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Die Frau an Seiner Seite

Die Frau an Seiner Seite

Titel: Die Frau an Seiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heribert Schwan
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Hannelore etwa die Aufenthaltsorte von Walter und Peter bei der Bundeswehr und später beim Studium geheim. Dabei hätte sie sicher manches Mal – wie alle Mütter – gerne voller Stolz auf die Leistungen ihrer Kinder verweisen wollen. Aber erst Jahre später konnte man ihr Einzelheiten darüber entlocken.
    Als Sohn Walter Ende 1984 nach zweijähriger Dienstzeit als Fähnrich eines Jägerbataillons entlassen und später Reserveleutnant wurde, bewegte Hannelore kaum etwas mehr, als die Frage nach dem richtigen Studienort. Sie war getrieben von der Angst, ihre Söhne könnten an der Belastung durch den Namen Kohl schwer zu tragen haben oder gar Opfer eines Anschlags werden. Mit ihrer gewohnten Fürsorge unterstützte sie Walters Pläne, die Bundesrepublik zu verlassen, um ein Auslandsstudium zu beginnen. Vater Helmut spielte bei diesen Überlegungen keine Rolle; er überließ, wie so oft, die Entscheidung seiner Ehefrau und dem erwachsenen Sohn. Dass Amerika von Beginn an in der engeren Wahl war, stimmte den Kanzler jedoch keineswegs glücklich. Er hätte es lieber gesehen, wenn seine Söhne sich für deutsche Hochschulen entschieden hätten. Doch dank Hannelores Unterstützung setzte sich Walter durch.
    Um einen Platz an einer amerikanischen Eliteuniversität zu bekommen, musste Walter ein kompliziertes Auswahlverfahren überstehen. Wieder war es die Mutter, die die beiden Söhne schon mit harter Hand und jeder Menge Motivationstalent durch die Schulzeit begleitet hatte, die sich durch diese neue Aufgabe herausgefordert fühlte. Um das Bewerbungsverfahren für die Aufnahme am Harvard College erfolgreich absolvieren zu können, bedurfte es einer ausgeklügelten Vorbereitung, ohne die ein Scheitern nicht auszuschließen war. Hannelore half Walter dabei, einen Privatlehrer zu finden, der ihn fit für die Aufnahmeprüfungen machte. Nach einigen Recherchen fand er in Heidelberg eine amerikanische Professorin, die Kurse für die Vorbereitungstests an amerikanischen Colleges anbot. Er gewann die Privatlehrerin für einen mehrmonatigen Crashkurs, der sicher nicht billig war. Sohn Walter, der bereits über exzellente Sprachkenntnisse verfügte, unterzog sich trotzdem einer harten Lehr- und Lernzeit. Nachdem er mit großem Fleiß, der moralischen Unterstützung seiner Mutter und dem großen pädagogischen Geschick der Lehrerin alle Tests bestanden hatte, stand seinem Studium der Volkswirtschaft und Geschichte am Harvard-College im amerikanischen Massachusetts nichts mehr im Weg. Walter Kohl schloss sein Hochschulstudium Mitte Juni 1989 mit dem »Bachelor of Arts« (BA) erfolgreich ab. Seine Eltern ließen es sich nicht nehmen, an der feierlichen Diplomübergabe in Harvard teilzunehmen. An den Amerika-Aufenthalt schloss Walter ein Studium in Wien an, wo er mit einem Abschluss als Diplom-Volkswirt die beste Voraussetzung für einen guten Start ins Berufsleben erwarb.
    Der jüngere Kohl-Sohn Peter ging einen ähnlichen Weg wie sein Bruder. Als er im Juni 1987 seine zweijährige Bundeswehrzeit als Fähnrich beendet hatte, bereitete auch er sich intensiv auf die Prüfungen für ein Auslandsstudium vor. Im Herbst 1987 nahm Peter sein Studium am Massachusetts Institute of Technology (MIT) auf und belegte die Fächer Wirtschaftswissenschaften und Luft- und Raumfahrttechnik. Die ungebrochene Fürsorge, mit der Hannelore ihre Söhne bedachte, die ungewöhnlich enge Bindung der Söhne an die Mutter, hielten auch während der Auslandsjahre unvermindert an.
    Nachdem die Söhne aus dem Haus waren, widmete sich Hannelore Kohl mit großer Herzlichkeit verstärkt den Menschen, die zu ihrem unmittelbaren Umfeld gehörten. Hilde und Ecki Seeber unterstützte sie nicht nur organisatorisch bei der Finanzierung ihres Reihenhauses in Ludwigshafen, sondern hatte auch ein Auge auf das schulische Fortkommen der Seeber-Kinder. Dabei beließ sie es nicht bei Interessensbekundungen, sondern nahm sich Zeit für gründlichen Nachhilfeunterricht. Die älteste Seeber-Tochter Sabine erinnert sich heute noch an die Mischung aus Strenge und beständiger Ermunterung, mit der Hannelore sie durch schulische Schwächephasen begleitete.
    Hannelore, die sich auch um ein gutes Arbeitsklima im Ludwigshafener Haus wie im Bonner Kanzlerbungalow kümmerte, war schließlich ausschlaggebend für die Entscheidung Helmut Kohls, den damals 21-jährigen Martin Frühauf als Koch einzustellen. Der neue Leibkoch des Kanzlers hatte eine fünfjährige Ausbildung als Koch und

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