein Verstand absolut funktionstüchtig seien. Dass er das unwürdige Handeln seiner neuen Frau zulasse, erscheint unerklärlich und auch nicht mehr als angemessene »Gegenleistung« für optimale Fürsorge und Pflege zu erklären. Wie weit die Zerstörung von Erinnerung gehen kann, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 2007. Die ersten beiden Bände seiner Memoiren hatte Helmut Kohl seiner Frau Hannelore gewidmet. »Für Hannelore« stand ganzseitig vor dem Inhaltsverzeichnis. Im dritten Band verzichtete der Memoirenschreiber auf diese Widmung. Darüber wurde vor Drucklegung heftig diskutiert. Die Kohl-Helfer bei der Abfassung der Erinnerungen vermuteten sehr schnell, dass dahinter die neue Frau an seiner Seite stehen könnte, und das ein
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