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Die Frau aus Alexandria

Die Frau aus Alexandria

Titel: Die Frau aus Alexandria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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empfinden, war später noch genug Zeit. Gerade als sie den Mund auftun wollte, mahnte etwas an seinem Gesichtsausdruck sie, nichts zu sagen.
    »Wie ... wie ist er gestorben?«, fragte er mit schleppender Stimme. Jetzt wollte er etwas von ihr erfahren, und sie merkte, dass ihm die paradoxe Umkehrung der Situation durchaus bewusst war.
    »Im Krieg«, sagte sie. »Irgendwo in Indien. Er war wohl sehr tapfer, geradezu verwegen.« Sie verstummte, als sie sah, wie der letzte Tropfen Blut aus seinem Gesicht wich.
    »Im Krieg?« Er klammerte sich an das Wort, als verbinde er damit eine verzweifelte Hoffnung. »Sie meinen, bei einem Kampfeinsatz?«
    »Ja.«
    Er sah beiseite.
    »Bitte, Mr Sandeman«, sagte sie eindringlich. »Mein Mann ist ein guter Ermittler, und er ist entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen. Bestimmt bekommt er heraus, was Sie wissen, nur ist es dann vielleicht zu spät, um Martin Garvie zu helfen — oder Mr Garrick, falls die beiden zusammen sind.« Sie war nicht sicher, ob es klug war, das zu sagen, oder ob sie zu weit gegangen war und verraten hatte, dass sie in Wahrheit nichts wusste. Sie erkannte die Unentschlossenheit auf seinen Zügen, und ihr Herz schlug wild, während sie wartete.
    Mit flackerndem Blick sah er beiseite, auf seine Hände. »Ich glaube nicht, dass Sie viel helfen könnten«, sagte er mit entsetzlich gequälter Stimme. »Selbst wenn ich Ihnen alles sagen würde, was mir Martin anvertraut hat, wäre es vermutlich zu spät.«
    Mit einem Mal wurde ihr die Kälte bewusst, die in dem Raum herrschte, und sie begann zu zittern. Ihr Körper war völlig verkrampft. »Glauben Sie, dass auch Martin nicht mehr lebt? Wer ist in dem Fall als Nächster an der Reihe - Sie?«, drang sie in ihn. »Wollen Sie einfach dasitzen und warten, dass man kommt und Sie umbringt?« Ihre Stimme zitterte vor Wut und Angst. Sie machte eine hilflose Bewegung mit ihrem Arm. »Sind Ihnen diese Menschen hier denn nicht so wichtig, dass Sie versuchen wollen, sich zu retten? Wer würde sich um die Leute kümmern, wenn nicht Sie?«
    Er sah sie an. Sie hatte eine empfindliche Stelle getroffen. »Das ist Ihre Aufgabe!«, hielt sie ihm vor. Ihr war klar, dass sie ihm damit vermutlich nicht gerecht wurde. Weder wusste sie etwas über ihn, noch hatte sie das Recht, dergleichen zu sagen. Sie hätte volles Verständnis gehabt, wenn er sie jetzt wütend angefahren hätte.
    »Martin hatte von mir gehört«, sagte er. Er sprach sehr leise, als wäre er tief in Gedanken versunken, aber mit fester Stimme. »Ich kannte viele ehemalige Soldaten, denen es schlecht ging. Sie tranken zu viel, weil sie nicht vergessen, mit ihren Gedanken und Erinnerungen nicht leben konnten, vielleicht aber auch, weil sie nicht mehr wussten, wie sie in ihr früheres Leben zurückkehren sollten, das Leben, das sie geführt hatten, bevor sie in den Krieg zogen.« Er holte tief Luft. »In den Augen derer, die zu Hause geblieben sind, waren das vermutlich nur ein paar Jahre. An ihrem Leben hat sich nichts geändert, es war tagein, tagaus dasselbe. Für solche Menschen ändert sich die Welt nie, ihre Träume reichen nicht weit.«
    Sie unterbrach ihn nicht. Zwar gehörte das nicht zur Sache, doch sie spürte, dass er im Begriff stand, sich langsam zu etwas voranzutasten.
    »Mit dem Militär verhält sich das anders. Auch bei denen, die nur eine kurze Zeit als Soldat verbringen, kann das ganze Leben dadurch umgekrempelt werden«, fuhr er fort.
    Bezog er sich damit auf seine Zeit in Ägypten, sprach er von sich, Stephen Garrick, Yeats und Lovat, oder meinte er all die verlorenen
und hoffnungslosen Männer, um die er sich hier in den Gassen um Seven Dials kümmerte?
    »Martin wollte Garrick helfen.« Er mied ihren Blick und sah zu Boden. »Aber er wusste nicht, wie er das bewerkstelligen konnte. Stephens Alpträume wurden immer schlimmer und kamen immer häufiger. Er hat getrunken, um sich abzustumpfen, doch das hat immer seltener genützt. Er hat dann angefangen, Opium zu nehmen. Das hat nicht nur seine Gesundheit immer mehr untergraben, sondern auch dafür gesorgt, dass er im Laufe der Zeit die Herrschaft über sich verloren hat.« Sandemans Stimme wurde immer leiser. Charlotte musste sich vorbeugen, um zu verstehen, was er sagte.
    »Er konnte in seiner Verzweiflung niemandem mehr trauen, außer Martin«, fuhr er fort. »Vielleicht hat Martin angenommen, ich könnte Garrick helfen, wenn er ihn zu mir brächte ... oder wenn ich zu ihm ginge.«
    »Und

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