Die Frau an Seiner Seite
betrafen. Wer sich nicht an diese Absprachen hielt, musste damit rechnen, von Hannelore vor laufender Kamera energisch zurechtgewiesen zu werden. Sie scheute sich nicht, sich mit Journalisten anzulegen, wenn sie den Eindruck hatte, dass sie vom eigentlichen Thema abweichen wollten. Wer die von ihr vorgegebenen Regeln nicht einhielt, hatte es sich mit ihr für allezeit verdorben.
Im Laufe der Jahre wurden ihre Fernsehauftritte immer souveräner, sie fand sogar Gefallen an großen Unterhaltungssendungen. Die Moderatoren Dieter Thomas Heck, Thomas Gottschalk und viele andere luden die Kanzlergattin zu ihren quotenstarken Samstagabendsendungen ein, in denen die Präsidentin des ZNS vor einem Millionenpublikum für ihre Sache werben konnte. Die Spendeneinnahmen sprudelten, mit den Geldern wurden vor allem medizinische Geräte für Reha-Kliniken angeschafft. Hinzu kamen Talksendungen bei den öffentlich-rechtlichen wie privaten Fernsehstationen. Es folgten längere Filmporträts, Beiträge in Gesundheitsmagazinen und jede Menge Zeitungsinterviews, in denen die ZNS-Präsidentin mit großem Erfolg für die Arbeit des Kuratoriums werben konnte. Hannelore beteiligte sich an Benefizschallplatten und gab zwei Kochbücher heraus, die hohe Auflagenzahlen erzielten. Alle Einnahmen flossen in die Kasse des Kuratoriums, das damit auch mehrere Symposien finanzierte. Schließlich gab es noch verschiedene Gala-Veranstaltungen, wobei die Bonner Opern-Gala besonders beliebt war und ordentliche Überschüsse einbrachte. Die Benefizkonzerte mit Justus Frantz in Aachen oder mit Sandra Schwarzhaupt in Köln kamen beim Publikum ebenfalls sehr gut an und sorgten für hohe Spendensummen für das ZNS-Kuratorium. Nicht zu vergessen der Mannheimer »Ball der Sterne« eines privaten Radiosenders, bei dem die Präsidentin ihren großen Auftritt hatte, und mit einer launigen Rede zu Spenden aufrief. Das Kuratorium präsentierte sich auch auf dem jährlichen Unfallchirurgenkongress in Berlin, bei dem sie ein Symposion etwa über die »Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Frührehabilitation« abhielt. Gleiches galt für die alljährlich in Düsseldorf stattfindende Reha-Messe, an der das ZNS-Kuratorium mit einer kleinen Standfläche vertreten war. Hannelore selbst legte großen Wert darauf, bei diesen Veranstaltungen dabei zu sein. Wenn sie sich auf dem Messestand zeigte, bildeten sich Menschentrauben. Die Präsidentin verstand es in besonderer Weise, Fachpublikum anzusprechen und Reha-Kliniken von der Effektivität der Arbeit des Kuratoriums zu überzeugen. In den ersten Jahren nach der Gründung nutzte sie auch CDU-Bundesparteitage, um mit einem Infostand die Arbeit ihres Kuratoriums bekanntzumachen und vor allem den politischen Journalisten Rede und Antwort zu stehen. So fanden ZNS-Aktivitäten nicht selten Eingang in die Berichterstattung über die Ausarbeitung von Parteiprogrammen und Abstimmungen über politische Initiativen der CDU. Wenngleich Hannelore an der Seite ihres Mannes bei diesen Großveranstaltungen wie eine Diva gefeiert wurde, galt ihr Hauptanliegen dem unverdrossenen Werben um neue Fördermitglieder.
Einer, der sich besonders durch aktive Werbung für das Kuratorium von Hannelore Kohl einsetzte, war Wolfgang Schapper aus Langenfeld. Der gelernte Maurer und überzeugte Sozialdemokrat hatte in einer schwierigen persönlichen Lebensphase Hannelore Kohl durch Zufall im Fernsehen gesehen. Bei ihrem Auftritt hatte sie deutlich gemacht, wie sehr sie sich darüber freuen würde, wenn es mehr Menschen gäbe, die sich aktiv für ihre Arbeit engagieren wollten. Der nach zwei Herzinfarkten und drei Bypässen stark angeschlagene 53-Jährige wurde umgehend aktiv und wandte sich schriftlich an das Bonner Kuratorium ZNS. Er lud deren Präsidentin zu einem Altbierfest ein. Die Einnahmen der Biersause sollten als Spende dem Kuratorium zugutekommen. Hannelores rechte Hand Amalie Barzen reagierte sofort und teilte Herrn Schapper mit, zu einem Altbierfest werde Frau Kohl auf keinen Fall erscheinen. Schapper benannte das Altbierfest kurzerhand in »ZNS-Sommerfest« um und schickte eine neuerliche Anfrage. Was als Fest mit vielen Bierständen geplant war, wurde nun zu einer Feier mit buntem Bühnenprogramm, einer großen Autoschau, einem Trödelmarkt und Spielständen für Kinder. Es war die Geburtsstunde des großen ZNS-Festes, das seit 1989 dank der ungebrochenen Begeisterung der Langenfelder Bevölkerung jährlich wiederholt wird.
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