Die Frau an Seiner Seite
und gegenseitiger Achtung. Hannelore verstand es außerordentlich gut, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, ihnen Freiräume zu lassen und gleichzeitig hohe Anforderungen zu stellen.
Für den Aufbau des Kuratoriums ZNS war die Bestallung eines hauptamtlichen Geschäftsführers nach anfänglichen weniger guten Erfahrungen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern unumgänglich. Der Präsidentin schwebte für diese wichtige Position ein pensionierter General vor. In einem Gespräch mit dem damals amtierenden Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner erfuhr sie, dass zwar kein General zur Verfügung stand, aber drei Oberstleutnants zur Auswahl empfohlen werden konnten. Hannelore war klug genug, diese wichtige Personalentscheidung nicht alleine zu fällen, sondern einige Gründungsmitglieder zu den Bewerbungsgesprächen hinzuzuziehen. Am Ende entschied man sich für Oberstleutnant Rolf Wiechers, der sich schon bald als ausgezeichneter Generalist erwies. Im Februar 1985 nahm der neue Mann, der bei der Bundeswehr unter anderem Chef einer Instandsetzungskompanie gewesen war und sich um die Entwicklung eines neuen Kampfpanzers gekümmert hatte, den Aufbau der Geschäftsstelle in Angriff. Hannelore und dem neuen Geschäftsführer ging es von Anfang an darum, neue Initiativen zur Langzeitbetreuung von Hirngeschädigten zu fördern. Zwar wurden viele Unfallopfer medizinisch gut erstversorgt, doch die zwingend notwendige spätere intensive Betreuung war kaum gewährleistet. Es gab so gut wie keine Reha-Kliniken. Hier Änderungen herbeizuführen, den Menschen, die oftmals aufgegeben wurden und für die kaum Aussicht auf Heilung bestand, wieder Hoffnung zu geben, das war der Auftrag. Es fehlte allenthalben an diagnostisch und therapeutisch geeigneten Geräten, es gab auch keine Informations- oder Auskunftsstelle, über die Hirnverletzten ein Reha-Platz vermittelt werden konnte. Deshalb wurde die ZNS-Geschäftsstelle in Bonn schon bald zur Vermittlungszentrale ausgebaut. In der Bonner Humboldtstraße gingen von Jahr zu Jahr mehr Anfragen ein, die bewältigt werden mussten, egal, ob es sich um Probleme mit Versicherungen handelte oder um Arbeitsplatzbeschaffung, um Rente und Ansprüche, die nicht anerkannt worden waren. Das Kuratorium war aber nicht nur zentrale Auskunfts- und Servicestation für die Betroffenen und deren Angehörige. Auf Hannelores Betreiben wurde ein Pilotprojekt mit der Firma Nixdorf unter dem Motto »Computer helfen heilen« gestartet. Die Kanzlergattin hatte den erfolgreichen Unternehmer Heinz Nixdorf als Mitglied einer Wirtschaftsdelegation auf einer Auslandsreise ihres Mannes kennengelernt. Wie so oft in ihrem Leben nutzte sie die Zufallsbekanntschaft, um für ihr Lebenswerk zu werben. Die an Innovationen äußerst interessierte Präsidentin, die technische Neuerungen nicht als Jobkiller betrachtete, sondern darin auch eine mögliche Stütze für Menschen mit Behinderung sah, setzte ihren ganzen Charme ein, um den Pionier der dezentralen elektronischen Datenverarbeitung für ihr Projekt zu gewinnen. Sie konnte ihn dafür begeistern, mit seinen Mitarbeitern eine behindertengerechte Soft- und Hardware zu entwickeln. Tatsächlich gelang es den Nixdorf-Technikern, eine extra große Spezialtastatur zu kreieren. Außerdem wurde die Monitorschrift bis zu zehnmal vergrößert. Die Nixdorf-Entwickler konzipierten eine Software mit einem Lern- und Konzentrationsprogramm, das von einfachen Rechenaufgaben über Grammatikschulungen bis hin zu Anleitungen für kaufmännische Arbeiten ein breites Spektrum abdeckte. Auf mehreren Spezialmessen präsentierte das Paderborner Unternehmen die neuen Erfindungen. Das Interesse – nicht nur von Krankenhäusern oder Reha-Zentren – war überwältigend.
Hannelore war beseelt von diesen ersten Erfolgen und stürzte sich geradezu besessen in ihre Arbeit. Sie wurde nicht müde, die Bedeutung des Gehirns als wichtigstes Steuerungssystem des Menschen hervorzuheben. Es steuert nicht nur unsere Fähigkeit des Sprechens, der Bewegung und des Denkens, sondern auch unsere Emotionen. Die neue Technologie ermöglichte schwer Hirnverletzten, neue Aktivitäten für sich zu entdecken. Die am PC arbeitenden Patienten, die in ihrer Feinmotorik gestört und zum Teil durch Lähmungen erheblich eingeschränkt waren, erhielten durch Langzeittrainings Sicherheit zurück, wurden gefördert und motiviert und konnten so ihr Schicksal besser verarbeiten.
Eine der wichtigsten Aufgaben bestand für
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