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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Klugheit Lösungen zu finden, oder ob auch er zu einem späteren Zeitpunkt ein angemessenes Geschenk erwartete. Im Augenblick kam es ihm, während er tausende Kilometer von daheim und fern von allem, was ihm auch nur annähernd vertraut war, äußerst unbehaglich in der lauen Nacht dasaß, ausschließlich darauf an, seinen sonderbaren Führer weder zu kränken noch zu enttäuschen. Nur wenn er sehr umsichtig zu Werke ging, konnte er Erfolg haben.
    Endlich war die letzte Dattel gegessen, und Ishaq fragte Pitt mit einem Lächeln, was ihn nach Ägypten geführt habe: das Signal, dass er bereit war, ihm seine Hilfe angedeihen zu lassen.
    »Ein britischer Soldat ist in London umgebracht worden«, sagte er in beiläufigem Ton und versuchte, seine Beine unauffällig ein wenig zu strecken und zugleich den Ausdruck des Schmerzes zu unterdrücken, mit dem dieser Versuch bestraft wurde. Er tat so, als müsse er husten, um sein Aufstöhnen zu tarnen. »Der Mann selbst ist nicht wichtig, doch sein Tod könnte einen Skandal hervorrufen, weil ein bedeutender Mann der Tat verdächtigt wird«, fuhr er fort. Befriedigt sah er, dass auf Ishaqs Gesicht der Ausdruck des Verstehens an die Stelle der Verwirrung trat. Wen interessiert es schon in Alexandria, wenn in London jemand getötet wird, der eine gewisse Beziehung zu Ägypten hat? Er nickte höflich.
    »Der Ermordete hat vor knapp dreizehn Jahren hier im Heer gedient«, fuhr Pitt fort. »Ich möchte wissen, welchen Ruf er hatte und ob er sich unter seinesgleichen Feinde gemacht hatte. In England lässt sich darüber nichts Genaueres erfahren.« Sicher war es klug, den Namen Ayesha Sachari erst einmal nicht ins Spiel zu bringen. Das konnte er später immer noch tun, wenn es angebracht erschien. »Er hieß Edwin Lovat.«
    Ishaq wartete, den Blick unausgesetzt auf Pitts Gesicht gerichtet.
    Pitt nannte ihm Lovats Regiment und Dienstgrad, dann beschrieb er kurz dessen Äußeres und bemühte sich, keine Enttäuschung zu zeigen, als er auf Ishaqs Gesicht keinerlei Reaktion erkannte.
    Dann aber nickte Ishaq. »Ich erinnere mich an die Männer«, sagte er ausdruckslos.
    »Die Männer?«, fragte Pitt. Er verstand nicht. Vielleicht war für Ishaq ein britischer Soldat wie der andere. Er konnte ihm das nicht verdenken. Obwohl er selbst darin ausgebildet war, Menschen genau zu beobachten und zu identifizieren, wäre es ihm unmöglich gewesen, auf seinen Eid zu nehmen, dass er auf der Straße einen bestimmten Ägypter und nicht einen anderen gesehen hatte.
    »Es waren vier«, erklärte Ishaq. »Sie waren immer zusammen. Blond, blaue Augen, gingen wie ...« Er gab es auf und sah Hilfe suchend Avram an. Dieser sagte etwas auf Arabisch und erklärte dann, zu Pitt gewandt: »Er meint stolzieren.«
    »Kennt Ihr die Namen der anderen?«, fragte Pitt. Es wäre nicht schlimm, wenn er sie nicht wüsste, weil er sich ohne weiteres bei den Militärbehörden erkundigen konnte — das zumindest würde man ihm sagen. Mit welchen Kameraden ein Soldat in seiner Freizeit ausging, unterlag nicht der militärischen Geheimhaltung.
    »Yeats«, sagte Ishaq. »Und Garrick«, fügte er hinzu. »Der Letzte fällt mir nicht ein.«
    »Das ist ganz großartig. Danke«, sagte Pitt begeistert. »Waren es gute Soldaten, vor allem Lovat?« Im selben Augenblick hätte er sich ohrfeigen können. Wie konnte ein britischer Soldat in den Augen eines Ägypters auf irgendeine Weise »gut« sein?
    Avram sagte etwas auf Arabisch, und Ishaq nickte. Er richtete die Antwort an Pitt, als hätte dieser ihm die Frage gestellt. »Er war mutig und hat sich an die Vorschriften gehalten, auf die es ankam.«
    Mit einem Mal war Pitts Jagdinstinkt geweckt. »Und die anderen Vorschriften?«, fragte er leise.
    Ishaq lächelte, sodass man im Schein des Feuers seine weißen Zähne leuchten sah. Dann sagte er mit völligem Ernst: »Bei den anderen hat er sorgfältig darauf geachtet, sie nur zu brechen, wenn es niemand merkte.«
    Pitt holte Luft, um die nahe liegende Frage zu stellen, doch im selben Augenblick sagte Avram: »Er war tapfer. Das ist gut. Ein Feigling nützt niemandem. Und er war gehorsam, nicht wahr? Ein Soldat, der Befehlen nicht gehorcht, bedeutet für seine Kameraden eine Gefahr, oder nicht?« Diesmal sah er Pitt an.
    »Gewiss«, stimmte Pitt zu. Er war nicht sicher, warum der Mann ihm das Wort abgeschnitten hatte. War er zu offen gewesen, oder konnte die Antwort auf diese Frage Ishaq in Verlegenheit bringen? Warum? Ging es dabei um

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