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Die Frau an Seiner Seite

Die Frau an Seiner Seite

Titel: Die Frau an Seiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heribert Schwan
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im bayerischen Wildbad Kreuth die Aufkündigung der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU im Deutschen Bundestag an. Ein Schock auch für Helmut Kohl und seine Getreuen, weil es im Kern dabei um die bundesweite Ausdehnung der CSU und damit um die Etablierung einer vierten Partei ging. Mit einer bundesweit agierenden weiteren konservativen Partei musste die CDU Stimmverluste fürchten. In dieser Situation gab es für den noch amtierenden Mainzer Regierungschef kein Halten mehr. Mit mutigen Schritten wie der Gründung von CDU-Orts- und Kreisverbänden in Bayern und öffentlichen Drohungen gegen die Schwesterpartei erreichte er schließlich die Zurücknahme des Kreuther Trennungsbeschlusses. Am 1. Dezember 1976 wurde Helmut Kohl schließlich zum neuen Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gewählt. Kohl ging gestärkt aus diesem Kräftemessen mit seinem bayerischen Rivalen hervor. Seine Position in Partei und Fraktion war unumstritten. Nun musste er die Parlamentarier davon überzeugen, dass er der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort in der Bundestagsfraktion der Unionsparteien war.
    Noch am Tag seiner Wahl verabschiedete sich Helmut Kohl von seinen Mainzer Weggefährten. Das glanzvolle Abschiedsfest erinnerte zeitweise eher an eine Trauerfeier. Mit Tränen in den Augen standen die Parlamentarier mit einem Glas Wein in der Hand und blickten pessimistisch in die Zukunft. Nicht alle glaubten an den Erfolg von Kohls Nachfolger im Amt des Mainzer Ministerpräsidenten, dem bisherigen Kultusminister Bernhard Vogel.
    Als das Ehepaar Kohl von Ecki Seeber nach Ludwigshafen gebracht wurde, vergoss Hannelore im Wagen bittere Tränen. Es war ihre letzte Fahrt als Gattin des Ministerpräsidenten. Die Zukunft lastete wie eine schwere Bürde auf ihr.

Kapitel 5
BONNER BÜHNE
    Das »Provisorium« Bundeshauptstadt hatte schon 27 Jahre Bestand, als Helmut Kohl den Wechsel von Mainz nach Bonn vollzog. Die Stadt an beiden Ufern des Rheins im Süden Nordrhein-Westfalens war von 1949 bis 1999 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland. Hier fielen in den 50 Jahren wichtige und nachhaltige Entscheidungen, die das politische Leben maßgeblich bestimmten. Die Geschichte der Bundesrepublik ist mit der Stadt Bonn eng verbunden. Daran hatte der neue Oppositionsführer der Union und spätere Bundeskanzler ganz besonderen Anteil.
    Während Helmut Kohl um den Fortbestand der Fraktionsgemeinschaft von CDU und CSU kämpfte, machte sich Hannelore daran, eine geeignete Bleibe für ihren Mann in der Bundeshauptstadt zu finden. Sie hatte ihren Willen durchgesetzt, dass die Familie nicht nach Bonn zog, sondern in Ludwigshafen blieb. Hauptgrund waren die Kinder, die nicht aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen werden sollten. Dabei ging es auch um die schulische Kontinuität. Selbst wenn Hannelore für sich selbst einen Umzug nach Bonn akzeptiert hätte, so hätte sie wegen der Söhne Ludwigshafen niemals verlassen. Die Kinder der gierigen Bonner Öffentlichkeit auszusetzen, war ihr absolut zuwider.
    Hannelore fand als Zweitwohnsitz ein alleinstehendes Einfamilienhaus in Wachtberg, einer Gemeinde mit 13 Ortschaften und rund 16 000 Einwohnern im Rhein-Sieg-Kreis. Wegen der Nähe zu Bonn hatten hier viele Menschen ihren Wohnsitz, die in den Bundesbehörden und Botschaften tätig waren. Außerdem wohnten hier zahlreiche Politiker wie beispielsweise die damaligen Bundesminister Josef Ertl und Hans-Dietrich Genscher. Das Haus in der Huppenbergstraße 36 des Ortsteils Pech musste vor dem Einzug zunächst renoviert werden. Die erfahrene Bauherrin übernahm auch diesmal wieder die Überwachung der Handwerker und kaufte für die Innenausstattung Möbel und Teppiche ein. Am Ende hatte sie ein komplettes Haus bezugsfertig eingerichtet, das auch die Zustimmung ihres Mannes fand. In diesem nicht besonders hübschen, aber sehr funktionalen Haus hatte nicht nur das Ehepaar Kohl ein eigenes Zimmer. Auch Helmuts Chefsekretärin Juliane Weber und sein Fahrer Ecki Seeber zogen mit ins Haus. Zu dieser Wohngemeinschaft gehörten anfangs auch noch zwei Sicherheitsbeamte. Über die »Kohl-WG« rümpften viele Zeitgenossen ihre Nase, die Boulevardpresse hatte ein neues Thema. Hannelores Zimmer stand meist leer. Nur im äußersten Notfall übernachtete sie in der WG. Es ließe sich an einer Hand abzählen, wie oft sie in der Huppenbergstraße 36 »kampierte«.
    Was den Alltag anging, änderte sich auf den ersten Blick wenig für die quasi alleinerziehende

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